Kapitel 78

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Die nächsten Tage durfte ich mit meiner Mum verbringen. Sie hatte stets eine Idee für eine Aktivität. Shoppen hatte auf ihrer Liste gestanden, da Töchter und Mütter das anscheinend gerne taten.

Golfen hatte natürlich genauso wenig gefehlt. Dabei hatte uns mein Dad Gesellschaft geleistet, womit das Grauen perfekt war.

Den Donnerstag hatten wir eine große Kunstausstellung besucht. Wir hatten uns fast den ganzen Tag dort aufgehalten, weil sie neue Bilder für das Haus kaufen wollte. Vor Langeweile wäre ich beinahe gestorben.

Trotzdem hatte ich bei all dem mitgespielt. Wenn sie den Deal einhielt, wäre diese Woche zu verkraften. Ich würde all das über mich ergehen lassen.

Am Freitag nötigte sie mich zu einem Mittagessen. Selbstverständlich gingen wir dafür in ihr Lieblings Restaurant, welches maßlos überteuert war.

Dank ihrer Anwesenheit hatte mein Mittagessen aus Salat bestanden. Gesunde Ernährung war ihr oberstes Gebot. Die perfekte Figur gehörte natürlich genauso dazu. Vermutlich würde sie mich umbringen, wenn ich zunahm.

Mittlerweile hatten wir das Essen hinter uns und ein Kaffee stand auf dem Tisch vor mir. Meine Mum laberte dabei ständig über das College in dieser Gegend. Laut ihr waren die Professoren wundervoll und unglaublich begabt. Der Dekan leitete es vorbildlich und man könnte keinen Fehler finden, egal wie lange man danach suchte.

Meine Laune wurde stetig schlechter. Mit jedem Wort aus ihrem Mund empfand ich mehr das verlangen sie zu bitten endlich still zu sein.

Schließlich gab sie ein zufriedenes Seufzen von sich und meinte: "Du wärst hier so glücklich. Diesem College kann nichts das Wasser reichen." Ich biss mir auf die Unterlippe, denn einen dummen Kommentar musste ich zwanghaft zurückhalten.

Die Frau konnte meine Wünsche einfach nicht akzeptieren. Wenigstens waren es nur noch ein paar Tage, dann war die Woche rum.

"Vor allem nehmen sie nicht jeden an. Man muss was im Köpfchen haben und Ehrgeiz zeigen. Damit wärst du unter deines gleichen."

Mir war vorab klar, dass ihr die Antwort missfallen würde, dennoch sagte ich: "Einen Nachteil gibt es." Meine Mum ahnte worauf ich hinaus wollte, denn sie warf mir einen bösen Blick zu. "Schlag dir endlich die Astronomie aus dem Kopf. Du sollst etwas anständiges studieren. Etwas mit man was erreichen kann. Es ist lächerlich Astronomie zu studieren."

Ok, damit ging sie zu weit. Da riss der letzte Faden in mir. Meine Geduld hatte ihre Grenzen und die hatte sie längst überschritten.

Deshalb stand ich auf, denn vor all den Leuten wollte ich kein Drama verursachen. Das konnte ich später tun, so viel Feingefühl besaß ich.

In einem bissigen Ton sagte ich: "Du entschuldigst mich kurz." Falls der Besuch auf der Toilette half, würde ich an den Tisch zurück kommen. Ansonsten haute ich ab und ging eben zu Fuß nach Hause.

Von meiner Mum kam kein Ton und ich eilte los. Ich wusste wo sich die Toiletten befanden, also gab es keine Suche. Ich bahnte mir meinen Weg zwischen den Tischen hindurch und konnte die kleine Auszeit kaum erwarten. Mit Glück war gerade niemand dort.

Den Raum hatte ich durchquert und auf dem Gang war die erste Tür rechts mein Ziel. Ich öffnete sie um die Toilette betreten zu können.

Es gab genau zwei Kabinen, beide standen offen und vor den Waschbecken stand niemand. Ich war alleine und ging auf eines der zwei Waschbecken zu. Dieser Moment der Stille war notwendig.

Davor angekommen, schaute ich mich selbst im Spiegel an. Das Make-up verdeckte meinen echten Zustand, denn eigentlich war ich erledigt von den letzten Tagen. Zeit mit meinen Eltern zu verbringen war unglaublich anstrengend. Man musste ständig glänzen und sich perfekt benehmen. Kein falsches Wort durfte über die Lippen finden. Da hatte ich mich mit meiner vorherigen Reaktion weit aus dem Fenster gelehnt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit erhielt ich zu Hause eine Predigt.

In your DreamsWhere stories live. Discover now