¹⁶ bass

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Ich musste irgendwas tun, aber wusste beim besten Willen nicht, was.
Ich hatte heute drei Mahlzeiten gekocht, die ganze Wohnung aufgeräumt, meinen Kleiderschrank ausgemistet und alle fünf Minuten auf mein Handy geschaut.
Ich machte mir extreme Sorgen um Taras.
Warum hatte er mir das alles erzählt.
Wollte er sich umbringen?
Wahrscheinlich schon.
Konnte ich irgendwas machen?
Nein.
Adam hatte mir heute wieder geschrieben.
Tag fünf, Taras schien es besser zu gehen - zumindest körperlich.
Er war natürlich immer noch am Arsch.
"Komm doch mit, bitte. Alle haben abgesagt", schmollte Océane.
Sie wollte eigentlich feiern gehen, es lief Techno in ihrem Lieblingsclub mit freiem Eintritt, aber ihre Freundinnen hatten heute zu tun oder so, und deshalb wollte sie jetzt, dass ich mitkam.
Ich seufzte.
Ich war wirklich nicht in der Stimmung, feiern zu gehen, aber ihr zuliebe...
"Na gut."
"Jaa!"
Sie sprang auf und zog mich an der Hand nach oben.
Ich nahm meine Tasche und wir gingen in die Nacht.
Es war kälter als erwartet, aber wenigstens hielt mich meine Jacke halbwegs warm.

Ich hörte den Bass bis hier draußen.
Nach der Ausweiskontrolle ließen wir unsere Hände stempeln und gingen erstmal in den Raucherbereich.
Océane gab mir eine Kippe und wir rauchten.
Ich sah mich um.
Die meisten hier waren stockbesoffen oder druff. Oder beides.
Mein Blick blieb an jemandem hängen, den ich nur von hinten sehen konnte.
Er hätte glatt Taras sein können, aber was zum Fick würde Taras jetzt in 'nem Club machen.
Er hatte 'nen Joint in der Hand.
Krass, im Raucherbereich vom Club.
Ich drehte mich zu Océane.
"Ist das Taras?", fragte ich leise.
"Och Maus, was soll das denn. Wo denn?"
"Da hinten, wo man reingeht."
Sie zog die Augenbrauen hoch.
"Wenn du mich fragst, ja. Ergibt nur keinen Sinn, ich dachte er hört gerade mit Benzos auf? Ohje, er kommt her."
Ich drehte mich um.
Fuck, das war zu hundert Prozent er.
"Hey, ich würde gerne ehrlich mit dir reden und das auch unter vier Augen", Océane verschwand im Club, "okay, also-"
Er redete viel mehr als sonst und seine Augen waren sehr weit offen.
Er hatte wahrscheinlich raue Mengen Stimulantien genommen.
"Fuck, was hast du genommen", murmelte ich leise.
"Nur 'n bisschen Pep, okay? Da redet man halt viel. Chill mal, du Zivi. Ich hab' eigentlich geplant, mich umzubringen, aber ich hab vorher 'n halbes Teil auf der Clubtoilette gedroppt und fuck, ich will mich kein Stück mehr umbringen. Es ist wunderschön. Vertrau mir."
Er nahm mein Gesicht in meine Hände.
"Willst du auch 'ne Bahn?"
Ich seufzte. "Okay."
"Warte kurz hier, ja?"
Ich nickte.
Taras verschwand im Club.
Ich war nüchtern wie sonst was.
Ich hatte nicht mal gekifft oder so in den letzten Tagen.
Taras kam mit irgendwem, den ich von der Fast-Party vor dem Zivivorfall kannte, wieder. Nick oder so.
Wir gingen wieder runter vom Gelände und versteckten uns hinter einem Busch.
"Nick, gib mal das Pep."
Nick packte eine beachtliche Menge weißes Pulver aus und gab es Taras, welcher etwas davon auf sein Handy schüttete und mit einem Organspenderausweis drei Bahnen legte.
"Das brennt 'n bisschen mehr als das Pep, was wir früher hatten, oder?", grinste Taras und zog die Bahn auf einmal.
"Kann sein, Bro", murmelte Nick.
"Fuck, bin ich schnell", grinste Taras und zog seine Nase hoch.
Nick zog die nächste Bahn in zwei Hälfen und gab mir das Handy.
Ich zog meine Bahn ebenfalls geteilt.
Fuck, ich fühlte mich wieder wie siebzehn.
Taras umarmte mich innig.
"Versprich mir bitte, dass du Adam nicht sagst, wo ich bin, okay?", murmelte er.
"Adam weiß nicht, wo du bist?"
"Adam ist 'bisschen insane geworden, er hört Taras beim Scheißen zu und so", warf Nick ein.
"Okay, das ist nicht cool... bist du noch clean?", fragte ich leise.
Und ich hatte eine scheiß Angst vor der Antwort.
Taras nickte.
"Ich bin so stolz auf dich", murmelte ich leise.
"Bitte sprich' das nicht mehr an", sagte Taras ernst.
"Klar."

zwei dosen spriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt