Capítulo 45

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Ein kluger Mann widerspricht nie einer Frau. Er wartet, bis sie es selbst tut.
*Humphrey Bogart

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Camilos Sicht

Seit zwei nunmehr drei Jahren trampelte dieser Terrorwichtel auf meinen Nerven herum... und zwei davon waren wir ein Paar. Zugegeben, laut ihrer Aussage verbreitete ich Chaos mit jedem Schritt den ich tat, also könnte man dies ausgleichende Gerechtigkeit nennen. Es gab Tage da hätte ich sie am liebsten irgendwo ausgesetzt. Oder an Tonitos Jaguar verfüttert. An anderen Tagen wurde mir immer wieder vor Augen gehalten, wie sehr ich dieser Frau verfallen war. Neben ihrem guten Aussehen, welches man eben grundsätzlich zuerst sieht, hat sie einen unvergleichlichen und mehr als widersprüchlichen Charakter. Ihre Mimik war oftmals sehr abschreckend, doch wenn man sie näher kannte, konnte man die Fürsorge und das Interesse für die Belange anderer entdecken. Trotz ihrer kräfteraubenden Gabe blieb sie standhaft und setzte sich allen möglichen Gefühlen aus. Sei es um die novia ihres hermanos endlich offiziell vorgestellt zu bekommen, obwohl sie dabei von Liebe erdrückt wurde, meiner prima Luisa zwischendurch eine aufmunternden Hand an den Oberarm legte, um sie zu beruhigen oder den allgemeinem Seelsorger für jeden anderen zu spielen.

Insgesamt hatte ich mehr als Glück mit ihr. Denn mir gegenüber konnte sie ab und an auch mal Feuer unterm Hintern machen, das ich zugegebenermaßen auch verdient hatte. Auf der anderen Seite verdrehte sie mir jeden Tag aufs neue den Kopf, egal was sie tat. Sie konnte unschuldig ihm Dorf umher wandern, sah dabei wie immer atemberaubend und top zurechtgemacht aus oder frisch aus der Dusche kommen, während ihre Haare unordentlich und leicht feucht über ihre Schultern fielen. Sie hätte sich einen Sack anziehen können und ein Vogelnest ins Haar setzen können, sie wäre noch immer wunderschön.

Manchmal erwischte ich mich, wie ich schwärmte. Problem war nur, dass ich das Talent hatte dies genau dann zu tun, wenn amigos um mich herum waren. Und egal wer es war, jeder machte sich über mein dümmliches Gesicht lustig, ob nun ihr älterer hermano Silvio oder einer meiner anderen amigos. Ersteren konnte ich immer sehr schnell ruhig stellen, ich musste nur von María oder der Schwangerschaft anfangen, und dieser Trottel fing beinahe Feuer, so leidenschaftlich berichtete er über seine Lieblingsmenschen.
Die anderen waren leider teilweise noch nicht ganz so reif und erwachsen und machten sich über mich lustig. Oder sie waren der Meinung, die Beziehung wäre von kurzer Dauer. Das konnte ich so nicht bestätigen und ich hatte auch ganz andere Pläne für meine Zukunft.

In meinem Kopf hatte sich eine idea geformt, die ich nun bald in die Tat umsetzen wollte. Vorab musste ich jedoch noch Danilo konsultieren, damit ich das alles auch ganz offiziell machen durfte.
Und vor diesem stand ich einige Tage später auch. Sein Blick war undefinierbar. Auch wenn ich wusste, wie gut er mich leiden konnte, so wurde ich urplötzlich extrem nervös, ob ich seinen Segen überhaupt erhalten würde. Immerhin waren es erst drei Jahre, die wir uns kannten und eines davon hatte ich nie ein gutes Haar an seiner hija gelassen.
"Setz dich." (Ay carajo, ich werde sterben. Ganz eindeutig.) Noch nie war er mir gegenüber so verhalten, ich würde ihn fast sogar abweisend nennen. Jedoch musste ich eines ganz klar hervorheben: Catalina war zum Glück nicht Orlandos hija und wäre dies der Fall gewesen, läge ich bereits seit längerem unter der Erde. "Ist alles in Ordnung mit dir?" Den Unterton vernahm ich mehr als deutlich. Dieser viejo machte sich über mich lustig und wusste ganz genau, was ich wollte und warum ich hier gerade tausend Tode starb.

Ich fing bereits relativ früh an Danilo (Und auch Raquel) leiden zu können. Der triftigste Grund dafür war, dass sie mich so dermaßen vergötterten und ich grundsätzlich besser da stand, als ihre eigene hija. Und diese konnte ich zuletzt damit richtig schön auf die Palme bringen. Weiterhin war es ausgleichende Gerechtigkeit, da meine padres dies bei mir auch taten.
Der nächste Grund, und den hatte ich leider etwas später entdecken dürfen, war seine sarkastische Art und Weise. Man hörte auf Anhieb, wo Silvio und Catalina ihr loses Mundwerk her hatten, das einen oftmals richtig dumm dastehen ließ. Danilo war jemand, der einem höflich sagen konnte, wie scheiße er einen fand. Auf der anderen Seite konnte er ebenfalls jemanden beleidigen ohne, dass dieser es bemerkte. Und er war schadenfroh. Genau deswegen war ich mehr als froh, dass er der Vater meines Terrorwichtels war.
Er bildete mit seinem kompletten Wesen einen extremen Gegensatz zu seiner esposa. Diese war der Sonnenschein in persona und konnte mit ihrer Freundlichkeit selbst meine tía Julieta übertreffen. Ich wusste zwar, dass Raquel auch ganz anders werden konnte, doch dies war sehr selten.

"Warum amüsiert dich mein Leid?" Danilos braun/grüne Augen musterte mich, ehe er ganz unschuldig auf sich zeigte und den Kopf schüttelte. "Du lachst mich aus mit jedem Wort, das deinen Mund verlässt. Ich hätte echt mehr Rückhalt erwartet, wo du mir zuletzt so gesittet warst und mich beinahe auf einen Thron gestellt hast, um Catalina meine Vorzüge zu präsentieren." Er fing an zu lachen und damit war es amtlich: Ihre komplette familia machte mich fertig.
Raquel kam ins Zimmer, analysierte scheinbar binnen Sekunden die situación und gab ihrem marido mit der Zeitung eine Nackenschelle. "Hör auf ihn so unter Druck zu setzen, Danilo! Camilo, mi amor, ignorier' diesen estúpido und stelle einfach deine Frage." (Nur Orlando, Danilo und Silvio bekamen diese Seite an ihr öfter zu sehen.)
Ich wusste, dass mich mein hoffentlich zukünftiger Schwiegervater auf die Schippe nahm, sonst hätte er mir deutlich zu verstehen gegeben, dass er mich nicht leiden konnte. Und mich vor die Tür gesetzt. Dennoch blieb ein Teil von mir nervös. Also sprach ich mein Anliegen gerade heraus und erntete tatsächlich verdutzte Blicke.

Es war einige Zeit still und dies machte mich noch nervöser als ohnehin schon. Nachdem wie sie mich über ein ganzes Jahr teilweise lieber hatten als Cat, hätte man erwarten können, dass sie direkt freudestrahlend in purer Euphorie ausbrechen würden. Aber das taten sie eben nicht.
Ich sah abwechselnd zwischen dem Ehepaar hin und her, ehe ich auf Raquels Gesicht ein friedvolles Lächeln fand, während sich bei Danilo ein Grinsen ausgebreitet hatte.
"Meinen allergrößten Respekt, dass du trotz meines jüngsten Umgangs mit dir dennoch genug Rückgrat bewiesen hast und dich nicht von deinem Vorhaben hast abbringen lassen. Unsere Antwort ist einfach und du solltest sie eigentlich bereits kennen: Sí, wir würden uns freuen, dich unseren yerno nennen zu dürfen." Irgendetwas schepperte, könnte aber auch Einbildung gewesen sein, da mir ein ganzer Berg vom Herzen gefallen war.
Danach wurde ich von den beiden in die Arme geschlossen, wobei ich von dem älteren Ebenbild meiner novia die reinste Herzlichkeit abbekam, während ihr charakterlich mehr als ähnlicher padre mir eher freundschaftlichen Zuspruch gab. In gewissen Hinsichten erinnerten sie mich an meine padres, denn auch hier war Mamá eher der emotionale Typ, während Papá der kumpelhafte und extrem stolze war.

Nach einer Kuscheleinheit wurde ich nach meinem Plan des Antrags gefragt. Ich hatte mir alles bereits ganz genau überlegt und besprach mit den beiden mein Vorhaben. Ab und an gaben sie mir noch ein paar Tipps für den Feinschliff aber im großen und ganzen stand der Antrag fest. Ich durfte mir dann noch anhören, wie süß es doch sei, was ich alles über Catalina wusste, egal wie minimal dieses Detail zu sein schien. Empfand ich nicht unbedingt als nennenswert, sondern eigentlich als völlig normal, aber gut. Zu ein paar Komplimenten sagte ich doch nicht no.

Glosarioay carajo - verdammt nochmal, verdammte scheißeyerno - Schwiegersohn

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ay carajo - verdammt nochmal, verdammte scheiße
yerno - Schwiegersohn

Zwischen Magie und SchicksalWhere stories live. Discover now