Kapitel 61 - Generis

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Generis Herz pochte ihm bis zum Hals, er er die Tür endlich hinter Ethonis ins Schloss fallen hörte. Erleichtert atmete er aus, lauschte aber noch eine geschlagene Minute angestrengt der erdrückenden Stille, bis er sicher war, dass Ethonis und Laskina nicht zurückkommen würden. Sie waren soeben zu Ethonis Handelspartner aufgebrochen, was bedeutete, dass er mindestens bis morgen das Haus für sich allein hatte. 

Allmählich beruhigte sein aufgeregtes Herz sich und er erhob sich aus seinem Bett. Eilig ging er zu seiner Kommode und öffnete die untere Schublade. 

„Sie sind weg, ihr könnt herauskommen", sagte er und blickte in zwei Paar schwarz glänzende Augen. Kosiris, der zusammengerollt beinahe die komplette Schublade einnahm, nickte kurz, dann bedeutete er Tessina, die auf ihm lag, dass sie hinausgehen sollte. 

„Das war eine Rettung in letzter Sekunde", stöhnte sie, als sie aus der Schublade herausgeklettert war und sah zu Generis auf. Er nahm an, dass das ihr Dank sein sollte, dafür, dass er sie vor Ethonis und vermutlich auch Laskina in Sicherheit gebracht hatte. 

Er wollte sich gar nicht ausmalen, was geschah, wenn Ethonis Mitglieder des Untergrundes in seinem Haus erwischte. 

Auch Kosiris glitt lautlos aus der Schublade und Generis schloss sie leise und öffnete anschließend die mittlere Schublade. Darin lagen die Waffen, die Kosiris entwendet hatte, während Tessina die Luke der Waffenkammer wieder verschließen wollte. Allerdings war sie unachtsam gewesen, sodass sie beinahe erwischt worden wären. 

„Diese Rettung hätte nicht notwendig sein müssen, wärest du aufmerksamer gewesen", fuhr Kosiris Tessina unerwartet harsch an, was sie zusammenzucken ließ. Auch Generis wich einen Schritt zurück, denn den Zorn einer ausgewachsenen Anakonda wollte er ganz und gar nicht auf sich spüren. 

„Es ist ja alles gut gegangen", grätschte er dazwischen, woraufhin Kosiris beinahe ernüchtert nickte, so als wäre ihm erst in diesem Moment klar geworden, dass er Tessina unnötig hart angegangen war. 

„Ja, du hast recht. Entschuldige Tessina", gab Kosiris zu und stupste Tessina mit der Schwanzspitze an der ihren an, was sie den Kopf heben ließ. Generis kam nicht umhin sich vorzustellen, dass die beiden mehr als nur Verbündete waren, aber es stand ihm nicht zu, sie danach zu fragen. Einen Moment lang herrschte Stille, bis Kosiris sich schließlich an ihn wandte. 

„Nun haben wir Waffen. Kannst du uns auch Medizin besorgen?", fragte er und Generis nickte. 

„Aber ja, ich kann euch welche holen. Sie ist oben", sagte er und eilte davon. Auch wenn Kosiris bisher durchaus freundlich gewesen war, seine Größe und die Tatsache, dass sein starker Körper ihn womöglich leicht zerquetschen konnte, jagte ihm Angst ein. 

Er ließ die Tür zu seinem Zimmer offen stehen und lief die Treppen nach oben ins Schlafzimmer. Mit einem Satz war er an dem kleinen Schränkchen, in dem Ethonis die Medizin lagerte und riss es auf. Die kleine Ampullen darin klirrten und eilig nahm er gerade so viele, dass er glaubte, Ethonis würde ihr Fehlen nicht direkt auffallen. 

Anschließend machte er sich wieder auf den Weg nach unten, hielt aber auf einmal inne. Er konnte gar nicht genau sagen, was ihn zum Stehenbleiben gebracht hatte, aber sein Blick fiel nun auf das große, ordentlich gemachte Bett. 

Laskinas Anwesenheit war noch deutlich zu spüren und für einen Moment lang strich er sanft über ihr Kopfkissen. Er erinnerte sich an ihr trauriges Gesicht, als sie bemerkt hatte, dass ihre Berührung Blumen verwelken ließ und sofort stimmte es auch ihn traurig. Laskina war so freundlich und gutmütig und dennoch schien irgendetwas in ihr verdorben zu sein, sodass sie zarten Blüten so auf sie reagierten. 

Vielleicht würde er ihr eine Freude machen und eine Blumenkrone auf ihr Kissen legen, wenn sie wieder zurückkam. Das würde sie sicherlich freuen. Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht, doch er zwang sich zurück ins Hier und Jetzt. 

Der Biss der SchlangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt