XXI | 1Raf7

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Leonora

Meine Hände waren leicht schwitzig als ich aus der Bim ausstieg. Ich war aufgeregt. Die Aussicht, Raphaels beste und engste Freunde kennenzulernen, machte mich nervös.

Raphael, der gewusst hatte wie aufgeregt ich war, hatte mir heute Morgen noch Nachrichten geschickt, in denen er mir die Nervosität für den Moment genommen hatte. Doch jetzt kam sie mit voller Wucht zurück.

Das Haus, in dem sich Raphaels Studio befand, kam in Sicht. Ich wechselte die Straßenseite und blieb vor dem grauen Gebäude zum Stehen. Tief atmete ich ein und aus, bevor ich die Klingel betätigte. Kurz darauf ertönte ein Summen und ich drückte die Tür auf.

Tim stand in der Tür und lächelte mich an. Ich hatte den Mitarbeiter von meinem Freund bei meinem ersten Besuch im Studio kennengelernt. Ich erinnerte mich dran, dass er laut seiner Vorstellung zu dem The Cratz Duo gehörte.

"Hallo. Schön, dich wiederzusehen, Leonora." Er umarmte mich kurz. "Folge mir einfach. Sie warten schon." Ich folgte ihm den Flur entlang an den ganzen Schallplatten vorbei. Als ich an das letzte mal dachte, als ich hier war und wir über die vergoldeten Platten gesprochen hatten musste ich augenblicklich lächeln.

Tim führte mich zum selben Raum wie bei meinem letzten Besuch. Er klopfte und öffnete dann die Tür. Während Tim sich von mir verabschiedete, weil er noch zu tun hatte, empfing mich leise Musik im Raum.

Die Männer waren komplett still und schauten mich an. Unwohlsein überkam mich kurzzeitig, bis ich Raphael entdeckte. Er kam durch den Raum mit großen Schritten auf mich zu.

Mein Freund umarmte mich und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Dann drehte er sich wieder seinen Freunden zu, dabei legte er mir beruhigend einen Arm um die Taille.

Als wer das der Startschuss gewesen, stand ein großer Mann mit lockigen blonden Haaren der zuvor noch neben Raphael gesessen hatte, auf und kam auf mich zu.

„Leonora, das ist John." Der blonde streckte mir seine Hand entgegen. „Hi, freut mich." Sagte ich, während ich seine Hand drückte. Gleichzeitig war ich beeindruckt von seiner Größe. Raphael hatte mir erzählt, dass John noch größer war als er.

„Mich auch." Gab John zurück. „Und das ist die 187 Strassenbande." Mit einer ausladenden Handbewegung zeigte er in den Raum. Nachdem Raphael mir mehr über seine Freunde und ihr Pseudonym 187 Straßenbande erzählt hatte, hatte ich sie gegoogelt. Daher konnte ich die einzelnen Gesichter den Künstlernamen zuordnen.

John auch Bonez MC genannt, war der Kopf der Gruppe. Gzuz und Maxwell saßen beide auf dem Sofa. LX stand hinter dem Sofa zwischen den Hinterköpfen von Gzuz und Maxwell. Beide Rapper standen vom Sofa auf und LX umrundete das Sofa.

Maxwell kam auf mich zu. "Hi, ich bin Maxwell. Ich würde dich ja umarmen und beglückwünschen, dass du dir Raf geangelt hast, aber er hat uns verboten dich so zu überfallen, um dich nicht zu verschrecken." Den zweiten Satz flüsterte er mir zu, dann zwinkerte er.

"Alter." Kam es leicht genervt und ertappt von Raphael. Maxwell zuckte nur mit den Schultern. Irgendwie war die Szene skurrile. Ich stand mit sechs Gangster-Rapper im Studio und einer nach dem anderen stellte sich höflich und Gentlemanlike vor.

Dir Tür ging auf und eine Frau mit roten Haaren kam in den Raum hinein gerauscht. Verdutzt sah ich zu Raphael hoch, der immer noch meine Taille umschlungen hielt. Raphael führte seinen Mund an mein Ohr. "Das ist Ruby, Jonas Frau. Er wird bestimmt gleich Ärger bekommen, weil er schon wieder im Studio ist." Ich hörte Belustigung in seiner Stimme.

"Jonas!" Rubys Stimme klang anklagend. Der Blick des Rappers huschte zu seiner Frau. "Ähm Hi. Ich schwöre, ich hab nicht gearbeitet. Wir haben nur Rafs Freundin kennengelernt." Ruby atmete tief ein, bevor sie mich im Raum entdeckte.

"Entschuldigung falsch ich dich erschrocken habe, das war nicht meine Absicht. Nur Jonas hatte mir versprochen, dass er diese Woche schon genug gearbeitet hat." Ihr Tonfall klang aufrichtig. "Hi John." Kurz umarmte sie John zur Begrüßung. Ich machte mich sanft von meinem Freund los und ging zu der Rothaarigen. "Freut mich, dich kennenzulernen." "Mich auch." Sie umarmte mich kurz.

"Warum darf Ruby sie zur Begrüßung umarmen? Guck mal, wie verschreckt sie guckt." Gab Maxwell einen Kommentar ab. "Bruder hättest du mich bei unserer ersten Begegnung umarmt, hätte ich dir die Eier abgeschnitten." Sagte LX mit einem leichten Lächeln in der Stimme.

"T'schuldigung." Entschuldigte sich Ruby zum wiederholten Mal. "Alles gut. Wirklich." Erwiderte ich, um sie zu beruhigen. Dieses kennenlernen lief bis jetzt besser als ich erwartet hatte, aber auch total chaotisch.

Ein Räuspern ertönte hinter mir. "Wer will ein Kaffee?" Raphaels Stimme erklang hinter mir und schmiss die Frage in den Raum. Während Getränk wünsche, an ihn gegeben wurde, ging ich mit Ruby zusammen zum anderen Sofa rüber, was noch frei war.

Es kam, ruhe in den Raum, nachdem Raf ihn verlassen hatte und sich alle hingesetzt hatten. "Also was machst du beruflich? Raf hat so gut wie nichts über dich erzählt." John schaute mich neugierig an. "Ich bin Ärztin."

Raphael

Ich verließ den Raum, nachdem ich die Getränkebestellungen von meinen Freunden angenommen hatte. Kurz überlegte ich, ob ich sie alleinlassen konnte doch Ruby war bei ihr, also machte ich mir weniger Sorgen.

Als die erste Tasse unter der Kaffeemaschine stand, hörte ich Schritte. John kam in den Raum. „Ich verstehe nicht, warum du uns gesagt hast, wir sollen uns normal verhalten. Sind wir so abschreckend?" Mein Freund lächelte belustigt.

Ich seufzte. „Nein...Ja. Schon irgendwie. Es ist nur... Sie hat reiche Eltern, kommt aus einer intakten Familie...ach ich weiß auch nicht."

Die erste Tasse war fertig. Ich stellte die nächste darunter. „Das verstehe ich, aber sie scheint kein Problem mit uns zu haben. Vor allem mit Ruby und Maxwell scheint sie sich schon gut zu verstehen."

Mein Herz wurde leichter. Eine kleine Stimme in mir hatte mir eingeredet, dass sie vielleicht verschreckt sein würde. Auch wenn ich wusste, das ich mich immer mehr in sie Verliebte, bekam ich gleichzeitig immer wieder bedenken. Wir kamen einfach aus zwei verschiedenen Welten. Ich wusste nicht, ob das zusammenpassen würde.

Mit John machte ich die restlichen Getränke fertig. Zusammen brachten wir diese wieder ins Studio. Ruby und Jonas saßen zusammen auf einem Sofa, Jonas hatte seinen Arm um seine Frau gelegt. Während Alex und Maxwell mit meiner Freundin am Mischpult standen und ihr die einzelnen Regler erklärten. Sie schienen sich zu amüsieren.

Anton stand währenddessen an der Wand gelehnt und tippte in sein Handy. Es war ein beruhigender Anblick für mich. Es schien, obwohl die aus einem anderen sozialen Gefüge kam, dass sie hier gut hineinpasste.

„Ah die Getränke." Ich übergab Ruby ihren Kaffee, nachdem ich das Tablett abgestellt hatte. „Danke Raphael. Gentlemanlike." Dabei guckte sie ihren Mann vorwurfsvoll an. Dieser verdrehte seine Augen. „Du liebst mich trotzdem." Jonas stand auf, um sich seine Tasse zu holen.

„Ich Sachs dir: Schaff die nie ne Frau an.", murmelte Jonas als er sich eine Tasse nahm.

Ich wusste, dass er das nicht ernst meinte. „Du liebst sie.", erwiderte ich. „Ja ich liebe sie sehr.", sagte er seufzend.

Jonas schlenderte wieder zurück zu seiner Frau. Ich ging mit einer Tasse Kaffee zu meiner Freundin rüber. Sie unterhielt sich immer noch angeregt mit Alex und Maxwell.

„Ab morgen kannst du wohl meinen Job übernehmen.", sagte ich scherzhaft und reichte ihr ihren Kaffee. Lachend drehte sie sich zu mir um. „Nein sicher nicht. Ich bin noch dabei, es zu verstehen." 

Zukunft | Raf Camora FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt