03 ꟾ Bad Moon Rising

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Livia's Sicht

Sonntag, 09. Juni 2019


Ein penetrantes Klingeln weckte mich auf unsanfte Art und Weise und stöhnend suchte ich nach meinem Telefon, welches diese verräterischen Signale von sich gab. Für meinen Geschmack dauerte es ewig lange ehe ich es fand und ein Blick auf das Display verriet mir, dass es für einen solchen Anruf mehr als nur viel zu früh war. Dennoch brachte ich es nicht über das Herz meine beste Freundin abzuweisen und mit einem leisen Seufzen betätigte ich schlussendlich die Annahmetaste, nur um den Videoanruf zu starten. «Holly, es ist gerade einmal nach sieben Uhr morgens und das ist viel zu früh um mich mit einem Anruf zu quälen.», gab ich missmutig und dennoch mit einem breiten Lächeln zu verstehen, was sie lauthals loskichern ließ. Ich kannte sie bereits lange genug um zu wissen, dass die Neugierde bezüglich meines gestrigen Abends sie nicht hatte länger schlafen lassen und deshalb verzieh ich ihr diesen morgendlichen Weckdienst. «Ach komm schon, Liv, ich bin neugierig und das kannst du mir wohl kaum verübeln. Wie lief es gestern Abend?», bestätigte sie damit meine Gedanken, was mich seichte den Kopf schütteln ließ.

«Du bist unmöglich, wirklich.», nuschelte ich und ruckte am Bettgestell etwas höher, damit ich das Handy besser vor mich halten konnte. Allerdings zuckte ich Sekunden später mit den Schultern und hatte im Prinzip keinen Schimmer, was ich ihr überhaupt dazu sagen sollte. «Wenn ich ehrlich bin, dann keine Ahnung. Ich war nicht lange genug dort um dies beurteilen zu können und habe meiner Mom vorgeflunkert, dass ich unerträgliche Kopfschmerzen hätte.», gab ich schließlich die Wahrheit preis, da sie anzulügen mit Sicherheit nicht in Frage für mich kam. Hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich meine Mutter angelogen hatte? Minimal, doch die Aussicht Zeit mit diesem Mann zu verbringen welchen sie für mich ausgesucht hatte, hatte mich zu solch einer Tat handeln lassen und eventuell lag es auch an jener Tatsache die diesen anderen Mann betraf, wobei ich an diesen ebenfalls nicht denken wollte. «Du bist ein Luder und so kenne ich dich definitiv nicht. Ist irgendetwas passiert?» Holly schien mich sogleich zu durchschauen und dieser Umstand war keinesfalls gut für mich.

Kurz überlegte ich ob ich ihr die Wahrheit von allem erzählen sollte und schlussendlich gab ich mir einen Ruck und entschied mich dafür. Mit irgendjemandem musste ich darüber sprechen und meine Mutter würde dieser jemand keinesfalls sein. «Wie man es nimmt. Ich...keine Ahnung, Holly.», fing ich an und stockte, während ich schnell überlegte wie ich ihr die Geschehnisse von gestern Abend am besten erklären konnte. «Es gab eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Mom und mir, ich bin danach zur Bar abgerauscht und habe mich mit meinem Drink in den Garten verzogen. Irgendwann war plötzlich keine Ahnung was vor mir, ein Tier, denke ich. Es hat mich anvisiert und ein Knurren von sich gegeben und nachdem ich mich von meiner Schockstarre befreien konnte und versucht habe wegzulaufen, da stand urplötzlich ein Mann vor mir.» Wieder stockte ich und ging in mich, weil ich nach wie vor das Gesehene noch nicht ganz verarbeitet hatte. Laut diesem Mann hatte es sich um ein wildes Tier gehandelt, doch welches genau war es gewesen?

Ich hatte lediglich diese beängstigend wirkenden Augen gesehen und sonst nichts. Ich hatte also keine Ahnung und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, so wollte ich auch nicht mehr herausfinden. «Wow, warte. Von welchem Tier reden wir hier und die noch viel wichtigere Frage, von welchem Mann?», kam es schockiert von Holly, welche mich mit großen Augen ansah. In anderen Momenten würde ich über diesen Anblick loslachen und doch war es keiner von diesen. «Ich weiß es nicht, Holly. Ich habe nur die Augen von diesem Ding gesehen, sonst nichts. Es war beängstigend und als das Feuerwerk einsetze, war es weg.», seufzte ich schwer und war auch froh darum. Es hätte wer weiß was passieren können und das alles nur deshalb, weil ich so dumm gewesen war. Ich hätte über meinen Schatten springen sollen und meinen Ekel vor Dominic in den hintersten Winkel meines Gehirns verfrachten sollen und danach wäre diese Begegnung niemals passiert, beide nicht. «Und anstelle dessen war plötzlich ein Mann bei dir? Bist du sicher, dass du gestern nicht zu tief ins Glas geschaut hast?», fragte sie nach, wobei ich aus ihrer Stimmlage durchaus heraushörte, dass sie mir nicht so ganz glaubte.

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