XXV | Sorgen

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Leonora 

Es hatte sich was verändert. Ich konnte nicht sagen was oder wie aber wann. Nachdem essen mit meiner Familie. Woran es lag? Keine Ahnung. Ich wusste nur, dass Raphael gereizter war und mir öfters versuchte aus dem Weg zu gehen.

Mit einem mulmigen Gefühl betrat ich den Pausenraum für Mitarbeiter im Krankenhaus. Müde fuhr ich mir über mein Gesicht und ging rüber zur Kaffeemaschine. Ich stöhnte genüsslich auf. "So gut?" Erschrocken fuhr zu der Stimme herum.

Alex, eine Krankenschwester der Station und Arbeitskollegin von mir, stand belustigt in der Tür. "Ja." Gab ich gequält von mir, was sie mit einem auflachen quittierte. "Ist deine Schicht jetzt vorbei?" "Mhm." Ich nahm wieder einen Schluck von meinem Kaffee.

"Ich wollte dir nur sagen, dass Tim in zehn Minuten hier ein Termin auf der Station hat. Nur falls du ihn nicht treffen möchtest." Alex stellte sich neben mich und bediente die Kaffeemaschine. "Das ist nennt von dir das du mich warnen möchtest, aber ich komm' schon klar mit ihm." Dankbar lächelte ich sie an.

"Ich werd' mich mal umziehen, gehen und nach Hause fahren. Ich sehne mich nach Schlaf." Alex lachte neben mir als ich mich von der Theke abstieß. "Ich wünsche dir eine ruhige Schicht." Sagte ich zum Abschied, bevor ich den Raum verließ. Ich hörte noch ein "Danke".

Müde und geschafft zog ich mich um und verließ den Raum, um nach Hause zu fahren. Mit dem Blick auf mein Handy trat ich aus dem Raum und lief gegen jemanden. Erschrocken ging mein Blick nach oben und mein Blick traf braune mir vertraute Augen.

"Leo!" Auf seinem Gesicht zeigte sich Überraschung. Ob sie guter oder schlechter Natur war, konnte ich nicht sagen. "Tom!" Gab ich atemlos, ebenfalls mit Überraschung in der Stimme von mir.

"Leonora!?" Ich drehte mein Kopf zu den Fahrstühlen, etwa zehn Meter von mir entfernt. Raphael. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und legte meine Stirn in Falten. Was machte er hier? Hatte ich etwas vergessen?

"Raphael?" Ich schaute wieder zu Tom, der mich immer noch anstarrte. Es überraschte mich mehr Raphael hier zu sehen als Tom. Mein Freund kam auf mich und meinen Ex-Freund zu. Als er bei uns ankam, drückte er mir einen Kuss auf die Schläfe und schlang einen Arm um meine Taille.

"Raphael. Leonoras Freund." mein Freund streckte Tom seine Hand entgegen. Sein Gesicht hingegen blieb hart. Sein Ausdruck in den Augen, arrogant. Genervt verdrehte ich die Augen. Tom nahm das Angebot an und die Männer schüttelten sich die Hände. "Tom. Leonoras Ex." Gab er zurück.

"Raphael?" Ich schaute zu ihm auf, er hingegen blickte immer noch in Toms Gesicht. "Mhm?" Genervt verpasste ich ihm einen Hieb mit dem Ellbogen. "Lass uns gehen. War schön, dich zu sehen, Tom." "War auch schön, dich zu sehen." Ich drehte mich von meinem Ex weg und zog Raphael mit mir. In mir kochte es.

Draußen an seinem Wagen in der Tiefgarage blieben wir stehen. "Sag mal, spinnst du?" spie ich wütend aus. "Darf ich jetzt nicht mal mehr meine Freundin von der ihrer Arbeit abholen?" Gab er genauso angepisst zurück. "Ich hätte mich bestimmt gefreut, wenn du nicht so komisch zu Tom gewesen währst." Erklärte ich mich jetzt etwas ruhiger.

Er kam mir auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen. "Er ist dein Ex, natürlich freu' ich mich nicht den zu treffen. Dieses Arschloch." "Boah ey Raphael. Was ist los mit dir?" Ungläubig fragend sah ich nach oben in seine braunen Augen. "Nichts. Alles gut. Tut mir leid." Seine Stimme war ruhiger und sein Körper entspannte sich.

Er drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn. "Steigst du bitte ein?" Ich sah ihm nochmals in die Augen, drehte mich um und stieg in den Jaguar ein. Raphael blieb noch kurz stehen und stieg dann ebenfalls ein.

Der halb Italiener fuhr aus dem Parkhaus raus, während ich am Radion herumfummelte, um Musik anzumachen. "Wo fahren wir ihn?" Fragte ich, während ich eine Playlist suche. Raphael drehte den Kopf in meine Richtung. "Zu mir. Ich hab gekocht." Meine Augen wurden vor Vorfreude groß und ich lächelte breit. Raphael konnte nicht viele Gerichte kochen, aber die, die er Kochen konnte, schmeckten unglaublich gut.

"Ich freu' mich schon." Gab ich begeistert von mir. Mein Freund legte seine Hand auf meinen Oberschenkel und fuhr leicht auf und ab. "Es tut mir leid, dass ich mich so Scheiße verhalten habe vorhin." "Ist schon okay.", erwiderte ich sanft und umschloss seine Hand mit meiner. "Ich wusste selbst nicht, dass er heute kommen würde." Wir bogen in Raphaels Straße ein. Zwei Minuten später parkten wir ein und stiegen aus.

Oben in der Wohnung angekommen, schlug mir der Geruch von Penne all'Arrabiata entgegen. "Mhm, riecht das gut." Ich zog mir die Schuhe aus. "Übrigens danke, dass du Ruby meine Nummer gegeben hast. Wir haben miteinander geschrieben. Sie hat mich nach Hamburg eingeladen." Erzählte ich freudig. Mein Freund lächelte mir zu als er nach mir in seine Küche trat.

"Das freut mich. Dann müssen wir wohl nach Hamburg fahren." "Ja müssen wir." Ich holte zwei Schalen aus dem Schrank, Raphael holte Besteck. Ich nahm die Deckel von den Töpfen und schloss beim Geruch der Soße die Augen. "Ich kenne niemanden, der dieses Gericht so gut kochen kann wie du." Sagte ich und füllte Nudeln und Soße in die erste Schale. "Danke." Raphael stand hinter mir und nahm die von mir gereichte Schüssel entgegen.

Raphael war stiller als sonst und distanzierter. Weniger lebhaft. Stillschweigend saßen wir uns am Esstisch gegenüber. Das Essen schmeckte gut, doch durch die bedrückte Stimmung bekam es einen faden Beigeschmack. Ich wollte Fragen, was los war. Wollte wissen, warum er sich benahm, wie er sich benahm. Doch ich wusste nicht wie. Oder wann. Nur ich musste es machen, denn ich hielt diese Distanziertheit, die er seit Tagen legte, nicht aus.

Ich wusste das er viel Stress hatte, da das Album erscheinen war. Er stürzte sich Hals über Kopf in die Planungen von seinen nächsten Projekten, ohne die versprochenen Freien Tagen um zur Ruhe zur kommen einzuhalten. Man sah ihm an, dass er müde war. Aber ich glaubte, das das nicht der einzige Grund war, warum er im Moment so war.

"Du hast mir versprochen, dass du dich ein paar Tage ausruhst, wenn das Album raus ist." Sagte ich sanft, lehnte mich zurück und sah ihn an. Er hörte auf zu essen und ließ sein Besteck genervt in die Schale fallen. "Leonora." Stieß er genervt aus. "Erstens hab ich gesagt ein Tag und nicht paar Tage und zweitens passt es gerade nicht."

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. "Dann wird es nie passen." Wir schauten uns in die Augen und irgendwas an meinem Gesagt löste eine Erkenntnis und Traurigkeit in seinem Blick aus. Wie hatte er den Satz verstanden?

Er stand abrupt auf und ging aus dem Raum. Ich war genervt und gleichzeitig machte ich mir Sorgen. Um ihn und um unsere Beziehung. 

Zukunft | Raf Camora FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt