Ein kleiner Penner, ein großes Problem

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„Er ist tod", schlussfolgerte Dave.

„Woher willst du das so genau wissen? Biste Arzt oder was?", hakte Louis nach. „Du hast nicht einmal sein Puls gefühlt oder vielleicht braucht der stinkende Typ eine Mund-zu-Mund Beatmung."

Dave stimmte mit einem Nicken zu. „Das hat was. Wer von euch möchte dem Penner den Puls fühlen und ihn dann küssen?"

Wayne und Louis blieben mucksmäuschenstill.

„Louis, komm her und fühl seinen Puls", forderte Dave ihn auf.

„Wieso ausgerechnet ich?", empörte sich Louis. „Weil ich schwarz bin, oder was?"

„Nein", erwiderte Dave ruhig und versuchte, nicht auszurasten, „sondern weil du die Idee mit dem Puls fühlen und dem Beatmen hattest. Außerdem bist du nicht schwarz, sondern braun. Der Kerl hier ist schwarz wie die Nacht, du hingegen bist kackbraun."

Wayne brachte sich in das Gespräch mit ein: „Ja, er hat recht. Ich meine nicht mit dem kackbraun, sondern mit dem Teil, dass du die Idee hattest, Louis."

Louis blickte herablassend auf den Mann herab. „Für mich sieht der Penner tot aus", stellte er mit auf-gesetzter Fachmann-Miene fest.

„Alles super. Er ist definitiv tot", bestätigte Wayne. „Aber was nun?"

„Keine halben Sachen. Lass uns ihn von der Straße wegschaffen und drüben in die Büsche werfen", schlug Dave vor und deutete mit einer kurzen Kopf-bewegung in die gemeinte Richtung. „So findet man die Leiche nicht so schnell wieder und die Würmer haben etwas mehr Zeit, sich vollzufressen."

Angeekelt verzog Louis sein Gesicht. „Ich fasse den nicht an!"

Dave und Wayne gingen darauf nicht ein, sondern handelten lieber, als es mit der indischen Schwuchtel auszudiskutieren. Dave packte am Kopfende an und Wayne am Fußende und gemeinsam schleppten sie ihn rüber zum Gebüsch.

„Auf drei", meinte Dave. „Eins ... zwei ..."

„Stopp!", rief Wayne.

„Was ist?", wollte Dave wissen.

„Werfen wir nach drei oder bei drei?"

„Hä?", stutzte Dave.

„Also", versuchte Wayne zu erklären, „eins ... zwei ... drei ... werfen oder eins ... zwei ... werfen?"

„Hä?", stutzte Dave erneut. „Bist du bescheuert im Kopf, oder was? Wir machen eins ... zwei ... drei ... werfen!"

„Okay", stimmte Wayne zu.

„Auf drei", setzte Dave erneut an. „Eins ... zwei ..."

„Was ist hier los?!", lallte der Landstreicher unerwartet. Dave und Wayne ließen ihn erschrocken in die Büsche fallen. „Autsch!", schrie der Mann und verschwand in einem Meer von Grün.

(...)

Cenophobia - Die Angst vor neuen IdeenWhere stories live. Discover now