Alles andere als die erhofte Reaktion

263 9 2
                                    

Victoria

Als ich am nächsten Morgen wach werde, renne ich sofort wieder ins Badezimmer und muss mich übergeben.  Ich versuche nicht all zu laut zu sein, damit mein Vater nichts mitbekommt. Mir ist so schlecht gerade, dass ich befürchte nie wieder aufstehen zu können. In meinem Magen zieht sich alles zusammen und ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Es tut so schrecklich weh. Ich liege auf dem Boden, zusammengekrümmt und halte mich mit einer Hand an der Kloschüssel fest, damit ich mich direkt hochziehen kann, wenn ich wieder brechen muss. Meine andere Hand liegt auf meinem Bauch.
Als mein Bauch sich wieder entspannt und ich wieder Luft bekomme wasche ich meinen Mund aus und putze mir die Zähne. Es ist so ein schlimmer Geruch den einen überkommt wenn man bricht. Ich trockne meine Hände ab und gehe runter in die Küche.

Mein Vater sitzt bereit an der Kücheninsel mit seinem Kaffee und blättert in einem seiner Drehbücher herum. ,,Oh guten Morgen. Gut geschlafen?" Ich zwinge mir ein Lächeln auf, ,,Morgen, ja ganz gut" Ich will gerade auf die Kaffeemaschine drücken, als mir einfällt, dass man Kaffee in der Schwangerschaft vermeiden soll. Ich habe mich zwar informiert und weiß, dass es nicht ganz verboten ist, man soll es aber auch nicht übertreiben. Ich nehme ruckartig meine Hand wieder weg, und nehme stattdessen ein Glas aus dem Schrank. Mit meinem Glas und einer Flasche Orangensaft setze ich mich neben meinen Vater auf einen der Hocker. ,,Heute keinen Kaffee?" frägt er und mustert mich. ,,Nein, in letzter Zeit bevorzuge ich Saft, der schmeckt besser" gebe ich lachen von mir und hoffe das es überzeugend klingt. ,,Ich koche uns heute Abend was, ist das in Ordnung?" ,,Natürlich" das ist die perfekte Gelegenheit ihm die Neuigkeiten mitzuteilen.
,,So jetzt muss ich aber los" ,,Oh, wo musst du denn hin?" frage ich. ,,Ich hab jetzt gleich ein Meeting in der Stadt" ,,Na dann viel Spaß."
Mein Vater will gerade die Haustür raus, als er sich wieder umdreht. Wärst du so nett und könntest einkaufen? Ich brauche noch einiges zum kochen, schaffe es aber zeitlich nicht mehr." Ich nicke. ,,Ja geht klar." ,,Okay danke. Ich schick dir dann gleich die Einkaufsliste." Und schon ist er aus der Tür.
Ich gehe wieder zurück in die Küche und mache mir Frühstück.

,,So fertig" sage ich zu mir selbst als ich mich umgezogen habe. Ich schnappe mir meine Tasche und gehe nach unten. Ich ziehe meine Schuhe an, hole meine Autoschlüssel und geh aus dem Haus. Ich schließe mein Auto, das in der Garage steht, auf und setzte mich rein. Ich bin eine Ewigkeit nicht mehr gefahren. Wenn ich im Internat bin brauche ich nun mal kein Auto und sonst war ich in letzter Zeit nie zuhause. Ich starte den Motor, drehe das Radio auf und fahre zum Supermarkt. Inzwischen ist die Einkaufsliste von meinem Vater schon angekommen und ich weiß was es zu Essen gibt. Er macht Garnelen mit Gemüse und zum Nachtsich soll ich mir etwas selber aussuchen.

Als ich wieder zuhause ankomme, räume ich die Einkäufe aus und fange an den Nachtisch zu machen. Ich habe entschieden, dass es Pudding gibt, also hole ich die Zutaten raus die ich brauche und fange an. Nachdem der Pudding fertig ist stelle ich ihn in den Kühlschrank und räume die Küche auf.
,,Bin wieder da" hallt es durch den Flur. Mein Vater kommt um die Ecke. ,,Oh, nach was richt es denn hier?" ,,Ich hab Pudding gemacht, als Nachtisch für heute Abend" ,,Das ist super. Ich zieh mich noch schnell um und fange dann auch mit dem Essen an" ,,Ja, mach das"
Ich gehe nach oben lege mich in mein Bett und schaue etwas fern.

,,Essen ist fertig." ,,Ich komme" ich stehe auf und atme einmal tief durch. Gleich werde ich ihm sagen, dass er Großvater wird. Ich merke jetzt schon wie mein Herz rast und meine Hände schwitzig werden. Der Tisch ist schon gedeckt und mein Vater hantiert gerade noch in der Küche herum. Auf dem Tisch steht aber nicht nur das Essen, sondern auch zwei Weingläser und ein teurer Wein. Mein Vater, der immer noch ein Geschirrtuch in der Hand hält kommt zu mir an den Tisch und setzt sich. Das Tuch hängt er über seinen Stuhl mit dem er sich an den Tisch rückt. Mit seiner rechten Habd deutet er auf die Weinflasche vor uns. ,,Ich hab gedacht zur feier des Tages mach ich uns mal einen guten Tropfen auf." Er will gerade nach der Flasche greifen, da drücke ich seine Hand von der Flasche weg und schüttel den Kopf. Mein Vater schaut mich verwirrt an. ,,Ich... Ich kann nicht" ,,Wie du kannst nicht. Ist alles gut? Fühlst du dich nicht gut" ,,Das ist es nicht." Ich lasse seine Hand los und ziehe sie zurück zu mir. ,,Ich muss dir was sagen Dad..." er schaut immer verwirrter und ihm steht die Angst ins Gesicht geschrieben. Er wartet auf eine Erklärung von mir. ,,Was ist los Schatz?" ,,Ich... Ich bin schwanger" Mein Vater lässt sich in seinen Stuhl zurück fallen und weitet seine Augen. ,,Schwanger?" Ich schaue auf den Boden und nicke leicht. ,,Wie, wie kann das sein, du hast Tom seit 8 Wochen oder so nicht mehr gesehen oder-" er hält plötzlich inne. ,,Hast du ihn etwa betrogen." Erschrocken schaue ich auf. ,,Nein!" ,,Und wer ist dann der Vater?" Ich runzle meine Stirn. ,,Wie wer soll der Vater sein. Natürlich Tom" ,,Seit wann weißt du es" sein Ton wird ernst. ,,Ich habe den Test am letzten Tag gemacht, als ich mit Tom auf Tour war..." Mein Vater wird laut. ,,Du verheimlicht es mir seit acht Wochen?" Mir läuft eine Träne über mein Gesicht. ,,Es tut mir leid, aber ich wusste nicht wann und wie ich es dir sagen sollte."
Mein Vater sagt darauf nichts und steht auf. Ich höre wie sein Stuhl über den Boden rutscht und höre wie er sich von  mir entfernt.  Er scheint stehen zu bleiben. ,,Wollt ihr das Kind etwa behalten?" seine Stimme ist immer noch laut. ,,Ja" gebe ich leise von mir. ,,WIE STELLST DU DIR DAS BITTE VOR? DU UND TOM HABT DOCH NOCH GAR KEINE AHNUNG ÜBER DAS ECHTE LEBEN. IHR SEIT SEIT EINEM HALBEN JAHR ZUSAMMEN. IHR KENNT EUCH DOCH NOCH GAR NICHT SO GUT, DAS MAN EIN KIND BEKOMMEN KANN. TOM IST GITARRIST EINER DER INMOMENT ERFOLGREICHSTEN BAND UND DU GEHST NOCH ZUR SCHULE! HABR IHR DARÜBER SCHONMAL NACH GEDACHT." meine Tränen laufen mir immer mehr über mein glühendes Gesicht und ich stehe ohne ein weiteres Wort zu sagen, weinend vom Tisch auf uns renne hoch in mein Zimmer. Ich schließe die Tür ab und gehe direkt unter meine Bettdecke.

Endlose Liebe, von Tom Kaulitz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt