𝙲𝚘𝚌𝚔𝚝𝚊𝚒𝚕 - 𝒥𝒾𝒦ℴℴ𝓀

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Deprimiert und einfach nur verzweifelt stütze Jimin sein Gesicht nicht gerade elegant auf seinem Handballen ab. Es wirkte etwas zerknautscht, doch das war dem 22-jährigem jungen Mann absolut egal. Er hatte es aufgegeben, auch nur ansatzweise Kontakte zu finden. Wie denn auch, wenn er irgendwie nirgends hinpasste. Er war und wird vermutlich ein Einzelgänger bleiben. Klar kam er mal mit Menschen aus, doch meist blieb es nur beim Oberflächlichen und allem, was man eben an einem Abend aus der Person herausbekommen konnte. Ganz davon zu schweigen, dass sein Hobby nicht gerade angesehen unter der heutigen Generation war. Mit Musikgruppen und weiteren Interessen passte er auch nicht wirklich hier rein und allgemein verstand er nicht, was genau ihn dazu bewegt hatte, sich für diesen Ort und diesen Weg entschieden zu haben.

Es war vermutlich wieder seine Traumvorstellung gewesen. Er hatte gedacht, dass nur die Menschen auf seiner alten Schule verdorben waren, doch wenn er sich so umsah, dann war es die gesamte Welt. Respekt gegenüber anderen existierte auch nicht mehr.

Jeder war sich selbst am nächsten und wirkliche Liebe gab es auch nicht mehr. Jimin hatte sich in seinem Inneren sowieso schon darauf eingestellt, dass er allein mit 22 Katzen sterben würde. Und selbst auf seiner Beerdigung würde niemand auftauchen. Seine Eltern wären dann nämlich selbst schon tot und Freunde und Kinder würde er nicht haben. Vielleicht würden seine Katzen ein Trauerkonzert geben.

Aufgrund seiner eigenen Vorstellung schüttelte der frisch Blondierte seinen Kopf. Es war alles schon sehr armselig und allgemein wünschte er sich nichts sehnlicher, als einfach nur eine innerliche Zufriedenheit zu spüren. Dann wäre es egal, ob er allein sterben würde. Er wäre ja zufrieden.

Seufzend kippte er den letzten Schluck des alkoholischen Getränks seinen Rachen hinunter, bevor er wieder die einzelnen Getränkeflaschen hinter dem Tresen der Bar begutachtete. Sie waren nicht sortiert und irgendwo fand er sich selbst in dem Farbenchaos wieder. Jede Flasche hatte eine unterschiedlich farbige Flüssigkeit, war unterschiedlich leer und allgemein schien alles ohne Ordnung dort hingestellt worden zu sein. Doch so verwirrend die Anordnung der Flaschen für andere auch sei, so gezielt griff der Barkeeper nach eben diesen, um etliche Getränke zu mixen.

Noch immer wie hypnotisiert auf die türkise Flasche starrend, bekam er nicht den stechenden Blick von einem anderen Besucher in der Bar mit. Der Schwarzhaarige, der heute im Gegensatz zu Jimin schon einige Zeit länger hier saß und trank, durchbohrte den Blondhaarigen wie fast jeden Abend beinahe mit seinen Blicken und beobachtete ihn wie immer. Für ihn war der unbekannte Junge fast so interessant, wie dieser das bläuliche Getränk anstarrte und am liebsten hätte er den Unbekannten angesprochen, doch traute er es sich noch nicht. Denn alle, die sich davor zu dem Kleineren gesetzt hatten, wurde von eben diesem entweder kalt ignoriert oder mit abwertenden Blicken wieder weggeschickt. Was das Ziel des Blondhaarigen war, konnte Jeongguk noch lange nicht erkennen und er wollte auf keinen Fall so abgeschoben werden.

„Warum starrst du den Kleinen immer nur an? Geh doch hin." – die tiefe Stimme des alten Barkeepers, der diesen Beruf sicher schon Jahre ausübte, stellte sich in die Nähe des Schwarzhaarigen und begann damit, bereits abgewaschene Gläser zu säubern, damit der Kunde sich eben nicht ganz so komisch fühlte.

„Was soll ich denn sagen? Bis jetzt wurde jeder weggeschickt." – dass Jeongguk bereits was getrunken hatte und definitiv nicht mehr gerade laufen konnte, merkte man kaum. Denn egal, wie viel er getrunken hatte, man hörte es nicht. Er begann nicht zu lallen, alle Wörter schienen weise gewählt zu sein, und genau das war ein Talent, was er an sich liebte. Er konnte sich Mut antrinken und gefasst auftreten oder einen auf besoffen machen. Er hatte die Kontrolle und genau das war es, was er vermisste, wenn er den Blondhaarigen ansah. Er gab ihm das Gefühl, machtlos zu sein. Bei jedem anderen funktionierte die Masche, dass er hinging und einen auf vollkommen betrunken machte. Meist waren es nämlich durchaus Ältere, die Jeongguk verführen wollten und eben diese standen darauf, einen betrunkenen, willigen Partner zu haben. Doch alle, die sich bis jetzt bei dem Kleineren schräg gegenüber blicken lassen hatten, wurden abgewiesen. Egal, ob betrunken oder nicht.

O͚N͚E͚S͚H͚O͚T͚S͚ /ᵇᵗˢ/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt