5. Miss Perfect

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Verunsichert betrachte ich mich selbst und streiche mir eine Haarsträhne zurück.

Es ist überraschend, wie sehr eine Perücke mich verändert. Ich sehe fast wie meine Mutter aus, als sie noch jung war. So kann ich ganz sicher die Party verlassen, ohne aufsehen zu erregen.

»Komm Lilly, du schaffst das«, spreche ich mir selbst Mut zu, atme tief ein und verlasse das Badezimmer.

Einfach schnell zum Ausgang und nichts wie weg hier. Ich schlängle mich durch die Menschenmenge. Anscheinend hat der Alkohol all ihre Hemmungen losgelöst, denn sie tanzen wild durcheinander, ohne Rücksicht auf andere. Einige haben Probleme, sich auf den Füßen zu halten.

Abgesehen von den bunten Partylichtern, ist der Raum nur spärlich beleuchtet und die bassintensive Musik dröhnt in meinen Ohren.

»Ah Fuck!«, höre ich jemanden hinter mir fluchen.

Ich spüre eine Erhebung unter meinem Schuh, als ich mich erschrocken umdrehe. Eigentlich will ich mich nur schnell entschuldigen und dann abhauen, doch dann sehe ich ihn. Vor mir steht Chris Sinclair, der sich mit schmerzerfülltem Blick den Fuß reibt. Ich war nicht irgendwem auf den Fuß gestiegen, sondern ihm.

Ich werde rot und schlage mir die Hand vorm Mund. »Oh Gott! Äh... tut mir leid..ich wollte..ich wollte das echt nicht..tschuldige«, stottere ich verlegen. Ich bin nicht auf eine Unterhaltung mit ihm vorbereitet und schon gar nicht mit der Perücke am Kopf. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken oder hätte die Zeit zurückgedreht.

»Halb so wild. Du bist nicht die Erste, die mir ihren Absatz in den Fuß bohrt«, antwortet Chris verständnisvoll und lächelt mich versöhnlich an.

Oh Gott, er lächelt. Warum tut man mir das nur an? Er hat ein hinreißendes Lächeln, das meine Knie weich werden lässt.

Unsicher wie ich reagieren soll, grinse ich zurück und streiche mir die Perückenhaare hinters Ohr. Seinen musternden Augen weiche ich verlegen aus.

»Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Chris, und du?« Er streckt mir seine Hand hin, welche ich zögernd schüttel.

»Wie ich heiße?«, frage ich überrascht.

Er nickt und zieht eine Augenbraue verwirrt nach oben. Vermutlich hat er noch nicht viele Menschen getroffen, die zuerst über ihren Namen nachdenken mussten.

»Ich heiße... ähm... Alison? Alison Miller?«, antworte ich, obwohl meine Antwort eher wie eine Frage klingt.

Chris' Augenbraue wandert wieder nach unten und er macht einen Schritt auf mich zu. »Freut mich Alison Miller! Was treibt dich auf die Party meiner Ex?«, hält er die Konversation aufrecht.

Ex? Noch am Beginn der Woche hatten sich Ness und er in der Schule geküsst. Wollte er mich gerade wissen lassen, dass er single ist?

»Gemeinsame Freunde.« Lässig nicke ich und hoffe, dass er nicht weiter nachfragt. »Aber was machst du auf der Party deiner Ex?«, frage ich gerade heraus. Ich weiß nicht, woher ich den Mut nehme, doch interessiert mich die Frage.

»Lange und komplizierte Geschichte. Wie wär's, wenn ich dir einen Drink hole und dir die Kurzfassung erzähle?«, fragt er mit einem charmanten Lächeln und ich kann meinen Ohren nicht trauen. Er möchte sich mit mir unterhalten? Mir???

»Klar, total gerne«, antworte ich, wobei meine Augen sehnsüchtig zum Ausgang blicken. Ich habe eigentlich die Party verlassen wollen, aber jetzt habe ich Chris' Aufmerksamkeit erregt und ich bin gespannt, was er mir über Ness erzählen wird.

»Alles klar. Nicht weglaufen«, scherzt Chris und geht zur Bar. Überrumpelt starre ich ihm hinterher.

Ich hasse, dass mich diese Perücke tatsächlich näher an Chris gebracht hat. So wie es Chloe prophezeit gehabt hat, kann ich mich mit ihm unterhalten, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Zusätzlich erhalte ich wichtige Infos über Ness und ihn.

Me, my Lover and I ✔️Where stories live. Discover now