Aber das Double gehört uns!

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“Das Double holen wir uns trotzdem,” sage ich, während ich aus dem Fenster des Autos schaue. Die Straßen ziehen an uns vorbei. Leah nickt, ihr Blick fest auf die Straße gerichtet. “Klar,” antwortet sie, “wir lassen uns nicht von einem Rückschlag aufhalten.” Die Niederlage gegen Barcelona war hart, aber sie ist nicht das Ende unserer Geschichte. Wir haben noch Spiele zu spielen und vor allem noch zwei Trophäen zu gewinnen. “Ich will unsere letzten paar Monate so erfolgreich wie möglich beenden." sagt sie und zwinkert mir zu, während sie mir durch die Haare wuschelt. Ich schaue sie böse an und frage "Warum macht das jeder?" Leahs Grinsen bleibt, als sie den Motor ausschaltet und sich zu mir umdreht. “ Wer sagt, dass man immer einen Grund braucht, um seiner Schwester zu zeigen, dass man für sie da ist?” “Okay, okay,” gebe ich zu, “aber lass das nächste Mal das Haare wuscheln, ja?” Wir steigen aus und gehen uns umziehen. 

Draußen am Trainingsplatz angekommen sehe ich das gewohnte Bild. Niemand da. “Ich glaube heute sind wir wirklich viel zu früh Leah.” Leah funkelt mich schelmisch an. “Wir können es einfach nicht erwarten, wieder auf dem Platz zu stehen und zu zeigen, was wir können.” Auf dem Platz angekommen, beginnt das 1-gegen-1-Spiel zwischen uns. Ich starte mit dem Ball am Fuß. Leah ist direkt hinter mir, als sie versucht, mich abzudrängen. Ich spüre den Druck von ihr ausgehend als sie mich immer wieder zur Seite schiebt. Mit einer schnellen Körpertäuschung versuche ich an ihr vorbeizukommen, doch sie spitzelt mir den Ball einfach vom Fuß. Trotzdem bin ich zufrieden mit meiner Entwicklung. Inzwischen bin ich ihr nicht mehr völlig unterlegen, sondern wir sind ziemlich gleichwertig. Während Leah und ich uns im 1-gegen-1-Duell messen, bemerke ich aus dem Augenwinkel eine vertraute Gestalt am Rand des Platzes. Es ist Obi, die mit verschränkten Armen dasteht und uns zuschaut. Ich grinse ihr zu und befördere den Ball an Leah vorbei in den Winkel, bevor ich mich umdrehe und auf sie zulaufe. Ich nehme sie fest in meinen Arm und küsse ihre Wange. “Hey, du bist früh dran,” flüstere ich ihr zu und sie grinst mich an. “Ich wollte euch noch zuschauen, bevor es gleich losgeht.” Ich grinse sie an und umarme sie nochmal fest bevor der Rest auch rauskommt und das Training losgeht. Die Stimmung im Team war gedämpft, unser “Motor” stotterte, doch langsam, mit jedem gewonnenen Spiel mehr, holen wir unseren Rhythmus zurück. Aus der Traurigkeit nach dem Spiel in Barcelona wird immer mehr Entschlossenheit und wir finden immer besser in die Spur.

Nach dem triumphalen Sieg im Halbfinale gegen Frankfurt, steht nun das Finale vor uns. Bayer Leverkusen wartet dort als Gegner, eine Mannschaft, die nicht zu unterschätzen ist. Der Pokal ist wirklich fast schon greifbar. In der Bundesliga hingegen ist die Lage angespannt. Zwei Siege trennen uns noch vom Titel, und wir liegen auf dem zweiten Platz, sechs Tore hinter Bayern München. Wir müssen gegen die Bayern gewinnen. Egal was kommt.

In den kommenden Tagen und Wochen wird mir immer bewusster, wie sehr Obi der Druck zu schaffen macht. Es sind ihre letzten Wochen in Deutschland. Ich sehe, wie sie manchmal in Gedanken versunken ist und versuche so gut wie möglich für sie da zu sein. “Du packst das,” sage ich ihr, während wir nebeneinander auf der Bank sitzen und in den Sonnenuntergang schauen. “Egal, wohin es dich verschlägt, du wirst deinen Weg machen. Und ich? Ich werde immer an deiner Seite sein. Es sei denn du spielst für Deutschland.” Obi lacht kurz. “Danke, Alex,” sagt sie leise. Wir sitzen noch eine Weile da und Obi legt ihren Kopf auf meiner Brust ab. Meine Hand fährt ihr sanft durch ihr Haar. Als der Himmel schon rot ist, stehen wir auf und ich verhake meine Finger in ihren. Langsam, aber bestimmt ziehe ich sie nah an mich und wir laufen aneinandergeschmiegt zusammen nach Hause. Am Wochenende schaffen wir gegen Hamburg ein ungefährdetes 4:0, wo Obi und Popp jeweils einmal treffen und ich einen Doppelpack erziele. Auch Bayern gewann ihr Spiel, sodass wir wirklich nur durch einen Sieg am Ende etwas in der Hand halten können.

Zwischen Hass und LiebeWhere stories live. Discover now