Capítulo 42

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Die Zeit mag Wunden heilen, aber sie ist eine miserable Kosmetikerin.
*Mark Twain

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"Kennst du die junge Frau da vorne?" Ich sah auf und blickte in die von Isabela gezeigte Richtung. "Geringfügig, sie hatte mich mal angesprochen." "Sie hat?!" Das laute Stimmorgan der Schwarzhaarigen erschreckte mich fast zu Tode, was hatte die denn jetzt für Schmerzen? Immerhin hatten mich in all der Zeit, die wir nun schon hier wohnten, eine Menge personas angesprochen, weil die meisten meine Gabe benötigten. "Sí, sie hat meine Gabe gebraucht." Für mich waren dies bis dato ganz selbstverständliche Alltagssituationen, weswegen ich nun nicht ganz Verständnis für das Befinden der Blumentante aufbringen konnte. "Nicht dein Ernst. Dieses kleine, hinterhältige Fli..." "Isaaaa..."

Ich kannte lange nicht die komplette Geschichte hinter besagter jungen Frau. Der Anfang unseres damaligen Gespräches war auch eher einseitig, da ich schon immer wenig Interesse an den Intrigen, Eifersuchten und Schwärmereien der Leute hatte. Und genau dort reihte sie sich ein. Ich hatte mit ihren Gefühlen schon genug zu tun, da musste ich mich nicht noch in diesen Müll einmischen. Es war mir schlicht und einfach zu anstrengend. Nennt mich ignorant, aber bei uns hat sich jahrelang eine Art Zwietracht aufgebaut, der unsere Gesellschaft letztlich spaltete. Einmal diejenigen, die uns schützten und mit uns nun in Encanto wohnten und einmal die Neider und Profitgierigen, die uns nur als Mittel zum Zweck sahen... und vor allem als Attraktion.
Im Endeffekt wusste ich zwar nicht, was alles geschehen war, um einige Madrigals gegen sie aufzubringen, doch dass Isabela hier wild fluchend und sie mit mehr als einem Schimpfwort bedachte, war nicht unverständlich, was ich damals so mitbekommen hatte.

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Rückblick
Wir waren nun schon ein Weilchen hier, hatten uns gut eingelebt und wurden auch zu diversen fiestas eingeladen oder in ihre Vorbereitung einbezogen. Unter anderem das zuletzt größte Ereignis: La boda de Dolores y Mariano. Dort fand dann auch der letzte in Encanto heraus, wie ich hier eigentlich zu gebrauchen war. Seitdem kannte ich beinahe jeden Dorfbewohner, die schmutzigsten Geheimnisse, jede Lästerei, jede Affäre und jeden Schwarm... Mein Interesse an diesen Informationen war, wie bereits erwähnt, bedingt. Man könnte ihn auch als fehlend bezeichnen. Die personas zogen mich in ihre Intrigen oder problemas mit rein und benutzten mich als Schild oder Vorwand. Ich muss nicht erwähnen wie oft ich mir die Schwärmerei über jeden einzelnen Madrigalspross oder gar meine Verwandten anhören durfte. Platz eins der Junggesellen, wer hätte es gedacht, waren Isabela, mi hermano Silvio und Camilo. Bei letzteren beiden musste ich den Brechreiz unterdrücken, da ich eigentlich nicht gewillt war, die Fantasien der Verknallten bis ins Detail erfahren zu müssen... wovon ich einige selbst (Ganz bedauerlicherweise.) mit dem Gestaltwandler ausgelebt hatte.
Aber zurück zum Thema.

In der letzten Stunde wurde ich arbeitslos, also bat mich meine madre für unser cena einige Dinge zu organisieren. Meine Tour über den Markt sollte mir daher eigentlich einige Zutaten für Mamá bescheren... stattdessen bekam ich Arbeit.
"Holá." Eine junge Frau stellte sich mir in den Weg. Sie war ein kleines Stückchen größer als ich, was jedoch in Anbetracht meines geringen Körpermaßes nicht nennenswert war, hatte hüftlange, kastanienbraune Haare und dunkelbraune Augen. Sie war nicht hässlich, aber hob sich auch nicht von der Masse ab. Ich würde sie als Durchschnittslatina bezeichnen, was beinahe schon beleidigend klang.
"Holá... kann ich dir irgendwie helfen?" Ihre doch etwas aufdringliche Art und Weise äußerte sich inform von zu viel Nähe zu mir. Sie hatte sich bereits so extrem nah an mich herangestellt, dass ich davon ausgehen musste, dass sie auch von mir etwas wollte. Ich vergrößerte unseren Abstand und blickte erwartungsvoll in das makellose Gesicht der Unbekannten.
"Du bist Catalina, oder?" Ich zog eine Augenbraue nach oben, da ich etwas unsicher war, ob es eine rhetorische Frage oder tatsächlich ernst gemeint war. "Kommt drauf an wer fragt" war daher meine stupide, jedoch auch irgendwie böswillig klingende Antwort. Die junge Frau fing übertrieben gestellt an zu lachen und ich durfte feststellen, dass es noch eine nervigere Lache auf diesem Planeten gab, als die meiner prima Marisol. "Dann habe ich ja direkt die richtige erwischt." (Was mich wohl verraten hat? Mein Sarkasmus, mein geringfügiges Interesse oder doch meine reklametafelhellen Haare?)
"Also... ich... naja..." Warum muss es denen immer so peinlich sein, über gewisse Dinge zu sprechen? Sie kommen immerhin freiwillig zu mir und drucksen dann herum. "Es geht um einen Mann. Aber ich kann dir nicht helfen, wenn du keine Infos rausrückst. Sí ich weiß worum es geht. Die meisten, die zu mir kommen und dann nicht mit der Sprache rausrücken, wollen über Männer reden." Ihr fragendes Gesicht war wirklich amüsant und bevor wir hier Wurzeln schlugen und ein neues Thema eröffneten, kam ich ihr zuvor und beantwortete ihre unausgesprochene Frage. Meine Kommunikation mit ihr könnte die Auffassung geben, ich sei unfreundlich. Zugegeben, irgendwie mochte ich sie nicht. Ich hatte das Gefühl, dass sie irgendetwas vor mir verheimlichte und auch generell ihr gesamtes Gespräch nicht von ehrlichen Beweggründe zeugte. Außerdem war sie eifersüchtig und ich musste es irgendwie auf mich projizieren, da ich vorher nichts davon gemerkt hatte.

Zwischen Magie und SchicksalWhere stories live. Discover now