Kapitel 13

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Pov Rezo

Nach einem stressigen Tag chillte ich auf meiner Couch und scrollte durch Insta. Es war zwar erst halb 5 aber für heute hatte ich trotzdem nichts mehr zu tun. Ich liebte es, die ganzen süßen DMs durch zu lesen. Meine Community war einfach die beste. Eine Nachricht sprang mir aber ins Auge. Ungläubig stand ich auf und fing an auf und ab zu gehen, während ich sie las. Was?! War das echt? War das der Grund? Gleichzeitig erleichterte sie mich. Er wollte doch noch etwas mit mir zu tun haben. Sofort griff ich nach meinen Schuhen. Es war eh bereits Sommer, also brauchte ich keine Weste mehr. Mit dem Auto war ich am schnellsten bei der Polizei, deshalb stieg ich ein und fuhr schnellst möglich los. Ich musste ihn retten. Seine Worte hallten immer weiter in meinem Kopf. Die Art, wie er geschrieben hatte... er wirkte so verängstigt, so verletzlich.

Ich riss die Türe auf und rannte zu der Rezeption. Ich erklärte ihm meine Situation und er schickte mich sofort in ein Zimmer zu 2 Polizisten.

"Guten Tag. Wie können wir Ihnen helfen?" die beiden schüttelten meine Hand und baten mich dann, mich zu setzten. Gehorsam setzte ich mich und fing an zu erzählen:"Ich habe so einen Freund, den ich über das Internet kennengelernt habe und der hat mir jetzt eine Nachricht geschrieben, dass er in Gefahr ist. Mir ist klar, dass es wie eine Verarsche klingt. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es das nicht ist." "Okay, wir glauben ihnen. Manchmal muss man einfach Vertrauen haben. Es ist immer besser einmal zu oft wie einmal zu wenig nachgeschaut zu haben." meinte der Mann, der etwas weiter hinten in dem Raum stand und sich jetzt gerade in meine Richtung begab. "Haben sie irgendeinen Anhaltspunkt, damit wir uns zumindest ein wenig absichern können?" schaltete sich der andere wieder ein. Ich überlegte kurz und nickte dann leicht. "Perfekt." "Sie können nachschauen, ob und warum Julien Zheng Zheng Kho Budorovits im Waisenhaus war. Es müsste wegen Kindesmisshandlung wegen den Eltern sein." Der Mann nickte kurz und tippte dann auch schon etwas in seinen Computer ein. Sein Blick wanderte zu seinem Kollegen "Wir sollten uns beeilen, wenn er Recht hat." Der andere nahm schon die Schlüssel und machte mir klar, dass ich ihm folgen sollte. "Wenn sie mitfahren wollen, müssen sie unbedingt im Auto bleiben. Das ist extrem wichtig." "Werde ich." er machte eine misstrauische Grimasse, öffnete mir dann aber die Türe. Ich stieg ein und er begab sich auf die andere Seite. Der andere musste mit einem eigenen Auto fahren, da es ja wenn dann sowieso 2 Verbrecher wären. Überraschend mehr Autos fuhren noch mit uns mit, um genau zu sein waren es dann insgesamt 4.

Gemeinsam fuhren wir zu der Adresse und schon relativ schnell kamen Polizisten mit einem Mann heraus und nur wenige Minuten später auch mit einer Frau. Es brauchte so viel Kraft, nicht aus dem Auto zu springen und hineinzurennen...aber ich hatte es versprochen. Der Polizist deutete mir, dass ich kommen sollte. Also öffnete ich die Türe und kletterte aus dem Wagen. Kurze Zeit später fand ich mich auf den Treppen hinunter zum Keller wieder. Der Polizist meinte, dass er viel zu verängstigt war um rauszukommen und vielleicht konnte ich ihn da ja rausholen. Ich ging ihm nach und er führte mich um ein Regal, welches weggeschoben war, dann stand ich vor einer Türe. "Er hält sogar die Türe zu. Sie schaffen das bestimmt. Wir lassen sie beide das alleine klären, wenn das in Ordnung ist." zaghaft nickte ich.

"Ju? Ich bins, Rezo. Bitte komm raus. Wir wollen dir nur helfen." keine Antwort oder Reaktion. "Julien. Du bist in Sicherheit. Sie sind weg. Deine Eltern sitzen oben in Polizeiautos." Ich probierte die Türklinge noch einmal hinunter zudrücken und.. es funktionierte! Langsam öffnete ich die Türe. War ich bereit das zu sehen? Das war jetzt nicht wichtig. Er musste es durchmachen. Erschrocken atmete ich bei diesem Anblick auf. Ein dürrer Mann sitze zusammengekrümmt in der Ecke und schaute mich verängstigt an. Eine Hand hielt er über seinen Mund und die andere umschlang seine Beine. Ihn so zu sehen zerbrach mir das Herz. Seine Augen waren völlig verweint und seine Haare hingen ihm in fettigen Strähnen ins Gesicht. Sein T-Shirt war dreckig und zerissen und auch seine Hose sah nicht viel besser aus. Ich setzte mich auf die andere Seite des Raumes. "Glaubst du du kannst mit mir da rauf gehen?" Er überlegt dann kurz und schüttelte den Kopf. "Bisschen später?" fügte ich hinzu. Jetzt wurde es zu einem Nicken. Ich setzte ein leichtes Lächeln auf. Ich war unendlich dankbar, dass wir ihn so schnell hatten und nicht ewig lange suchen mussten. Ihm rann eine Träne die Wange hinunter und sofort drehte er sich ein wenig zur Wand. "Ist schon okay. Komm, stehen wir einmal auf." Als ich stand schaute er mich etwas verängstigt an, als machte ich noch einen Schritt zurück zur Türe. "Das schaffst du." Langsam begab er sich auf und stand dann vor mir. "Gut gemacht." Hoffnung lag in Jus Augen. Er nickte und gemeinsam gingen wir aus dem Raum und langsam wurden die Tränen immer mehr. Zwischen uns waren einige Meter Abstand, aber das war normal, glaubte ich halt. Ich nickte ihm zu und zusammen schafften wir dann auch die Stufen. Vor der Haustüre mussten wir eine kurze Pause einlegen, doch nach wenigen Minuten konnte es auch schon weitergehen. Stolz lächelte ich an und er schaute mich liebevoll an. Ich hatte immer noch Gefühle für ihn. Ich liebte ihn immer noch. Wie auch nicht? Er schloss die Augen für einen Bruchteil einer Sekunde und deutete mir, dass es ging. Warum sagte er nicht einfach etwas? Warum war seine Hand auf seinem Mund? Hä? Egal, das war jetzt nicht wichtig. Ich ging vor und kurz nach mir auch Ju. Die Polizisten blieben alle respektvoll bei ihren Autos stehen und keiner rannte auf ihn zu. Ich führte ihn zu einem Krankenwagen, der inzwischen auch schon angekommen war. 2 Wägen der Polizei waren bereits weg, hoffentlich mit seinen Eltern. Zwei Sanitäter gingen auf uns zu und halfen Ju bei den letzten paar Metern zum Rettungswagen. Ju hielt sich immer noch den Mund zu und blickte keinem in die Augen. Er wirkte verängstigt und verloren, es brach mir das Herz ihn so zu sehen. Ich fragte den blonden Sanitäter, ob ich denn mitfahren konnte. Leider durfte ich nicht und musste nach fahren.

Ich nahm den Bus, ich war mir sicher, dass ich so schneller war. Ich wollte unter keinen Umständen in Stau kommen oder ähnliches. 20 Minuten später ging ich bereits schnell durch das ganze Krankenhaus, bis ich endlich gecheckt hatte, wo hin ich musste. Ich fragte eine junge Mitarbeiterin, ob sie wüsste wo er war. Sie nickte und meinte, dass ich mich lieber setzten sollte, weil es noch lange dauern könnte. Mehr durfte sie nicht sagen und schon verschwand sie hinter einer großen milchglasigen Türe. Tränen bildeten sich erneut in meinen Augen. Ich konnte sie einfach nicht mehr zurückhalten. Was war, wenn er das alles nicht überlebte? Mein Versuch mich abzulenken scheiterte kläglich. Weinend stand ich in der Schlange zum Caféautomaten und erinnerte mich, wie er mir erzählt hatte, wie gerne er welchen trank...jeden Tag mindestens 4 Tasse hatte er gemeint. Immer mehr Tränen bahnten sich ihren Weg an meinen Backen herunter, meine Sicht verschwamm komplett und ich musste einige Male blinzeln, bis ich die verschiedenen Knöpfe auf dem Automaten lesen konnte.

Kraftlos ließ ich mich in meinen Sessel zurückfallen und vergrub mein Gesicht in meiner freien Hand. Ich hielt das alles nicht aus. Gedankenverloren griff ich nach meinem Handy und rief Lisa an. "Bitte komm ins Krankenhaus. Ich kann das alles nicht alleine." "Rezo? Was ist passiert? Ist alles okay?" "Ju liegt im Spital. Komm bitte einfach her. Ich brauch jemanden." "Ja, natürlich. Das ist dein Internetfreund, oder?" "Ja. Ihm geht es echt scheiße. Ich erkläre es dir später." "Okay. Ich bin schon am Weg. Tschüss" "Bis gleich."

Eine halbe Stunde später kam Lisa um die Ecke, mit jeweils einem Café in jeder Hand. Sie hielt mir einen hin und umarmte mich dann liebevoll. "Was ist passiert? Erzähl." Also erzählte ich ihr ausführlichst die ganz Geschichte. Wie er adoptiert wurde, wie er sich nicht mehr meldete und alles was ich sonst noch wusste..was ehrlich gesagt nicht besonders viel war. Eine Ärztin kam um die Ecke und blickte und traurig an. "Sie sind hier für Julien Zhen Zhen Kho Budorovitz?" Ich nickte eifrig und sie fuhr fort: "Er ist stabil aber man könnte nicht sagen, dass es ihm 'gut' geht, ehrlich gesagt. Er hat schwere Verletzungen und Narben und die Nähte in seinem Gesicht konnten wir bisher noch nicht -" "Bitte was? Nähte??" "Ehm... ja. Sein Mund war zugenäht." Tränen bildeten sich in meinen Augen und Hilfe suchend blickte ich nach hinten zu Lisa. Sie breitete ihre Arme aus und ich lehnte mich weinend gegen sie. Liebevoll strich sie mir über den Rücken und als ich mich endlich beruhigt hatte, war die Ärztin bereits lange verschwunden.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 22, 2023 ⏰

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