Kapitel 58

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Als wir das Hotelzimmer erreicht hatten, war die Stimmung im Keller. Arian schloss hinter sich die Tür und niemand sagte ein Wort. Das war auch unfassbar knapp gewesen. Dadurch hatte man uns vor Augen geführt wie schnell das auffliegen konnte. Wir hätten wesentlich vorsichtiger sein sollen.

Ich drehte mich zu ihm um und Arian hatte sich mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt. Mich verließ nicht das Gefühl, dass das eine böse Wendung nehmen würde.

Natürlich wäre es verständlich, aber sofern wir in Zukunft keine Risiken eingehen würden, wäre alles gut. Nur teilte mir dieser Gesichtsausdruck etwas anderes mit.

Keine Ahnung wie lange wie uns anschwiegen, aber über uns hing eine dunkle Wolke. Das Wochenende hatte so schön begonnen, nun hatte es diese grausame Wendung genommen.

Schließlich fing er an: "Pheobe..." Aber danach kam nichts mehr. Er schien selbst keine gerechten Worte dafür zu haben.

Das war alles andere als gut. Am besten ließ ich ihn nachdenken. In mir war die Angst, dass er ansonsten alles überstürzt über den Haufen warf.

Ich setzte mich in Bewegung und sagte: "Ich gehe kurz duschen." Damit gab ich uns beiden Zeit um das zu verarbeiten. Später konnten wir immer noch ein Gespräch führen.

Das Badezimmer hatte ich schnell erreicht und schloss hinter mir die Tür. Ich holte einmal tief Luft um mich selbst zu beruhigen.

Ich stellte mich vors Waschbecken und bei einem Blick in den Spiegel konnte ich die Verzweiflung in meinen Augen erkennen.

Was, wenn er Schluss machte?

Nur daran zu denken tat im Herzen weh, dabei war das eine realistische Möglichkeit. Viel zu leicht konnte alles den Bach runter gehen.

Ich drehte den Wasserhahn auf und ließ das Wasser eiskalt werden. Danach spritzte ich es mir ins Gesicht. Vielleicht half das damit ich mich etwas besser fühlte. Oder klarer denken konnte.

Mit Glück machte ich aus nichts ein Drama und dachte zu viel nach. Vielleicht hatte Arian selbst Angst, dass ich das mit uns beenden könnte. Da war es dumm, wenn ich mich ins Badezimmer einschloss. Nur mit ihm zu reden könnte mir Klarheit verschaffen.

Dennoch blieb die Angst in mir beständig.

Um mich der Wahrheit zu stellen, schaltete ich das Wasser ab und trocknete mein Gesicht ab. Das Handtuch hatte direkt an einem Haken neben dem Waschbecken gehangen. Wie so gerne hatten Hotels unglaublich weiche Stoffe. In einer anderen Situation würde man sich darüber freuen. Aktuell war mir das vollkommen egal.

Ich hing es wieder an seinen Haken und holte erneut tief Luft.

Bitte war ich lediglich eine Dramaqueen, die sich unnötig den Kopf zerbrach. Die Hoffnung blieb beständig, weshalb ich mich daran festhielt.

Ich ging zur Tür hinüber und legte meine Hand auf die Klinke. Zuerst musste ich Mut sammeln, bevor ich diesen Raum verlassen konnte.

Ich verzog mein Gesicht als ich die Klinke nach unten drückte, weil mich dieses ungute Gefühl einfach nicht verließ. Wenn es schon da war, hatte es ungern Unrecht.

Ich öffnete die Tür und setzte dabei eine neutrale Miene auf. Mein inneres Chaos wollte ich nämlich für mich behalten.

Arian hatte ich schnell gefunden, denn er saß auf dem Bett und sein Blick landete auf mir. Dieses Gesicht konnte nichts Gutes bedeuten.

Wie könnte es überhaupt nach diesem Erlebnis?

"Pheobe, der Urlaub war wirklich eine dumme Idee von mir. Dieses Risiko hätten wir nie eingehen sollen." Ich nickte nur und blieb im Türrahmen stehen.

Auf seine Worte ging ich nicht weiter ein, weil ich eine andere Frage dringend beantwortet haben musste. "Machst du jetzt Schluss?"

Irgendwie schrie alles an dieser Situation danach. Seine Haltung war angespannt und dieser Blick erst. Außer ich bildete mir zu viel ein.

Mit einer Hand fuhr er sich übers Gesicht und das war ein schlechtes Zeichen. Im besten Fall wäre er entsetzt gewesen. Ein sofortiges Nein hätte ich am besten gefunden.

Leider war es keine dieser Reaktionen.

"Arian, das war wirklich dumm. Trotzdem müssen wir nicht alles über den Haufen werfen. Wir sollten einfach besser aufpassen. Das heute war riskant. So etwas tun wir nie wieder bis du einen anderen Kurs leitest." Die Verzweiflung hörte man aus meiner Stimme, dabei hatte ich die verbergen wollen. Tja, daran war ich auf ganzer Linie gescheitert.

Seine Hand nahm er wieder runter und stand auf. Diese todernste Miene brach beinahe mein Herz. Er würde es mir bald brechen, genau darauf lief das hinaus.

"Pheobe, ich finde nur, dass wir gründlich über alles nachdenken sollten." Das war ein Stich in mein Herz. Wie ein Dolch, den man mir erbarmungslos hinein rammte. Ich riss mich zusammen und behielt einen ernsten Gesichtsausdruck. Meine Hände verschränkte ich, denn ich hatte keine Ahnung, wohin sonst damit.

"Ok, das klingt vernünftig. Aber wir sollten nicht überstürzt handeln. Immerhin wird uns das nie wieder passieren, weil wir darauf achten." Er nickte und setzte sich in Bewegung. "Nein, das wird es auch nicht." Das konnte vieles bedeuten, wie eine Trennung zum Beispiel.

Arian machte sich auf den Weg zu seinem Koffer und meinte: "Wir sollten morgen in der Früh gleich nach Hause fahren. Bis dahin bleiben wir auf dem Zimmer."

Die Stimmung war grausam und könnte einen umbringen. Am liebsten wollte ich zu heulen anfangen. Das Ende schien nahe zu sein.

"Ja, ok."

Falls es wirklich darauf hinaus lief, was ich vermutete, dann war das unsere letzte gemeinsame Nacht. Dieser dämliche Urlaub hatte das zwischen uns zerstört.

Mein Freund packte nebenbei seine Sachen zusammen, wobei ich ihn beobachtete. Ich war unfähig irgendwas zu tun. Egal wen, aber niemals wollte ich ihn verlieren.

~~~

Die Stille zwischen uns war furchtbar. Noch mehr, weil sie kein Ende fand. Beide hatten wir unseren Koffer gepackt. Lediglich für Morgen ein Outfit hatte ich bereit gelegt.

Arian war mittlerweile duschen und mit meinem Handy in der Hand lag ich im Bett. Ich wusste genau wem ich eine Nachricht schicken sollte.

Pheobe
Hi Kelly. Danke für die Rettung heute. Du bist eine echte Freundin. Aber du musst dir keine Sorgen machen. Aktuell sieht es danach aus, dass er Schluss macht. Trotzdem wollte ich dir danken. Schöne Zeit noch mit deiner Familie.

Mit Absicht hatte ich keinen Namen genannt. Sie konnte es sich sowieso denken. Theoretisch war ich ihr keine Erklärung schuldig, aber es fühlte sich richtig an. Außerdem wäre es toll, wenn sie den Mund hielt. Ihrer heutigen Reaktion nach, würde sie das.

Mein Handy legte ich danach auf das Nachtkästchen. Falls sie antwortete würde ich das erst morgen lesen. Für heute war genug passiert.

Ich kuschelte mich unter die Decke und durfte mich gedanklich foltern. Es fühlte sich hoffnungslos an, falls diese Beziehung endete. Ich war diesem Mann derart verfallen, dass ich ihn nie wieder missen wollte.

Abwarten, ob mein schlimmster Alptraum bald wahr werden würde.

In your DreamsWhere stories live. Discover now