Kapitel 8

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Jungkook schaffte es nicht mehr einzuschlafen. Sein Herz pochte zu schnell und er litt an Adrenalinüberschuss. Irgendwann stand er auf, zog sich einen Pullover über den Kopf und schloss die Tür leise hinter sich.

Er war nicht die einzige Person, die nicht schlafen konnte.

Er fand Jimin vor dem Hotel, mit einer dicken Decke um die Schultern und auf einer Bank sitzend. Jimins ganze Haltung strahlte Müdigkeit und Enttäuschung aus und Jungkook hatte das Bedürfnis, die Beine in die Hände zu nehmen und zu flüchten, aber er entschied sich diesmal, den anderen Weg zu nehmen.

Er stellte sich neben Jimin und dieser würdigte ihn nicht eines Blickes.

Jungkook seufzte.

Keine Reaktion.

Er seufzte wieder.

Nichts.

Dann wieder.

Stille.

Ein weiterer, tiefer Seufzer, beinahe ein Schnauben.

"Was?", fragte Jimin scharf.

Sie standen sicher schon eine halbe Stunde draußen und die Sonne ging bereits auf. Warmes Orange breitete sich im Himmel aus, roter Schimmer strahlte durch die Wolken und ließen Jungkooks Wangen erwärmen. Namjoon und Jimin heirateten in der besten Jahreszeit. Frühling. Es war nicht zu kalt, nicht zu warm. Überall erblühten Blumen, die Tage wurden länger, das Wetter wurde wärmer. Das Leben schien wieder besser zu werden. Der Himmel blauer, das Gras grüner.

"Ich wollte mich entschuldigen", meinte Jungkook. "Es tut mir leid. Für... meine Art. Für die Diskussion mit Taehyung."

"Mhm", murmelte Jimin nur. Er zitterte leicht und starrte weiter nach vorn.

"Es tut mir wirklich leid. Ich hatte nie vor, mit ihm zu diskutieren. Eigentlich wollte ich ihn ignorieren, aber das war offensichtlich zu schwer." Er rieb sich die Augen mit den Handballen. "Du musst wissen, dass ich mein Bestes versuche."

"Es ist mir egal, dass ihr diskutiert. Es war eine Frage der Zeit, wann ihr zu streiten beginnt", erwiderte Jimin trocken. "Es geht mir ums verdammte Thema. Namjoon und ich werden heiraten und ihr diskutiert drüber, ob eine Hochzeit überhaupt nötig ist oder nicht. Ob es sich lohnt zu heiraten oder ob es komplette Zeitverschwendung ist. Vor unseren Augen. Es hat mich verunsichert. Verstehst du? Ich bin verunsichert. Namjoon sieht mich seit gestern die ganze Zeit so an, als würde ich jeden Moment die Hochzeit absagen und weglaufen. Als würde ich durchdrehen. Sich zu verloben war so einfach. Was, wenn eine Heirat nicht einfach ist? Was, wenn Namjoon gar nicht weiß, was er will? Was, wenn er die gleichen Ansichten wie Taehyung teilt? Was, wenn—"

"Jimin."

Jimin schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte laut. "Ich verfluche euch beide so sehr. Ich sehe dich monatelang nicht und am ersten Tag schaffst du es schon, mich zur Weißglut zu bringen. Ihr beide. Mit euren intensiven Gefühlen und eurer Vergangenheit und—"

"Jim—"

"Ich darf solche Gedanken doch nicht zulassen, oder? Sollte ich denn überhaupt auf solche Gedanken kommen, wenn ich verlobt bin? Und glücklich? Denken nicht nur unglückliche Menschen so? Oh, Gott. Bin ich unglücklich?!"

Jungkook blinzelte langsam.

"Fühlt sich Namjoon gezwungen, mich zu heiraten?", flüsterte Jimin. Er raufte sich die Haare. "Vielleicht hätten wir uns das besser überlegen sollen. Vielleicht sind wir zu voreilig gewesen. Vielleicht hat Taehyung auch recht. Keine Ahnung."

"Er sieht dich an, als wärst du sein Mittelpunkt", hauchte Jungkook sanft. Jimin blickte ihn dann zum ersten Mal an. "Du bist es für ihn. Da gibt es keinen Platz für Zweifel, Jimin. Ich sehe es in seinen Augen, die Wärme. Ich sehe, wie sein Gesicht weicher wird, wenn du sprichst. Ich sehe, wie seine Lippen sich nach oben biegen, wenn du ihn berührst. Er liebt dich. Und er würde alles für dich tun. Also bitte, bitte habe keine Zweifel, nur weil Taehyung und ich— Nur weil wir nicht gleicher Meinung sind."

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⏰ Last updated: Sep 20, 2023 ⏰

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The Light We Lost [VKOOK]Where stories live. Discover now