Trauerfeier

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Mittwoch, 20. März 2001

Ratet wer die ehrenwerte Aufgabe bekam Cheka zu babysitten, während sein Opa beigesetzt wird.

Korrekt. Ich.

Farena und seine Ex Frau hielten Cheka für zu jung um bei der Beerdigung dabei zu sein. Ich persönlich denke, dass es wichtig für Chekas Trauer Bewältigung gewesen wäre, eben weil er so jung ist und gerade das erste Mal in seinem Leben einen geliebten Menschen verloren hatte, aber was weiß ich schon?

Oh ja, eine ganze Menge, denn vor nicht Mal zwei Jahren stand ich genau dort wo Cheka jetzt steht! Nur mit dem Unterschied, dass ich auf die Beerdigung durfte!

Ich war zugegeben etwas unsicher wie ich das Thema angehen sollte, also beschloss ich erst Mal essbaren Keksteig in Auftrag zu geben. Okuyasu machte eine riesen Schüssel und reichte sie Cheka, der eher lustlos anfing zu Löffeln. So traurig hatte ich ihn noch nie erlebt. Ist ja kaum auszuhalten.
,,Wie geht es dir, lil Prince?", fragte ich ruhig. Cheka zuckte mit den Schultern.
,,Ich kann nachempfinden wie du dich jetzt fühlst. Mein Opa ist auch gestorben."
,,Und? Wie war seine Beerdigung?", fragte Cheka bitter. Damn, he was really pissed.
,,Hör Mal, ich denke deine Eltern wollen dir nur nicht weh tun..."
,,Sie behandeln mich wie ein kleines Kind! Ich will meinem Großvater nur ein letztes Mal auf wiedersehen sagen! Ist das etwa zu viel verlangt?!"
I mean...
,,Nein, natürlich nicht! Schau Mal, es ist doch ganz einfach, immer wenn du deinen Opa vermisst, kannst du sein Grab besuchen gehen."
,,Und das hat dir geholfen? Mit einem Stein zu reden?"
,,Oh Cheka, unterschätze niemals die Kraft dir Unterhaltungen mit Steinen haben können. Aber zu dem habe ich damals auch viel für meinen Opa gebetet. Das hat geholfen."
,,Zum lieben Gott?"
,,Eher an eine höhere Macht, aber du darfst gerne an den lieben Gott beten."
Cheka überlegte kurz, dann lies er die Schüssel sinken, kniete sich an den Wohnzimmertisch und faltete die Hände zum Gebet."

,,Lieber, guter Gott, ich weiß mein letztes selbstständiges Gebet ist schon etwas her, damals, als ich für Leona Oji-tans Abschlussprüfung gebetet habe. Seit dem ist viel passiert. Leona Oji-tan hat die Prüfung bestanden, jetzt studiert er Psychologie und Sport an einer angesehen Uni im Rosenkönigreich.
Mama und Papa haben sich getrennt, aber das ist nur halb so wild, da sie mich trotzdem noch lieben. Ich habe meinen Bruder aus Mamas erster Ehe kennengelernt, die Liebe meines Lebens getroffen, einen Stand bekommen und meine kleine Cousine kam um Weihnachten herum auf dir Welt. Für all das bin ich dir sehr dankbar, lieber Gott, doch leider ist jetzt mein Opa gestorben. Ich weiß, dass Opa nie die reinste Seele war, ein korrupter Politiker, wie Onkel Leona sagen würde, aber er war ein wunderbarer Opa, also schick ihn nicht in die Hölle, wo Onkel Leona denkt dass Opa hin geht. Kümmer dich um ihn und... oh, wenn wir schon dabei sind, kannst du ihn von mir Grüßen? Ich würde mich auch gerne für das Holzspielzeug bedanken, dass er mir vererbt hat und ähhh... das war's eigentlich.
Amen."

Dann stand er wieder auf, setzte sich zurück aufs Sofa und löffelte seinen Keksteig als wäre nie etwas gewesen.

Leona stürmte das Wohnzimmer gegen 18:30 Uhr. Die Haare sahen ausnahmsweise Mal gepflegt aus, leicht zurückgegelt, hautpsache raus aus seinem Gesicht, und auf die albernen Flechtzöpfchen wurde ausnahmsweise Mal verzichtete. Er trug einen schwarzen Anzug und hielt den selben Anzug noch Mal, nur in einigen Größen kleiner, in der Hand.
,,So, danke, Josuke, aber ich nehme Cheka jetzt mit. Farena hat doch wirklich den Verstand verloren. Umziehen, Kleiner. Schnell. Beisetzung ist in 10 Minuten!"
Damit warf er seinem Neffen den Anzug zu und Cheka haderte nicht Mal lange. Schnell war er im Bad verschwunden.
,,Leona, ich kann das nicht zulassen. Cheka ist-"
,,-auch mein Mündel, mein lieber Josuke. Darüber hat ein Gericht entschieden, damit ich ebenfalls dazu berechtigt bin Farena in allen elterlichen Angelegenheiten zu vertreten. Unter anderem...", er holte das Urteil aus seiner Jacket Tasche, faltete es auf und zitierte daraus, ,,'Das oben genannte Kind von der Tagespflege, der Schule, Lerngruppen, OGS, sozialen Treffen oder anderen Orten des öffentlichen Lebens abzuholen.' Also geh' zur Seite, Babysitter, oder ich zeige dir wieso mein Vater zu Lebzeiten einige Male versucht hat mich zum Schutz der Allgemeinheit einweisen zu lassen!"

Nope, ich werde zu wenig bezahlt, als dass ich mich dem in den Weg stellen würde. Im Gegenteil, ich machte Cheka noch schnell die Haare, ehe ich ihn zur Beisetzung entließ.
,,Ich werde Farenas Groll auf mich nehmen. Du hast nichts zu befürchten", versicherte Leona mir, der gerade dabei war seine zweite Zigarette aufzurauchen. Ich habe Leona bis dahin nicht einmal rauchen sehen. Schätze der Tod seines Vaters nahm ihn mehr mit, als er je zugeben würde.
,,Hey... mein Beileid."
,,...danke. Ich werd' drüber hinweg kommen. Er war ein Arsch."
,,Dennoch."
,,Ja..."
Dann nahm er Cheka und ging mit ihm zurück zur Trauerfeier.

Jetzt blieb nur zu hoffen, dass Leona sein Wort hielt und ich nichts von Farenas Groll abbekomme.

Josuke schreibt dummes Zeugs IIDonde viven las historias. Descúbrelo ahora