KAPITEL 21

141 18 36
                                    

ARLA

Völlig entgeistert starre ich während der abendlichen Vorlesung auf das Display meines Handys. Da ist sie. Die verdammte Nachricht, die ich Lua verdanke. Hurricane Sousa hat meine Handynummer und fragt mich vierundzwanzig Stunden später nach einem verfluchten Date. Was denkt er sich überhaupt dabei? Ist es nicht mehr als deutlich geworden, dass ich ihn nicht leiden kann? Geh' bitte auf ein Date mit mir, Arla. H.

Verdammte Lua. Verdammter Hurricane. Verdammte Handys.

Missmutig drehe ich das Gerät um und versuche mich, wieder auf meine Vorlesung zu fokussieren. Corálina sitzt neben mir, weshalb ihr mein unterdrücktes Knurren nicht entgangen ist. Sie schaut mich prüfend an, doch ich schüttle den Kopf.

Während der Professor über die Unterschiede pflanzlicher und tierischer Zellen spricht, tippe ich mit der Spitze meines Kugelschreibers gegen mein Blatt. Unzählige blaue Punkte ziehen sich quer über meine Notizen, bis Corálina ihre Hand auf meine legt. Sofort halte ich in der wütenden Punkttirade inne und lasse den Kugelschreiber auf den Tisch fallen.

Weshalb denke ich überhaupt über die bescheuerte Nachricht nach? Wenn ich einfach nicht antworte, dann könnte ich so tun, als hätte er die falsche Nummer. Sollte er mich bei unserer nächsten Begegnung darauf ansprechen, könnte ich so tun, als hätte ich niemals eine Nachricht bekommen. Allerdings ist da wieder die leise Stimme in meinem Inneren, die mich zu einem Date mit ihm überreden will.

Ich werde nicht auf sie hören, ganz klar, trotzdem flüstert sie mir sanfte Worte zu. Die Worte, die bereits einige Personen zu mir gesagt haben. Nämlich, dass ich Hurricane eine Chance geben soll, ihn besser kennenlernen sollte. Standhaft weigere ich mich dagegen. Schnaubend stopfe ich das Handy in meine Tasche und überschlage die Beine.

Der Professor malt eine Skizze an die Tafel, die ich auf meinen Block übertrage. Ich habe keine Zeit, Lust oder Kraft mir den Kopf über diesen bescheuerten Kerl zu zerbrechen. Es führt ohnehin zu nichts.

Nach der Vorlesung gehen Corálina und ich zu dem kleinen Restaurant unweit vom Universitätsgelände. Im Gehen werfe ich einen Blick auf mein Handy. Seine Nachricht lacht mir höhnisch entgegen, sodass ich sie und alle weiteren Mitteilungen ungelesen vom Bildschirm lösche.

An einem Tisch im Außenbereich warten Mercúrio, Amilcar und Naira auf uns. Lua ist nicht dabei, wofür ich gewissermaßen dankbar bin. Da Hurricane mir nun wirklich eine Nachricht geschrieben hat, bin ich noch wütender auf meine beste Freundin. Vielleicht hat sie es nur gut gemeint, jedoch ist es wahrscheinlicher, dass Hurricane sie um den Finger gewickelt hat und sie deshalb meine Handynummer herausgerückt hat. Ich will überhaupt nicht wissen, was er zu ihr gesagt hat, damit sie derart meine Privatsphäre verletzt. Es ist schon immer eine unausgesprochene Regel gewesen, niemandem die Telefonnummer der anderen weiterzugeben, wenn dafür keine ausdrückliche Zustimmung erfolgt ist.

»Hey«, begrüßt Milcar uns, als wir auf den Tisch zugehen. »Wie war die Vorlesung?«

»Gut, aber zum Ende konnte ich mich nicht mehr konzentrieren, weil Arla wie eine Irre auf ihrem Block herum gedonnert hat«, seufzt Corálina gespielt empört.

»Weswegen?«, fragt Naira sorgenvoll.

»Sie hat kurz vorher auf ihr Handy gestarrt, danach hatte sie diesen teuflisch wütenden Blick drauf.« Corálina lässt sich grinsend neben Milcar fallen und greift nach seiner Bierflasche.

»Den Hurricane-Hassblick?«, mutmaßt er. Augenverdrehend sinke ich auf den Platz neben Naira. Kurz werfe ich einen Blick unter den Tisch, wobei ich Mercúrios Hand auf ihrem Knie entdecke. Ein Lächeln zupft an meinen Lippen, trotzdem lasse ich mir nichts anmerken.

HATE ME HARDERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt