5. Kapitel: Der Dämon und die Rächer

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April 2130
Young New York City, Queens
Wynonas Wohnung

Scheinwerfer blendeten seine Sicht, das Licht durchleuchtete den prunkvollen Saal. Schwere Kronleuchter zogen alle Blicke auf sich, drohten beinahe unter dem Gewicht der kostbaren Diamanten nachzugeben. Pompöse, riesige Kleider schliffen über dem Boden und Gehstöcke aus massiven Gold kratzten über den makellosen Boden. Inmitten des Wohlstands und des Aufwands stand ein kleiner Junge, gekleidet in einem weißen, mit Rüschen verzierten Hemd, eine hübsche, dunkle Weste und langen Strümpfen, die mit ledernen Strumpfgürteln hochgehalten wurden. Alle Aufmerksamkeit galt ihm, der so winzig dastand und verschüchtert am Rockzipfel seiner Mutter hing. Sie strich ihm über die weißblonden Haare, die sie vorher sorgfältig geflochten hatte.

Seine blonde Mutter, die ihm das konfuse Haar entknotet hatte, wischte ihm unauffällig die Tränen weg, die er vorher vergossen hatte. Ihr eigenes Haar war elegant in einer Kranzfrisur angerichtet, zwei Strähnen hingen kunstvoll raus und legten sich über ihre Schulten, bedeckt von einer hinreißenden, scharlachroten Robe.

Sie flüsterte ihm etwas zu, streichelte ihm behutsam die Wange. Sie nahm ihn an die Hand und drehte mit ihm über die Tanzfläche, darauf bedacht, ihm nicht auf die kleinen Füße zu treten. Der kleine Junge lachte beherzt und schwebte fast über den Boden. Er bemerkte nicht, wann genau seine Mutter verschwunden war, wann er plötzlich in die Höhe stach und wann sich die Hand an seinem Rücken, die warmen Hand seiner Mutter, in die alte aber kräftige Hand seines Vaters wandelte.
Trotz des verschwommenen Gesichts verrieten der bittere Geruch und die streng geflochtenen Haare, wer der alte Mann war. "Du solltest jetzt schlafen gehen, Sohn."

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Es war wirklich nicht einfach, Khorshid beim Erklären eines Plans zuzuhören, während man jederzeit drohte einzuschlafen, da man die Nacht davor von verwirrenden Träumen geplagt war. Aus einem kleinen Projektor leuchtete ein holographisches Fließdiagramm, an dem Khorshid wohl fleißig dran gesessen hatte und welches er Seraphim eindringlich erklären zu versuchte. Aus Seraphims Sicht verklang seine tiefe Stimme aber immer weiter in den Hintergrund und das kleine Insekt an der Wand schien viel interessanter. So wie es seine Runden drehte, machte es Seraphim nur noch erschöpfter und dieser konnte nicht anders, als allmählich seine Lider zu schließen. "Blondchen? Kannst du hellsehen, was ich dir noch alles zu sagen habe oder wieso ist das jetzt ein guter Zeitpunkt, um einzuschlafen?", riss Khorshid ihn aus seinem Halbschlaf. Seraphim blinzelte und fasste sich an die Stirn. "Verzeihung. Red weiter, du meintest irgendwas mit 72 Clubs"

Der Größere der beiden kniff die Augen zusammen und wischte über den Projektorbildschirm wieder zurück. Das Bild fiel auf einen polizeilichen Personeneintrag eines dickeren, gebräunten Mannes mit diamantenbesetzten Zähnen. Einen richtigen Namen hatte er laut des Eintrags nicht mehr. Er hieß einfach Asmodeus. 'Kitschiger Künstlername', dachte sich Seraphim. "Diesen Kerl sollen wir für Madeleine wegschaffen. Er besitzt alleine 72 Clubs in ganz YNYC, abgesehen von Staten Island, und wäre rein theoretisch sehr einfache Beute. Seine Türen sind für alle geöffnet und wenn du ihm ein bisschen Honig ums Maul schmierst, dann hilft er dir gerne, bei was auch immer", Khorshid wischte weiter und ein Hologramm der Raumaufteilung eines Clubs tauchte auf. "Wir sollten aber nicht nur ihn töten, sondern den ganzen Club runterreißen. Dafür benötigen wir die Androiden in der unteren Etage und das ist das eigentliche Problem - Die Tür darein geht nur mit dem Handscan von Asmodeus selbst auf. Das sollte aber eigentlich kein Problem sein, falls wir es schaffen, in seine Nähe zu kommen. Einzelheiten klären wir später ab."

Seraphim nickte und spielte den Plan in seinen Gedanken ab. "Perfekt. Hab ich eine Wahl, ob ich mitkommen möchte oder nicht?"
Der Projektor verschwand in Khorshids Tasche und das Insekt auf der Wand flog weg. "Nein, eigentlich nicht. Du kommst mit. Ich habe extra einen Anzug für dich besorgt"

Identity: Lost PurposeWhere stories live. Discover now