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Jungkook schminkte sich natürlich noch etwas, zwar nicht so wie sonst, sondern etwas dezenter. Er wollte Taehyung nicht unnötig provozieren, aber gleichzeitig fühlte er sich unwohl bei dem Gedanken, völlig ungeschminkt auf der Party zu erscheinen.
Mittlerweile war Jungkook dabei, Jimin ein wenig Make-up aufzutragen. Normalerweise schminkte sich der Pinkhaarige nicht, aber hin und wieder überkam es ihn, wenn er sah, wie wunderschön sein bester Freund danach aussah und wollte es ebenfalls. Obwohl die Leute um ihn herum Vorurteile hatten aufgrund seiner pinkfarbigen Haare, nahm Jimin die Kommentare über seine vermeintliche sexuelle Orientierung gelassen hin. Im Gegenteil, er freute sich, wenn er Komplimente für sein Aussehen erhielt. Seine pinkfarbigen Haare wurden oft als Anlass genommen, ihm bestimmte Stereotypen zuzuordnen, aber das kümmerte ihn wenig. Für ihn war es eine Gelegenheit, Klischees zu brechen – ein stolzer Akt der Rebellion.
Als Jimin sein Spiegelbild betrachtete, konnte er ein breites, selbstverliebtes Grinsen nicht unterdrücken. Durch den Spiegel bemerkte der pinkhaarige Taehyung, der gelangweilt auf der Couch saß und mittlerweile wieder sein Handy in der Hand hatte. "Sag mal, Taehyung, willst du nicht auch, dass Jungkook dich schminkt?", neckte Jimin ihn mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Obwohl er versprochen hatte, Taehyung nicht zu provozieren, konnte Jimin sich diesen Kommentar nicht verkneifen.
Taehyung, der sich eine Stunde lang mit blutenden Ohren die Gespräche der zwei Jungs anhören musste, hob nur seine Augen, um Jimin anzusehen. "Ich brauche kein Make-up, um gut auszusehen", antwortete er gelassen und sah wieder auf sein Handy. Es nervte ihn zwar tierisch, dass das halbe Display nun zersprungen war, aber er war schließlich selbst daran schuld.
Jimin unbeeindruckt von Taehyungs Antwort murrte: "Nun ja, für dein Äußeres mag das zutreffen, aber deiner Seele könnte ein wenig Farbe echt nicht schaden."
Jungkook, der zwischen den beiden hin und her blickte, seufzte schwer. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, Taehyung zur Party einzuladen. Denn wenn Jimin betrunken war, war er unfassbar anhänglich und in gewisser Weise auch nervig. Er würde sicherlich an diesem Abend noch eine von Taehyung verpasst bekommen. Jungkook sah bereits vor seinem inneren Auge, wie die zwei am Ende stritten.
"Hör auf jetzt, Jimin", mahnte er seinen besten Freund und sah ihn bittend an. "Wollen wir noch etwas essen? Ist immerhin noch etwas Zeit", schlug Jungkook vor, in der Hoffnung, die angespannte Stimmung zu lockern. Außerdem mochte Jungkook es nicht, auf nüchternen Magen zu trinken, und bestand darauf, vor jeder Party etwas zu essen.
Jimin war sofort begeistert bei dem Gedanken an Essen. "Oh ja, kochst du?", fragte Jimin begeistert, der schon Feuer und Flamme war. Jungkook lachte und nickte, während Jimin schon auf dem Weg in die Küche war. Der Blonde wandte sich an Taehyung, der noch auf der Couch saß und fragte: "Kommst du auch?"
Der Dunkelhaarige schüttelte mit dem Kopf und sah seinen Gastbruder an. "Keinen Hunger." Jungkook zog die Augenbrauen zusammen und versuchte es erneut: "Es ist aber nicht gut, auf leeren Magen zu trinken. Iss zumindest ein bisschen."
Doch Taehyungs Antwort blieb gleich: "Keinen Hunger", wiederholte er. Mit einem weiteren Seufzen verließ der Blonde das Zimmer und sagte: "Ich sag' dir Bescheid, wenn wir losgehen." In seinem Inneren blieb jedoch die Sorge, wie die Party mit diesen verschiedenen Persönlichkeiten verlaufen würde.
Als es so langsam Abend wurde und sie loswollten, stieg Jungkook mit gemischten Gefühlen die Stufen zu seinem Zimmer hinauf, um Taehyung abzuholen. Innerlich hoffte er, dass sein Mitbewohner aus unerklärlichem Grund keine Lust mehr hatte, sie zu begleiten. Dies würde dem Jüngeren bestimmt einige Nerven ersparen – da war er sich sicher.
Leise klopfte er an der Zimmertür, da er immerhin nicht wusste, was Taehyung gerade trieb, und wollte ihn nicht stören, erhielt jedoch keine Antwort. Vorsichtig öffnete er die Tür und ging mit leisen Schritten hinein, in der Hoffnung, dass Taehyung vielleicht eingeschlafen war.
Da Jungkook seinen Mitbewohner nicht auf der Couch vorfand, ging er in langsamen Schritten auf den Durchgang, der den hinteren Teil des Raumes vom Vorderen durch eine Trennwand trennte, zu. Er bewegte sich extra leise, um Taehyung nicht zu wecken, falls dieser wirklich schlafen sollte.
Hinter der Trennwand sah Jungkook schließlich Taehyung, der vor dem Kleiderschrank stand – Oberkörper frei. Taehyung hatte seinen Rücken zu Jungkook gewandt und bemerkte nicht einmal, dass er hereingekommen war.
Jungkook starrte regelrecht auf den nackten Rücken seines Mitbewohners, unfähig, seinen Blick abzuwenden. Selbst als Taehyung sich umdrehte, mit einem Oberteil in der Hand und Jungkook entdeckte, konnte dieser seinen Blick nicht lösen. Jungkook war sich nun sicherer als zuvor: Wäre Taehyung nicht so ein charakterliches Arschloch, würde er unweigerlich auf ihn stehen. Doch zum Glück hielt Taehyungs Charakter Jungkook davon ab, sich in seinen Austauschpartner zu verknallen.
Taehyung hielt den Blickkontakt für einen Moment, bevor er sich wieder mit dem Rücken zu ihm drehte. Er fühlte sich unwohl dabei, von Jungkook so angestarrt zu werden. In den vergangenen Tagen seit seiner Ankunft kämpft er damit, sich irgendwie an die Anwesenheit von Jungkook zu gewöhnen – es irgendwie zu akzeptieren. Doch das war leichter gesagt als getan. Taehyung versuchte, bemühte sich regelrecht, keine Verachtung für diesen Jungen zu empfinden, und gab wirklich sein Bestes, ihm keine abwertenden Worte gegen den Kopf zu werfen. Zumindest schaffte er es, den Raum nicht fluchtartig zu verlassen, wenn Jungkook anwesend war. Auch wenn er stark dagegen ankämpfte, war er bis jetzt mit seiner Selbstbeherrschung zufrieden.
"Dir scheint zu gefallen, was du siehst, so oft wie du mich anstarrst", sagte Taehyung ruhig und zog sich das Oberteil in seiner Hand an. Jungkook schluckte schwer und versuchte nicht länger, auf seinen halbnackten Mitbewohner zu starren. Er wusste, dass es falsch war, Taehyung so anzusehen, aber er konnte nicht leugnen, dass Taehyung in diesem Moment unglaublich attraktiv aussah.
Jungkook errötete, räusperte sich und wandte schnell den Blick ab. "Nun ja, du siehst halt wirklich gut aus", murmelte er wahrheitsgemäß, doch seine Stimme zitterte leicht. "Aber darum geht es nicht! Ich wollte dich nur holen kommen, wir wollen los", fügte er mit einem Hauch von Nervosität in seiner Stimme hinzu. "Okay", antwortete Taehyung leicht und ging nicht weiter darauf ein.
Er stand vor dem Spiegel, seinen Blick auf den Kleiderschrankspiegel gerichtet, während er seine dunklen Haare zu einem lockeren Manbun zusammenband. Doch im Spiegelbild bemerkte er deutlich Jungkooks unverhohlenes Starren, das sich unauffällig nannte, aber in Wahrheit alles andere als unauffällig war.
Ein leiser Seufzer entglitt Taehyungs Lippen, und er drehte sich langsam zu Jungkook um, der bereits in Richtung Tür eilte. Doch dann griff Taehyung plötzlich nach Jungkooks Schultern und drückte ihn gegen die Wand. Seine Hände platzierte er neben den Kopf des etwas Kleineren und seine Augen durchbohrten Jungkook förmlich. "W-was machst du da?", brachte Jungkook überfordert von der Situation hervor. Er kämpfte darum, nicht unter der dominanten Aura seines Gegenübers einzuknicken.
Taehyung beugte sich ein Stück vor, und Jungkook spürte, wie sein Herz wild gegen seine Rippen hämmerte. Erwartungsvoll wartete er darauf, dass etwas passierte, aber Taehyung berührte ihn nicht einmal. Stattdessen flüsterte er in Jungkooks Ohr: "Behalt deine geiernde Blicke bei dir. Ich will dir ungern wehtun müssen." Dann löste Taehyung sich von ihm und ließ Jungkook mit einem unglaublich schnellen Herzrasen zurück. Einerseits war er verwirrt über die unerwartete Nähe seines Mitbewohners, andererseits fand er genau diese dominante Art äußerst heiß und sie verursachte eine angenehme Gänsehaut über seinen gesamten Körper.
Jungkook rang nervös nach Atem, als Taehyung sich von ihm löste, und versuchte, sein wild pochendes Herz zu beruhigen. Diese unerwartete Nähe hatte etwas in ihm ausgelöst, das er sich nicht erklären konnte. Sein Herz schien sich in seiner Brust zu überschlagen. Der Ältere hatte eine Ausstrahlung, die Jungkook gleichermaßen faszinierte und einschüchterte. Taehyung warf einen scharfen Blick über die Schulter auf Jungkook. "Komm jetzt", befahl er schroff und trat durch die Tür. Jungkook konnte nur ein knappes "Ja" hervorbringen, bevor er sich von der Wand löste und seinem Mitbewohner folgte.
Die Worte von Taehyung hallten in Jungkooks Kopf wider: "Behalt deine geiernde Blicke bei dir." Diese Bemerkung hatte einen wunden Punkt getroffen. Jungkook hatte aus irgendeinem Grund geglaubt, dass Taehyung sein offensichtliches Starren nicht bemerken würde, da der Ältere ihn scheinbar niemals direkt ansah. Doch Taehyung hatte dieses begehrliche Starren des Blonden mehr als deutlich wahrgenommen.
Als die drei nun im Bus saßen und sich auf dem Weg zur Party befanden, herrschte im Bus eine angespannte Atmosphäre. Taehyung und Jimin tauschten unentwegt Todesblicke aus. Jungkook, der zwischen ihnen saß, konnte förmlich die Blitze über seinen Kopf knistern hören, die durch ihren Blickaustausch erzeugt wurden.
Jungkook seufzte schwer, während er die Stirn runzelte. Trotz der drückenden Atmosphäre war er dennoch erleichtert, dass es bisher nur bei den Blicken geblieben war. Die Vorstellung, dass die Situation in Worte oder sogar in Gewalt eskalieren könnte, machte ihm Angst. Sein Herz klopfte heftig, und er spürte, wie sein Magen sich deshalb verkrampfte. Er konnte einfach nicht mit Stress umgehen.
Die Minuten verstrichen quälend langsam, während der Bus sich seinem Ziel näherte. Schon jetzt spürte Jungkook, wie angespannt er war, und das nur, weil sein bester Freund und sein Mitbewohner im selben Bus saßen. Der Blonde konnte auch nicht einschätzen, wie der Dunkelhaarige drauf war, wenn er etwas getrunken hatte.
War er lockerer?
Ernster?
Oder vielleicht sogar einer der Sorte, die weinte?
Die anhänglich wurde?
Oder in Gelächter ausbrach?
Jungkook konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen – außer vielleicht, dass Taehyung noch ernster wurde. Jimin hingegen war einfach: Er wurde anhänglich, nervig und provozierend. Und Jungkook hatte bereits jetzt Angst, dass sein pinkhaariger Freund Taehyung mit dummen Sprüchen nerven würde.
Nach quälend langen 45 Minuten waren sie endlich angekommen. Schon von Weitem konnten sie das hell beleuchtete Strandhaus sehen, aus dem laute Musik dröhnte und mit jedem Meter, den sie näherkamen, es lauter wurde.
Jimin erkannte schon von weitem seinen Freund und Gastgeber Namjoon, der an der Eingangstreppe des Hauses seine Gäste begrüßte. Jimin stürmte regelrecht auf ihn zu, während Jungkook und Taehyung gemütlich hinterherliefen.
Angekommen begrüßte Namjoon auch Jungkook, indem er mit ihm einschlug. Er hielt kurz inne, als er Taehyung sah, und brauchte einen Moment, bis es in seinem Kopf klickte. "Ahh, du bist dann wohl der Austauschstudent, der bei Jungkook wohnt", stellte der schwarzhaarige Namjoon fest. Doch bevor Taehyung das bestätigen konnte, hielt Namjoon freundlich seine Hand zur Begrüßung hin. "Schön dich kennenzulernen. Ich bin Namjoon, ein Freund von Jungkook", stellte er sich ordentlich vor und brachte ein strahlendes Grinsen hervor.
Taehyung nahm die Hand entgegen und lächelte ebenfalls. "Taehyung", kam die knappe Vorstellung.⊱ ────── {⋅. ✯ .⋅} ────── ⊰
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Austauschschüler - one year ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ
Roman pour AdolescentsTaehyung war die Perfektion in Person, von außen betrachtet. Sein Aussehen war atemberaubend. Er war ein wahres Genie in Musik, Sport, Sprachen, Kampfkünsten und Wissen. Doch unter dieser makellosen Fassade verbarg sich etwas, was seine Perfektion t...