Capítulo 18

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Was ist schon ein Kuss? Ist es nicht der glühende Wunsch, einen Teil des Wesens, das man liebt, einzuatmen...
*Giacomo Casanova

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Am Abend vor der Hochzeit wurde der Junggesellenabschied gefeiert. Mariano feierte diesen noch zuhause. Familia Rojas war wie wir ausnahmslos bei Dolores mit dabei. Auch hier hatten wir uns etwas in Schale geworfen und mussten mit Belustigung feststellen, dass wir alle einen Regenbogen mit unseren Klamotten darstellen konnten. Abuela y Roberto fanden die idea so ausgezeichnet, dass wir nietos alle diesen formieren sollten. Den Anfang im Rot/Orange/Gelbbereich bildeten Dolores, Catalina, Antonio, Silvio und ich. Die Grün/Blautöne übernahmen Marisol, Octavio und Celeste und die Blau/Violetttöne mi primas. Mein problema lag nun darin, dass ich SCHON WIEDER neben diesem Kampfzwerg stand. Antonio rechts von mir, unsere älteren hermanos bildeten die Spitze. "Rückt doch bitte alle näher zusammen." (Auch das noch, im besten Fall nehme ich sie einfach direkt in meine Arme.) Dolores stupste meine Nachbarin näher zu mir, während Silvio nur dumm grinste. Nun alle Arm in Arm sollten wir in die Kamera lächeln. Was mich völlig aus dem Konzept brachte war die Tatsache, wie perfecto Catalina in meinen Arm passte. Ihr geringes Körpermaß schmiegte sich ausgezeichnet an mein größeres und ich fing an, ihre Nähe zu genießen. (Schon wieder, ich bin verloren.) Ich konnte irgendwann gar nicht mehr nach vorne blicken, denn ihr aschblonder Haarschopf zog meine komplette Aufmerksamkeit auf sich. Sie spürte wohl, dass ich sie anstarrte und erwiderte meinen Blick. So verlor ich mich in ihren Smaragden und wollte nirgendwo anders sein, als bei ihr. Dieses Grün war so intensiv, dass ich es beinahe als surreal abtat. Insgesamt kam es mir so vor, als wäre dieses kleine Biest von irgendwem gemalt worden.

Als wir erlöst waren, sprangen wir auseinander und versuchten so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen. Ich hatte bemerkt, wie wahnsinnig ich sie machte, denn natürlich musste sie wieder einmal mit mir teilen. So suchte ich nach dem besten, was mich etwas verdrängen ließ: Wein. Ich wollte einfach nur etwas lockerer mit dieser situación umgehen, als ich es zum jetzigen Zeitpunkt tat, aber abschießen war keine Option. Mi hermana heiratete morgen und das setzte ich beinahe mit einem Feiertag gleich, so wichtig war er mir. Außerdem, trotz meiner gerade einmal zwanzig Jahren, würde die eigentliche Hochzeit so lange gehen, bis Papá sie beendete... und er würde sie definitiv erst am übernächsten Morgen beenden. Das würde ich nicht schaffen, garantiert nicht!

Irgendwann war ich so heiter, dass ich den Fotovorfall ganz erfolgreich verdrängt hatte. Wir tanzten und natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, mi hermana dazu aufzufordern. Im Endeffekt musste ich dann einmal mit allen tanzen, sogar Catalinas madre Raquel durfte ich meine Partnerin nennen. Mit mi padre lieferte ich mir dann noch einen kleinen Wettbewerb, den ich gewann. Meine Ausdauer war einfach besser. (Und ich war beweglicher.)

Als meine Heiterkeit verflogen war, wollte ich meine Ruhe. (Witz komm raus, ich bin ein Madrigal. Was ist Ruhe?) Ich verzog mich vor Casita, da der Innenhof sowie Garten mit Menschen gepflastert war. Aber diese idea hatte ich nicht alleine, natürlich nicht. Der Schein des Mondes ließ Catalina wie einen Teil von ihm erscheinen und leider zog mich genau dieses Bild näher heran, als weiter von ihr weg. (Coño, das ist gar nicht gut!) "Warum starrst du mich heute dauernd an? Ich weiß, dass ich komische Haare habe." "Hast du nicht. Und woher willst du wissen, dass ich starre, Kampfzwerg?" Sie drehte sich zu mir und verzog die Augenbraue. "Nenn mich nicht immer so, du Schwindler!" Ich trat einen Schritt weiter auf die Empathin zu, immerhin würde sie auch das wahnsinnig machen. "Nimm Abstand, maldito!" Ich dachte aber gar nicht daran und hörte sie lieber weiter fluchen.

Dann nahm ich mir ihren Kiefer und zog sie zu mir. Dies ließ sie aufquieken, dennoch funkelte sie mich böse an. (Sie hasst es angefasst zu werden... außer von mir.) "Ich habe dir bereits gesagt, ich stopfe dir dein dreckiges Mundwerk." "Wird sich dennoch nichts ändern für..." Weiter kam sie nicht, denn ich presste meine Lippen auf ihre. Und so wie damals war es ein riesiger Fehler... Vor allem, weil sie ihn erwiderte! Aber was ich fühlte war viel interessanter: Ich war entspannt, erregt und wunschlos glücklich. Noch nie hatte ich all das während eines Kusses empfunden und so musste ich zugeben, dass es der beste war, den ich je hatte. (Die manipuliert mich doch schon wieder.) Meine Hände hatten sich schnell um ihr Gesicht gelegt und ihre Arme schlangen sich um meinen Hals. Wie lange wir letztendlich da so standen, wusste ich nicht mehr. Im Endeffekt war es auch nichts wildes oder herausragendes. Aber mein Mund auf dem ihren, diesen vollen, roten und mehr als einladenden Lippen, ließ mich benebelt zurück.

Als wir uns lösten schauten wir uns noch etwas in die Augen. (Dios mío, dieses grün...) "Du küsst besser als du aussiehst." Dies sorgte dafür, dass ich sie auslachte. "Wir wissen beide, dass das gelogen ist und du eigentlich nochmal möchtest." Frech grinste ich Catalina an, wollte sie auch wieder etwas anstacheln, aber letzten Endes ließ sie mich dumm dastehen: "Ich habe nie gesagt, dass du hässlich bist, oder? Und ich habe nicht gesagt, dass wir es nur bei einem belassen." Sie tätschelte meine Wange und ging zurück in den Innenhof. Mein Gesicht entgleiste mir wahrscheinlich, da sie mich eiskalt erwischt hatte. (Dieser Terrorwichtel hat mir ein Kompliment gegeben und mich dann noch stehen lassen...)

Dennoch zauberte mir die Gesamtsituation ein weiteres Grinsen ins Gesicht und damit machte ich mich ebenfalls auf nach drinnen. Weit kam ich nicht, da ich an die Wand gedrückt wurde. "Bevor ich es vergesse. Du möchtest wahrscheinlich keinen Zuhörer in deinem Schädel, daher gebe ich dir einen Tipp: Sollte mi tío in deiner Nähe sein, mit Macarena wirst du ihn ganz schnell wieder los." (Das... Okay, das ist so primitiv und bescheuert, dass es wahrscheinlich ganz ausgezeichnet funktioniert.) "Tut es und er hasst mich dafür." "Wenn du weiter nach Nähe bettelst, kann ich dir nur noch mein Zimmer anbieten." "Eigentlich ist es ja eher meins aber... gracias, ich verzichte. Dafür bräuchte ich außerdem massenhaft Aguardiente*." (Diese Frau macht mich fertig.)

Glosariosituación - Situation padre - Vateridea - Ideecoño - scheiße idiota - Idiot maldito - verdammtdios mío - meine Güte gracias - danke

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Glosario
situación - Situation
padre - Vater
idea - Idee
coño - scheiße
idiota - Idiot
maldito - verdammt
dios mío - meine Güte
gracias - danke

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*Aguardiente - In Kolumbien wird hierunter ein Rum aus Anis und Zuckerrohr verstanden. Er ist der beliebteste Schnaps in diesem Land

Zwischen Magie und SchicksalWhere stories live. Discover now