16. Aus und vorbei

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Mein Kopf fühlt sich an, als hätte jemand mit einem Hammer darauf eingeschlagen. Die letzte Nacht hat Spuren hinterlassen. Geschlafen habe ich kaum und ständig wird mir übel und schwindlig gleichzeitig. Es ist der blanke Horror.

Es ist bereits 12:00 Uhr und es wird langsam Zeit aufzustehen. Ich ziehe die Bettdecke weg und laufe, so schnell ich kann ins Badezimmer, um das plötzlich aufkommende Schwindelgefühl mir kaltem Wasser zu bekämpfen. Doch es hilft nicht.

Ich beschließe, schnell zurück in mein Bett zu huschen und den ganzen Samstag dort zu verbringen. Um etwas anderes zu machen, habe ich sowieso keine Kraft und morgen muss ich fit für die Nachhilfe sein.

Der gestrige Abend glich einer Katastrophe. Zuerst habe ich mich auf Chris' Schuhe übergeben und dann musste ich unter Beobachtung die Party verlassen. Harvey schmiss mich lautstark aus seinem Haus und dankte mir für das Ruinieren seiner Feier. Zwar habe ich mich nur auf den Rasen übergeben, doch das hat gereicht, um ein paar Gäste zu vergraulen.

Chris, welcher die Situation mit Harvey entschärft hat, ist mir nach draußen gefolgt. Ich habe mich 1000 Mal entschuldigt, doch er winkte ab und versicherte mir, dass alles in Ordnung sei.

Dennoch schwiegen wir auf dem Weg nach Hause, oder zumindest zu einem Wohnblock in meiner Nähe. Als wir angekommen sind, habe ich mich knapp verabschiedet. Das war das letzte Mal, dass Chris Alison zu Gesicht bekommen hat. Wozu große Worte?

Ich habe gehofft, dass sich die negativen Gefühle über Nacht in Luft auflösten, doch leider ohne Erfolg. Die Stimme in meinem Kopf, die mich zur Vernunft zwingt, ist nur stärker geworden. So kann es nicht weiter gehen!

Alison muss verschwinden.

Chris muss einen Schlussstrich ziehen und wenn er das trotz des gestrigen Zwischenfalls nicht schafft, dann werde ich für ihn, den Namen Alison Miller mit einem dicken schwarzen Edding durchstreichen.

Ich kann es Chris nicht persönlich sagen. Ich würde mich in seinen braunen Augen verlieren und stottern, bis ich mich doch wieder dazu entscheide diese Maskerade weiterzuleben.

Also wähle ich den einfachen Weg. Ja, das ist nicht die feine Art, um jemanden einen Korb zu geben, aber was soll ich machen? Diese Lüge aufrecht erhalten und warten, bis alles auffliegt? Nein, ich beende das hier und jetzt mit meinem Handy und einer Nachricht.

»Hey Chris«, beginne ich zu schreiben und spreche es gleichzeitig laut aus. »Ich bin wirklich froh, dich kennengelernt zu haben, aber ich kann mich nicht mehr mit dir treffen.« Meine Finger tippen so schnell sie können, damit ich es hinter mir habe.

»Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel, aber ich kann das nicht«, fahre ich fort und merke, wie meine Stimme bei manchen Silben zittert.

»Mach's gut. Ich wünsch dir nur das Bes-«, stocke ich, als ich zum Ende meiner Nachricht komme.

Zweifelnd schaue ich auf mein Handy und lese den Text erneut durch. Ich weiß, dass ich das Richtige mache, aber was wäre wenn...

Nein, Nein, Nein. Genug mit Chris. Genug mit Alison. Genug mit allem. Senden!

Ich lege verärgert mein Handy weg und blicke verloren an die Zimmerdecke. Oh nein, was habe ich gemacht? Nein, keine Zweifel. Lilly, du hast endlich das Richtige gemacht. Ich bin stolz auf dich.

Wut steigt in mir hoch. In diesem Moment möchte ich heulen und mich wie ein kleines Kind über alles beschweren.

So weit kommt es jedoch nicht, denn mein Handy vibriert und zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Oh nein. Er hat es bereits gesehen, gelesen und geantwortet. Ich will im Boden versinken. Hilfe. Langsam greife ich zum Handy und entsperre es.

Chris: Alison, ich versteh das nicht... Können wir das bitte persönlich besprechen?

Na toll. Niemals schaffe ich es, Chris in die Augen zu sehen und das Abenteuer zu beenden. Ich weiß, dass ich es niemals über das Herz bringen würde, wenn ich in seiner Gegenwart bin.

»Andererseits, verdient er eine Erklärung«, flüstert mir die Stimme in meinem Kopf zu. Verdammt! Ich weiß nicht, was zu tun ist. Frustriert schmeiße ich mein Handy auf einen Wäschestapel in die Ecke meines Zimmers.

Über WhatsApp Schluss zu machen, ist ohnehin schon niveaulos. Ihm gar nicht mehr zu antworten wäre unterste Schublade.

Doch da ich nichts mehr zu verlieren habe, entscheide ich mich, Chris zu blockieren. So halte ich mich davon ab, ihm zu schreiben. Egal, was Chris noch antwortet, mich würde es nicht erreichen.

Gesagt, getan. Ich habe noch nie jemanden blocken müssen, weshalb es eine Minute dauert, bis ich den Button finde. Eine Minute ist jedoch reichlich Zeit für meinen Kopf, um meine Entscheidung anzuzweifeln.

Doch bevor ich mich anders entscheiden kann, habe ich es bereits hinter mich gebracht und Chris blockiert.

Und somit endet die Geschichte von Chris und Alison.

Doch morgen wartet die nächste Herausforderung auf mich. Dieses Mal muss Lilly versuchen, Chris zu widerstehen. Tief in mir brennt der Funke, dass er mich auch ohne Perücke mögen könnte, doch falsche Hoffnung ist das letzte, was ich jetzt gebrauchen kann.

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Hi, zur Auflockerung mal ein kurzes Kapitel. Dafür veröffentliche ich morgen gleich das Nächste :)

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