⁹ overdose

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Ich hatte eigentlich gar keinen Bock, feiern zu gehen, aber ich brauchte dringend Ablenkung.
Meine Mutter hatte mich ungefähr sechs mal angerufen und jedes Mal hatte ich eine miese Panikattacke.
Ein Glück, dass ich hier so viele Benzos hatte.
Sonst wäre ich wahrscheinlich tot.
Oder es würde mir vielleicht mies gut gehen, keine Ahnung.
Maya sah unfassbar gut aus.
Ich trug eine Baggy Jeans und einen schwarzen Sweater mit Ketten.
"Ist es okay, wenn wir draußen vorglühen, mit 'paar Homies?", fragte ich leise.
"Klar, warum nicht?", lächelte mir Maya zu und wir gingen in einen kleinen Park.
Auf einer Bank saßen Nick, Felix und Adam, die angeregt über irgendwas diskutierten.
"Hey."
Maya und ich gaben meinen Freunden die Faust zur Begrüßung.
"Was geht", murmelte Adam und zündete einen Jib an.
Nick und Felix waren sich anscheinend einig geworden und stießen mit einem Bier an.
"Kann ich auch eins haben?", fragte Maya und Felix gab ihr eins rüber.
Ich nahm die halbvolle Flasche Vodka, die neben der Bank stand und machte mir eine Mische.
"Brooo, seit wann trinkst du bitte wieder?", fragte Adam.
"Ich lass' das doch eh nie sein", murmelte ich und er passte mir den Spliff.
Ich rauchte zwei Züge und gab den Jib weiter.
"Digga, was? Bro, das ist nicht das richtige Mindset."
Ich trank einen großen Schluck von meiner Mische.
"Bro, pass mal auf, du bist komplett zugebenzt."
Wortlos nahm ich noch einen Schluck und drückte Maya den Becher in die Hand.
"Trink' das, mir reichen zwei Schlücke."
"Okay?"
Maya sippte einen Schluck und musste husten.
"Kein Wunder, dass dir da zwei Schlucke reichen."
"Fuck, ihr seid alle gegen mich."
Ich nahm Maya den Becher aus der Hand und exte die Mische, ohne mit der Wimper zu zucken.
"Alles okay? Willst du kurz spazieren gehen?", fragte Maya leise.
Ich kratzte an meiner Hand.
"Nein."
Ich setzte mich auf den Boden.
Fuck, ich hatte gerade unfassbar viel Alkohol getrunken.
Und fuck, ich hatte viele, viele Benzos intus.
So vier, fünf ganze Alpras...
Fuck.
"Taras, kommst du klar?", fragte Adam leise.
Ich nickte abwesend.
Mein Handy vibrierte und ich schaute drauf.
"Fuck, diese gestörte Frau."
Geistesabwesend nahm ich den Anruf an.
"Taras?"
"Oh, fuck", flüsterte Adam.
"Ich hasse dich so sehr", murmelte ich verklatscht und legte auf.
Ich hatte es noch nie gesagt.
Dass ich sie hasste.
Sie war immerhin meine Mutter.
Aber nach genug Xans war die Hemmschwelle eben nicht mehr da, wo sie mal war.
"Fuuuuck", stöhnte ich und kratzte an meiner Hand herum.
Die Mische knallte extrem und ich fragte mich, ob ich diesen Abend ohne Alkoholvergiftung überstehen würde.
"Willst du überhaupt noch feiern, bro?", fragte Nick leise.
"Ach, fuck it. Lass mal losgehen."
Maya zog mich hoch und wir torkelten zu fünft Richtung Hausparty.
Mein Handy vibrierte erneut in meiner Hosentasche.
Es war schon wieder meine Mutter.
Ich ging ran.
"Fuck, was willst du?"
Ich hatte gerade echt nicht die Nerven für diese Frau.
"Dastan ist mit 'ner Überdosis im Krankenhaus. Dachte, vielleicht interessiert dich das."
Sie legte auf und ich trat mit voller Kraft gegen einen Mülleimer.
"Verfickte Scheiße!"
"Fuck, Taras, was ist los?"
"Mein Bruder hat 'ne OD."
Sofort blieben alle stehen.
"Was?", flüsterte Felix.
"War nur 'ne Frage der Zeit, bis er Drogen nimmt."
Ich rümpfte die Nase und rief meinen Bruder an.
Vielleicht war er ja ansprechbar.
Nach endlosen Klingeln ging er endlich ran.
"Fuck, bro, was machst du denn", murmelte ich.
"Ta, ich kann nicht mehr. Ich wollte mich umbringen."
"Heilige Scheiße."
Es war, als hätte jemand auf einmal den ganzen Sauerstoff aus meinen Lungen gesaugt.
"Geh ins Heim", sagte ich leise, "mach's wie ich, dann hast du wenigstens vor Mama und Papa deine Ruhe."
Dastan seufzte.
"Ich muss doch sowieso nur noch vier Jahre aushalten, bis ich ausziehen kann..."
"Hör auf zu warten und tu was. Sonst bringst du dich nächste Woche wieder um, glaub mir. Ich flehe dich an, geh' weg von unseren Eltern."

zwei dosen spriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt