Pflegebedürftig

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Es ist Samstagabend und der Tag neigt sich dem Ende zu. Ich fühle mich heute nicht ganz so gut, bin etwas erschöpft nach dem Training und liege schon im Bett. Mein Handy liegt auf meinem Bauch und ich chatte mit Obi. Wir tauschen Nachrichten über alltägliche Dinge aus. Ich genieße es mit Obi zu schreiben und wir schreiben den ganzen Abend, bis ich irgendwann mit meinem Handy in der Hand einschlafe.

Montagmorgen brauche ich schon etwas länger, um aufzustehen. Auch das fertig machen dauert länger als sonst und Leah schaut mich besorgt an. „Alles gut bei dir Lessi?"„Ja alles gut. Ich bin nur etwas müde." Ich krame meine Sachen zusammen und ziehe mich um bevor wir zum Vereinsgelände fahren.

Dort angekommen hole ich mir einen Kakao und setze mich etwas abseits, um meine Ruhe zu haben. Dann kommt Obi rein und setzt sich mir gegenüber. Sie lächelt mich an, während ich aus meiner Tasse trinke, was mich dazu veranlasst über meine Wange zu reiben. „Ist da was?" Sie schüttelt lachend den Kopf. „Du siehst heute nicht so gut aus. Hast du was?" fragt sie besorgt und ich schaue sie an. „Und ich wollte dir gerade sagen wie bezaubernd deine Augen glänzen, wenn du mich anlächelst. Aber jetzt sage ich es nicht mehr." Obi schaut mich schmollend an und ich verdrehe meine Augen. Dann rede ich in meine Tasse „Na gut, du hast schöne Augen, wenn du lächelst."

„Danke, aber was ist nun mit dir?" hakt sie nochmal nach.

„Ich scheine mir eine kleine Erkältung eingefangen zu haben."

„Klar, ganz klein. Du klingst so, als ob deine Nase komplett dicht ist." Erwidert sie und wirft mir eine Packung Tempos rüber.

„Danke schön" sage ich und stecke sie ein.

Doch dann betritt Tommy den Raum, grüßt alle und sein Blick fällt auf mich. Er warf mir diesen Blick rüber der sagte „Du sitzt sowas von auf der Bank." Genervt trinke ich meinen Kakao aus und lege meinen Kopf auf den Tisch. Obi bemerkt meine schlechte Stimmung und spielt mit meinem Zopf.

„Was machst du da?" murmle ich in den Tisch hinein.

„Ich spiele mit deinen Haaren. Das macht Spaß," erwidert sie mit einem kichern.

„Ich will gegen die Bayern spielen. Ich treffe zur Not auch mit Krücken."

Obi legt ihren Kopf auf ihre Hand und spielt unbeirrt mit der anderen Hand an meinem Zopf weiter. „Mhm. Sicher tust du das."

„Ich habe ein Patent auf Mhm's. Du schuldest mir Lizenzkosten."

„Ich gebe dir den nächsten Kakao aus."

„Die sind hier kostenlos."

„Vielleicht gehen wir ja mal was trinken, wenn du wieder gesund bist. Aber ich wette mit dir das du ab morgen nicht mehr trainieren kommst, weil du das Bett nicht verlassen kannst. Aber ich komme dich besuchen."

„Wie gütig. Jetzt lasst mich gegen Bayern spielen." Jammere ich und lege meinen Kopf zur Seite.

„Na komm, wir gehen uns umziehen und dann machen wir uns warm. Noch hat er nicht gesagt das du aus der Startelf fliegst."

Nach dem Warmmachen spricht Tommy mit Ewa und kommt dann zu mir. "Tut mir leid, 90 Minuten kann ich dich so nicht spielen lassen. Ich bringe dich in der zweiten Halbzeit, falls wir dich brauchen." Ich schaue ihn enttäuscht an und nicke. „Mhm." Sage ich nur und hole meine Jacke. Dann gehe ich mit den anderen Reservespielerinnen raus und kuschle mich auf die Bank.

Als das Spiel beginnt, schaue ich erst gespannt zu, aber schnell wird mir langweilig. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und stöhne vor mich hin. Ich putze mir die Nase, aber es hilft alles nichts. Sie ist einfach zu, was mich noch zusätzlich frustriert. Der Ball geht hin und her, beide Mannschaften haben Chancen, doch Bayern spielt ein wenig souveräner und kommt zu mehr Chancen. Ich schaue immer wieder zu den Trainern und hoffe das man mich zum Warmmachen schickt. ‚Ich könnte auch einfach ein Nickerchen machen und mich mit der Decke zudecken' denke ich und verwerfe den Gedanken sofort. ‚Ich bin wirklich krank. Verdammt!' sage ich dann zu mir. Wenn ich krank werde schlafe ich immer sehr viel und das ich überhaupt daran denke mich an unüblichen Orten hinzulegen und einzuschlafen ist ein erstes Anzeichen dafür. Trotzdem will ich das Spiel heute noch durchziehen.

Zwischen Hass und LiebeWhere stories live. Discover now