Was mache ich hier eigentlich?

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Freitag, 15. Dezember 2000

Bin ich eigentlich bescheuert? Plane ich gerade den 15. Geburtstag meiner zukünftigen Stieftochter? Ich hab erst vor einem Monat erfahren, dass Future Okuyasu den Mr. Joestar gepullt und knapp 15 Jahre lang die Existenz seines Bastards vertuscht hat. Ich hätte ihn erwürgen können! Nur musste ich einsehen, dass die Kurze noch am wenigsten dazu konnte. Ich weiß wovon ich rede. Hinzukommt, dass sie in der Zombie Apokalypse groß geworden ist und etwas durch Okuyasu, vor allem aber durch ihre Mutter mexikanischer Abstammung ist. Wer nicht weiß was der 15. Geburtstag eines Mädchens im mexikanischen Kulturkreis bedeutet - Googlet ruhig. Ich dachte ich fall vom Stuhl. Das ist ne halbe Hochzeit die da aufgezogen wird!

Lucia stand auf einem Schemmel im Wohnzimmer und zitterte leicht. Im verschneiten Morioh ein Quinceañera Kleid anprobieren zu müssen ist sicher nicht schön. Dabei hatte ich die Heizung noch hochgedreht.
Ich steckte den Stoff fest und klopfte mir mental selbst auf die Schulter. Lucy sah aus wie eine Prinzessin. Gern geschehen!
,,D-Du kannst gut nähen. Wirklich, ich liebe es", murmelte Lucy, nur ihre Reflektion im Fenster als Spiegel, ,,aber ich würde es noch mehr genießen, wenn es es nicht so kalt hier wäre."
,,Die Heizung steht auf vier. Dachte sie ist vielleicht im Arsch, aber ich hab sie schon mit Crazy Diamond bearbeitet. Gucken wir Mal. Notfalls muss ich den Heizunginstalateur anrufen. So, wie fühlt sich das an? Kriegst du Luft? Fühlst du dich wohl? Fühlst du dich hübsch?"
Sie nahm sich ein paar Sekunden um ihre Antwort zu überdenken und betrachtete sich weiter im Fenster. ,,Ich kenne mein Spiegelbild ehrlich gesagt nur mit Blutverkrusteten Haaren und zerfledderten Klamotten. Das ist... Wow. Kann ich hierbleiben?"
,,Ich fürchte nicht, Süße. Universums Gesetz. Zu lange Weg von deinem Geburtsuniversum ist auslaugend. Na ja, jedenfalls sagt das Future Me und trotzdem turnt er durch euer Universum."
,,Er und Dad machen manchmal Urlaub in Morioh. Tank aufladen und so. Im wahrsten Sinne des Wortes. Oh, wenn man vom Teufel spricht."
Tatsächlich, in der Sekunde kam Okuyasu rein. Also der Okuyasu aus meiner Timeline. Er war noch da, als die etwas verdreckte und müde Lucia hier angekommen ist. Dann ging er, um im Kame Yu schon Mal ein wenig Geburtstagsdeko zu besorgen. Jetzt stand er dort und ließ vor Schreck alle Tüten fallen. Etwas schepperte laut.
,,Och Okuyasu, pass doch auf!", rief ich und ließ Crazy Diamond reparieren, was auch immer da gerade zu bruch gegangen ist.
,,Wow... Lucy, du siehst... du siehst wunderschön aus!"
,,Sagst du das als mein Dad oder als der Creep, der letzte Woche noch meinte 'Wärst du nicht meine Tochter wärst du voll mein Typ'? Autsch!"
Oh mist, da war ich so wütend auf Okuyasu, dass ich seiner Tochter glatt ne Nadel in die Haut jagte. ,,Sorry."
,,Schon ok. Dad, antworte!"
,,Als dein Vater. I guess. Ist komisch das so zu sagen. I mean, ich bin erst siebzehn und so."

Ich stand auf, stürtzte mich auf meinen Krücken ab und bewunderte mein absolutes Meisterwerk. Ein Rosa Kleid mit weiten Rüschenrock und Glitzerverzierter Spitze. Dekolletee gerade weit genug, dass Lucy sich attraktiv fühlen konnte, aber nicht weit genug, dass es unangemessen für ihr Alter wurde. Ein Korsettartig geschnittenes Schnüroberteil und ein geraffter Saum.
,,Bin ich ein Genie oder bin ich ein Genie?"
,,Du bist der Beste. Ehrlich, ich... wäre es komisch, wenn ich heule, denn ich glaub' ich muss gleich... ¡Oh Dios mío, me veo hermosa! ¡Muchas gracias, querido!"
Tun wir Mal so, als ob ich auch nur ein Wort verstanden hätte. Hab Spanisch abgewählt, sobald ich die Chance dazu hatte.
,,Ähhhh... Sí!"
Sie lachte und zog an ihren Haaren. Pech schwarz, ähnlich wie Okuyasus Haare, wenn wir Mal von seinem grau gefärbten Ansatz absehen. Mehr hatte sie ehrlich gesagt nicht von ihren Vater, optisch jedenfalls nicht. Da kam sie ganz klar nach ihrer Mutter. Auch kulturell und sprachlich merkte man, dass Okuyasu Milch kaufen war und Lucia von ihrer Mutter groß gezogen wurde.
Doch wenn sie lachte und dir das Gefühl gab mitlachen zu wollen, wenn sie redete und Witze riss, dann sah ich so viel Okuyasu in ihr, dass es mich krank machte.

Ja, richtig gelesen. Krank! Krank vor Neid und Zorn. Was hatte Lucias Mutter an sich, dass es meinen Mann dazu bringen würde mich zu hintergehen und mich 15 Jahre lang anzulügen?
Ist das nicht irgendwie lustig? Obwohl ich Suzi Q gern hatte, war ich ihr gegenüber immer etwas distanziert, weil sie mir zu Beginn die Schuld an allem gegeben hat. Und ich konnte es nie verstehen. Ich konnte nichts dafür, dass ihr Mann untreu war. So einfach ist das.
Doch jetzt sehe ich Lucia, sehe so viel von Okuyasu und einer fremden Frau in ihr, und begreife was Suzi gefühlt haben muss, als sie mir das erste Mal ins Gesicht sah. Es muss schrecklich gewesen sein.

Doch ich kannte beide Seiten. So mies ich mich gerade auch fühle, so stand ich schon an Lucys Stelle und ich würde sie nicht einfach als Sündenbock missbrauchen. Vielleicht habe ich deswegen zugestimmt ihre Quinceañera zu planen, um mir selbst zu beweisen, dass ich dadrüber stand.
,,Quinceañeras verlangen in ihrer Tradition einen Vater Tochter Tanz", presste ich hervor, ehe meine Gedanken mich weiter depremieren konnten, ,,Wie stehen die Chancen, dass Future Okuyasu sich auf einen Walzer einlässt?"
,,Dad ist kein Problem. Ich mache mir eher Sorgen um Jose. Ich habe ihn gebeten einer meiner sieben Chambelanes zu sein."
Okuyasu und ich blinzelten verwirrt.
,,Chambelans sind Jungs in meinem Alter, die mich auf meine Quinceañera begleiten und mit mir tanzen. Ganz früher war der Hintergedanke einen potentiellen Heiratskandidaten auszupicken, aber so weit bin ich dann doch nicht. Ich kenne einfach nicht so viele Jungs, aber die die ich kenne mag ich, also hab ich sie gebeten meine Chambelans zu sein."
,,Und Jose weigert sich?", hakte ich nach, innerlich bereit den Jungen notfalls zu zwingen. Lucia schüttelte den Kopf. ,,Oh nein, er war sofort Feuer und Flamme, aber er ist ein Kindskopf. Schauen wir Mal.
Dad kann übrigens Walzer tanzen, weil ich seit Wochen mit ihm übe. Mein bisheriges Leben war für die Tonne, also werde ich nicht zulassen, dass irgendwer oder irgendwas meine Quinceañera ruiniert!"

Darauf ein Amen.
Ich war fertig mit absteckten und bat Lucia sich umzuziehen, damit ich fertig nähen könnte. Derweil buchte Okuyasu Tonios Restaurant für geschlossene Gesellschaft am 26. Dezember. Ein ganzes Lokal am zweiten Weihnachtsfeiertag für sich zu beanspruchen ist nicht sooo schwer, wenn man den Inhaber kennt und Lucia kann ja auch nichts dafür, dass sie an Weihnachten geboren wurde. Normalerweise wäre Trussadi's zu klein für eine Quinceañera, doch wir hatten nicht viele Gäste auf der Gästeliste stehen.

Und Mr. Joestar ist definitiv nicht eingeladen. Wenn er von Lucias Abstammung erfährt, wird er nur die Tequila Jojo Geschichte auspacken und das arme Kind verstören.

Das konnte noch was werden.

Josuke schreibt dummes Zeugs IIWhere stories live. Discover now