Kapitel 62

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Ganze drei Wochen vergingen und der Liebeskummer wurde zu einem treuen Begleiter. Mein Trost war Kelly, denn wir klebten praktisch aneinander. Sie war eine gutgelaunte Energiebombe, genau das was ich aktuell brauchte. Jemanden der mich aufheiterte und am Leben Spaß haben ließ. Obwohl ich meine Tiefen hatte, was man Arian verdanken konnte.

Heute war Freitag und das Wochenende ersehnte ich mir herbei. Am meisten den Kurs beim Dekan hinter mich zu bringen. Die letzten Wochen hatte ich ihn keine Beachtung geschenkt und stets brav an meinem Laptop mitgeschrieben.

Gerade betrat ich mit Kelly den Raum für die Vorlesung und es fühlte sich stets wie Folter an.

Würde das je aufhören?

Mittlerweile war ich wenigstens stabil genug, um nicht mehr ständig das Bedürfnis zu haben zu heulen. Also es wurde besser.

Wir ließen uns auf die Stühle fallen und ich fragte: "Was machen wir heute überhaupt?" Wir verbrachten praktisch jede freie Minute miteinander. Meistens übernachtete ich bei ihr, was daran lag, dass Darcie einfach jedes Mal von Arian anfangen wollte.

Aber er hatte Schluss gemacht, das war seine Entscheidung. Ich würde seiner Forderung nachkommen und die Pause einhalten. Deshalb wollte ich auch nicht über ihn reden. Kelly war ein toller Vorteil darin, denn vor ihr wurde dieses Thema nie angeschnitten.

Ein Grinsen fand auf ihre Lippen, da ahnte ich schon, was sie vorhatte. "Wir gehen auf eine Party. Dieses Wochenende zählen keine Ausreden, weil das eine riesige Feier ist. Es ist unsere Pflicht dort aufzutauchen, weil wir die College Zeit in vollen Zügen genießen müssen." Ich dachte darüber, denn eigentlich war mir kein bisschen danach. Nur hatte sie eine derartige Begeisterung, da wäre ich ungern die Spaßbremse.

Also gab ich mir einen Ruck und nickte. "Na gut. Ich bin dabei." Sie hob ihre Hand, weshalb ich einschlug. "Pheobe, du wirst es nicht bereuen."

Shawn ließ sich auf den Stuhl neben mich fallen, als er fragte: "Was könnte man überhaupt bereuen?"

"Absolut nichts im Leben. Das versuche ich Pheobe zu verdeutlichen." Diese Überzeugung musste man erst mal haben. Sie widmete sich nun ganz Shawn und fragte: "Kommst du heute mit auf die Party? Das wäre so cool."

"Ladies, ihr bekommt die übliche Antwort. Wenn Darcie dabei ist, dann ja. Ansonsten leiste ich ihr Gesellschaft."

Dann konnten wir mit einem Nein rechnen. Zumindest hatte sie ständig abgelehnt, wenn ich sie fragte, ob sie dabei sein wollte. Und das hatte ich jedes Mal getan. Nur schien meine beste Freundin kein Fan von Kelly zu sein. Oder keine Ahnung, wo das Problem lag.

Beide gaben wir ein Seuzfen von uns, weil uns beiden klar war, dass wir zu zweit dorthin gehen würden.

Kelly warf ein: "Shawn, mal ehrlich. Wir bieten es Darcie an, dass sie gerne mitkommen kann. Wenn sie nein sagt, ist das ihr Ding. Willst du echt alles verpassen, weil sie keinen Bock hat?" Wir könnten diskutieren, was wir wollten, aber sie hatte Recht. Ich liebte meine beste Freundin, dennoch musste man Kelly zustimmen.

"Ja, nur tut mir Darcie leid. Dann ist sie alleine auf ihrem Zimmer." Natürlich tat sie mir genauso leid, trotzdem wollte sie das freiwillig so.

"Aus eigener Entscheidung. Sie wählt diese Option. Ich mein, auch wenn sie auf uns keine Lust hat, sie könnte was anderes machen." Kelly gestikulierte dazu, was diese Aussage untermauerte. Wobei sie das allgemein gerne tat. Shawn gab ein übertriebenes Seufzen von sich, da kam ganz seine dramatische Seite durch. Keine Ahnung, ob ihm bewusst war, dass er damit zu dick auftrug.

Nach kurzem Überlegen, stupste ich ihn an, denn wenigstens einmal könnte er sich uns anschließen. Ihn brachte das zum Nicken, was mich lächeln ließ. "Ok, Mädels. Nächstes Wochenende bin ich voll dabei. Vielleicht hat Darcie dann auch Lust. Es wäre schön, wenn wir alle gemeinsam unterwegs sind." Wir stimmten ihm zu und mit Glück klappte das.

Die Unterhaltung wurde vom Dekan unterbrochen, welcher den Raum betrat. Die Begrüßung erwiderte mittlerweile sogar ich, weil mein Verhalten sonst zu auffällig wäre. Egal wie verletzt ich von diesem Mann war, ich musste das überspielen.

Ich holte noch schnell den Laptop aus meiner Tasche, denn das hatte ich vergessen. Damit durfte ich mich offiziell dem Alptraum stellen.

~~~

Das Ende des Kurses war heiß von mir ersehnt und traf endlich ein. In kürzester Zeit hatte ich mein Zeug zusammen gepackt und konnte aufstehen. Kelly war meine Geschwindigkeit bekannt, an die passte sie sich an. Deshalb konnten wir gemeinsam starten.

Die Stufen gingen wir hinunter, während ich innerlich Erleichterung verspürte, dass ich für diese Woche jeglichen Kurs beim Dekan überlebt hatte.

Kaum erreichte ich das untere Ende der Treppe hörte ich jemanden fragen: "Miss Hughes?"

Mein Herz fing zu rasen an und man durfte sich sicher sein, dass ich mich angespannt hatte. Leider musste ich mich einer Unterhaltung stellen, immerhin war er mein Professor.

Das Training meiner Mum bewies ich, in dem ich ein Lächeln aufsetzte. Ihm war hoffentlich bewusst, dass es ein falsches war.

Kelly blieb eine treue Seele, denn sie blieb zumindest in meiner Nähe. Irgendwann würde sie einen Orden erhalten für all ihre Taten.

In einer freundlichen Tonlage fragte ich: "Dekan Bancroft, wie kann ich helfen?" Wie man es tat, wenn man angesprochen wurde, ging ich auf ihn zu. Arian packte ein paar Unterlagen zusammen und sagte: "Ich wollte Ihnen gratulieren und mitteilen..." Er sah auf zu mir, weshalb wir Blickkontakt hatten. Diese blauen Augen waren der absolute Killer. Bevor ich auf falsche Gedanken kam, fuhr er fort: "...dass ihre Ausarbeitung über die schwarzen Löcher gewonnen hat."

Eine Sekunde hatte ich meinen Gesichtsausdruck nicht im Griff. Das war der pure Alptraum. Ich mag mich zuerst riesig gefreut haben, nur hatten sich die Umstände geändert. Der Gewinner würde nämlich mit Arian einen anerkannten Astronomen treffen.

Der Astronome wäre toll, allerdings mein Ex nicht. Vor allem war das treffen sonst wo, mit einer längeren Fahrt. Das würde ich mir nie antun.

Mein Lächeln fand schnell wieder auf meine Lippen, weil ich mich eigentlich freuen würde. Es war auch eine sehr gute Leistung, wenn man diesen Wettbewerb gewann.

"Danke, Dekan Bancroft. Ich fühle mich geehrt, dass ich gewonnen habe. Leider ist es mir entfallen, dass ich meine Ausarbeitung zurückziehen wollte. Am Preis habe ich kein Interesse, so toll der sein mag. Es freut sich bestimmt jemand anderes über die Reise und das Treffen." Diesem Gesicht konnte man ablesen, dass er eine andere Antwort erwartet hatte.

Was dachte er? Ich würde nie mit ihm verreisen. Das tat ich meinem armen Herzen ungern an. Egal, wie schön es wäre den Astronomen kennenzulernen. Ich konnte darauf verzichten.

"Miss Hughes, Sie haben längst gewonnen."

Diese dumme Ausarbeitung hatte ich ganz vergessen. Ansonsten hätte ich sie längst zurückgezogen. Innerlich verfluchte ich mein Hirn, weil ich das vergessen hatte.

"Danke, ich fühle mich geehrt und freue mich. Den Preis kann gerne der zweite Platz haben. Es ist bitter derart knapp zu verlieren, dann sollte man einen Trostpreis erhalten. Anschließend sind wir alle glücklich." Mein freundlicher Gesichtsausdruck war eine wahre Kunst. Vielleicht sollte ich doch aufhören die Anrufe meiner Eltern zu ignorieren. Meine Mum hätte einen Dank verdient.

Arian zog seine Augenbrauen zusammen, dabei konnte er sich denken, warum ich ablehnte. Er stand scheinbar auf der Leitung.

Bevor er etwas erwidern konnte, kam ich ihm zuvor: "Vielen Dank, ich freue mich sehr, dass meine harte Arbeit Anerkennung erhält. Dem zweiten Platz wünsche ich viel Spaß auf der Reise. Schönen Tag noch, Dekan Bancroft."

Mein Herz zog sich bei seinem Anblick zusammen, weshalb ich besser abhaute. Ich drehte mich um und eilte davon. Kelly schloss gleich mit mir auf und hakte sich bei mir unter. Vermutlich hatte sie alles gehört, da sie in der Nähe gestanden hatte. Das ersparte eine lange Erklärung, die mich innerlich umbringen würde.

Warum tat es nur so weh?

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