6. Kapitel

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Mavis

'F.P.'

Dies waren die Initialen, die mir an Maliks Ring aufgefallen waren, als wir ihm vor gut 2 Monaten zum ersten Mal begegnet sind.

Felix Perez war der Name, für den sie standen. Dies war der Kerl, für den er arbeitete. Und nun auch Phoebe und ich. Zu meinem Bedauern war ich schneller in die Situation hineingeraten, als ich eigentlich wollte. Und jetzt war ich drin. Wir beide waren das.

Felix Perez war ein sogenannter Drogenzwischenhändler. Jemand, der, wie Malik erzählt hatte, weit über Straßendealern wie uns stand. Er kaufte riesige Mengen an verschiedenen Drogen, meistens Kokain, von noch größeren Händlern ab und ließ sie von seinen Straßendealern in London verticken. Da es neben Felix noch viele weitere und um einiges größere Zwischenhändler gab, war die Konkurrenz gewaltig. Das Ziel war es, den Markt zu dominieren, und dafür schickte er uns in Bars, wo wir den Stoff in Umlauf brachten. Denn je mehr Stoff an den Mann gebracht wurde, desto mehr Kundschaft gewann er. Malik hatte uns erzählt, dass am meisten Gewinn gemacht wurde, wenn man in die Gebiete von anderen Händlern eindrang. Dabei handelte es sich allerdings um eine Territoriumsverletzung. Probiert hatte es von Felix' Leuten bisher nur eine einzige Person, und diese sei aufgeflogen...

Obwohl ich für ihn arbeitete, hatte ich Felix bisher nie zu Gesicht bekommen. Ich wusste aber, dass er wusste, wer ich war und wie ich aussah, denn Kingsley, ein Kerl der direkt mit ihm zusammenarbeitete, teilte mir mit, dass er es abgesegnet hatte, dass ich neben meiner Schwester für ihn arbeitete.

Die ersten paar Male, in denen ich dieser Tätigkeit nachkam, erfüllten mich mit Angst. Ich fürchtete mich davor, dass es jemandem auffiel, was ich tat. Aber so war es nicht. Recht schnell stellte ich fest, dass die ganze Sache nicht ansatzweise so aufregend war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte für mich eine Taktik gefunden, mit der ich mich sicher fühlte. Ich schmiss mich jedes Mal in Schale und setzte mich für eine Weile in verschiedene Bars. Die Drogen trug ich um meinen Oberschenkel, wo ich schnell und unauffällig dran kam. Ich wusste zwar nicht wie genau, aber die Kundschaft fand mich.

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Kingsley hatte mir wieder einige Bars genannt, in die ich an diesem Freitagabend gehen würde. Und das nur für ein Einziges Mal. Jede einzelne von ihnen befand sich in den wohlhabenderen Bezirken von London. Bezirke wie Kensington und Mayfair, wo die highsciety den Beginn ihres Wochenendes feierte. Der Abend war noch jung, als ich die erste, recht kleine Bar in West End betrat.

Nachdem ich in den Raum eingetreten und die Tür der Bar hinter mir geschlossen hatte, scannte ich für einen kurzen Moment das Innere des Lokals. Einige kleinere sowie größere Menschengruppen waren an verschiedenen Tischen platziert, und weitere Leute saßen an der Bar verteilt. Eine leise Hintergrundmusik drang durch die angeheiterten Gespräche der Gäste. Als ich meine Augen etwas wandern ließ, entdeckte ich einen freien Stuhl am Rand der Bar. Ein Platz, der mir einen Blick über den gesamten Raum erlaubte. Mit gelassenem Schritt ging ich auf ihn zu und hängte dann meine kleine Tasche an den Haken unter dem Tresen, bevor ich mich auf den Barstuhl setzte.

Wenn ich an einem Abend in solch eine Bar kam, war meine Routine jedes Mal die gleiche: Ich suchte mir einen Platz, von dem aus ich die Tür und alles andere in dem Lokal gut im Blick hatte, bestellte mir einen Drink und wartete, bis Kunden mich in ein kurzes Gespräch verwickelten, damit ich ihnen die Ware geben konnte. Diese zahlten sie im Voraus des Abends, damit die Übergabe reibungslos funktionierte.

Als ich meinen Blick in die Getränkekarte richtete, wanderten meine Augen langsam über die verschiedenen Namen der Drinks und die darunter aufgeführten Zutaten. Es waren welche, die man nicht so häufig auf Getränkekarten sah, weshalb sie mich schmerzlich an Gravecliff erinnerten. An jenen Mann, mit dem ich hin und wieder in Bars war, wo es genau solche Drinks gab. Als ich meinen Blick weiter bis zum Ende der Karte schweifen ließ, stellte ich fest, dass ich allerdings einen ganz bestimmten vermisste...

Next to Coke and Joy DivisionWhere stories live. Discover now