Fehlentscheidungen

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Fehler während der Behandlung von Patienten dürfen nicht passieren, das ist uns allen klar.

In der Realität passieren sie jedoch immer häufiger. Grund dafür ist die allgemeine Überlastung und die Unterbesetzung in den Krankenhäusern. Das führt zu Fehlentscheidungen, die Menschenleben kosten.

Ich möchte in diesem Kapitel nicht erneut den Pflegenotstand als Grund dafür herziehen, denn uns ist mittlerweile allen bewusst, dass er dazu beiträgt.

Ich möchte auch nicht aufzeigen, was für Folgen die Unterbesetzung für das Personal hat. Denn auch diese kann sich jeder denken.

Ich möchte Euch zeigen, was es für die Patienten bedeutet. Für die Menschenwürde, die Freiheit und möglicherweise Euren Angehörigen, der in einem Krankenhaus liegt.

Das, was ich in diesem Kapitel schreibe, wird von der Öffentlichkeit ferngehalten. Denn es grenzt zu nah an Straftaten, die uns ins Gefängnis bringen können.

Daher möchte ich an dieser Stelle explizit erwähnen, dass die beschriebenen Beispiele aus der Praxis fiktiv sind. Sie sind angelehnt an wahre Begebenheiten, stehen aber in keinerlei Verbindung zu dem Krankenhaus, in dem ich arbeite.

Sie sind ein allgemeiner Hinweis darauf, was hinter den Türen von Krankenhäusern abgeht, weil sich das Personal dort nicht mehr anders zu helfen weiß. Oder weil Situation falsch eingeschätzt werden.

Denn aktuell befinden wir uns in einer Lage, in der wir unsere Patienten nicht mehr adäquat versorgen können. Egal, ob wir die Pausen durcharbeiten, Dienste allein bewältigen, nicht auf Toilette gehen oder keine Minute sitzen können. Es funktioniert nicht mehr, wir schaffen es nicht, alle anfallenden Arbeiten zu erledigen.

Durch steigende Corona Infektionen kommt zusätzliche Arbeit auf uns zu, wie das Durchführen von Isolationsmaßnahmen. Jedes Mal, wenn wir in ein Iso Zimmer gehen, müssen wir unsere Schutzkleidung anziehen.
Diese besteht aus einem Kittel, Schuhüberziehern, Handschuhen, Maske, einem Haarnetz und Gesichtsvisir.

Abgesehen davon, dass es absolut sexy aussieht, dauert es einige Minuten, bis wir ausreichend verkleidet sind. Diese Minuten zehren extrem an unserer kostbaren Zeit, weswegen man sich oft dabei erwischt, sich nur eine Maske aufzusetzen und an der geöffneten Tür nachzufragen, was das Problem ist, um das lästige Umziehen zu vermeiden.

Wenn ein mit Corona infizierter Patient beatmet wird und das Beatmungsgerät einen Alarm gibt, ziehen wir uns generell nicht um, abgesehen von einer Maske und Handschuhen. Denn diese anfallenden Minuten könnten den Tod dieses einen Patienten bedeuten.

Aber abgesehen von den isolierten Patienten, leidet die allgemeine Versorgung der Patienten gewaltig.

Die Folgen sind hart.

Fixierung, Sedierung, Unterversorgung bis hin zum Tod.

Durch diese Maßnahmen wird aktuell eine Grundversorgung aufrechterhalten, die mit Menschenwürde nichts mehr zu tun hat.

Patienten, die unruhig sind, aufgrund einer Demenz oder des Durchgangsyndroms nach einer Operation, werden an Händen und Füßen im Bett fixiert, damit sie liegen bleiben und sich selbst nicht gefährden.
Früher hätte man sich die Zeit nehmen können und durch Sichtkontrollen und Gesprächen einen Zugang zu diesen Menschen zu finden.
Jetzt geht das nicht mehr.

Also werden sie gefesselt wie in einer Psychiatrie.

Reicht das nicht aus und sie fangen an zu schreien oder an den Fixierungen zu zerren, wird die nächste Stufe eingeleitet. Die Sedierung.

Das sind einfach Medikamente, die verabreicht werden, damit der Patient schläft.

Sedierungen werden auch ohne Fixierungen durchgeführt, wenn bereits vorher absehbar ist, dass dieser Patient auffällig werden könnte.

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⏰ Last updated: Dec 11, 2023 ⏰

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Pflegen ➟ UnzensiertWhere stories live. Discover now