Kapitel 4

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Takeomi

Ich wies dem Fahrer an auf mich zu warten. Die kühle Nachtluft umgab mich, während ich das luxuriöse Gebäude betrachtete, in dem sich der Käufer aufhielt. Ziemlich ungewöhnlich das dieser Nichtsnutz einen neuen Kunden gefunden hatte, der mehr als gut betucht sein musste. Am gesamten Gebäude gab es unzählige Sicherheitskameras, aus dem Augenwinkel konnte ich zwei Security beobachten, die ihre Runden drehten und im Eingangsbereich gab es einen weiteren Mann, der an einem Empfangsschalter saß. Ich nahm den letzten Zug meiner Kippe, ließ sie zu Boden fallen und lief dann die Treppen zur Tür hoch. Die zwei Kerle draußen checkten mich kurz ab, ließen mich allerdings eintreten. Offenbar sah mein Anzug fein genug aus für sie.
"Guten Abend. Was kann ich für sie tun?" 
Der Kerl hinter dem Empfang betrachtete mich mit einem abschätzigen Gesichtsausdruck. Das starren auf meine Narbe pisste mich schon jetzt an.
"Ich soll hier ein Paket abliefern." 
Flüchtig glitt sein Blick auf das Päckchen, bevor er sich mir wieder zu wand.
"Es tut mir leid. Nur Bewohner und ausgewiesene Gäste haben Zutritt zu diesem Gebäude. Ich würde sie bitten, das Pakte hier zu lassen. Ich werde es dann natürlich zustellen, wenn sie mir den Namen der Person nennen, für die es gedacht ist."
Nervig...
Für die Scheiße war ich eindeutig noch viel zu müde.
"Hören sie. Ich muss dieses Paket persönlich zustellen. Es ist für Frau Suzuki. Könnten sie sie nicht anrufen? Sie wird ihnen bestätigen, dass ich zu ihr darf. Schließlich wartet sie bereits sehnsüchtig darauf."
Seine Haltung veränderte sich, als ich den Namen der Kundin aussprach. Doch er war gut darin, die Fassung zu behalten.
"Frau Suzuki hatte mir nur mitgeteilt, dass sie einen Herren mit rosafarbenen Haaren erwartet. Anderen Besuch darf ich nicht durch lassen."
Scheiß Sanzu!!! Er hätte seinen Dreck selbst erledigen sollen. 
"Herr Yamamoto ist leider verhindert. Er hat mich geschickt. Damit Frau Suzuki ihre Lieferung schnellst möglich erhält."
"Können sie mir das in irgendeiner Weise bestätigen?" fragte er und ich bemerkte wie er anfing zu schwitzen. Entweder wegen meiner Anwesenheit oder es musste an der Auftraggeber liegen. Unbekümmert wählte ich eine Nummer auf meinem Handy.

"Ja?"
"Herr Yamamoto. Könnten sie dem Herren hier bitte bestätigen, dass sie mich geschickt haben, um das Paket für Frau Suzuki auszuliefern?"
Zum Glück verstand dieser Idiot direkt um was es ging. Weshalb ich dem Kerl das Handy vor die Nase hielt und Sanzu ihm das bestätigte, was er hören wollte. Danach entschuldigte er sich und ließ mich durch. Er begleitete mich noch zum Fahrstuhl, hielt einen Chip an einen Display und drückte dann auf die letzte Nummer.

Oberstes Stockwerk. 

Ich schaute mich kurz um. Doch zu meiner Verwunderung gab es nur eine Tür. Dabei hätte ich gedacht, dass sich hier viel mehr Wohnungen befinden müssten. Ich klopfte. 
Einmal.
Zweimal.
Dreimal.
Aber Nichts.
Erst als ich lauter gegen die Tür hämmerte, hörte ich etwas. Es klang als wäre gerade etwas zu Bruch gegangen.
"Hallo? Frau Suzuki?" Wieder klopfte ich, da es keine Klingel gab. Nur eine Kamera befand sich neben der Tür. Genauso wie auf dem Flur. 
Wieder keine Reaktion. Bis auf lautes Gepolter.
"Frau Suzuki? Ich habe hier ihre Spezial Lieferung."
Mittlerweile hämmerte ich wie ein Gestörter gegen die massive Tür. Ich hatte die Schnauze voll. Ich wollte nur zurück in mein Bett. Und offenbar hatte Sanzu doch nur einer weiteren verrückten Stoff angedreht.
"NEIN! Bleib weg!" hörte ich plötzlich eine Frauenstimme schreien. 
"Hallo? Sind sie da Frau Suzuki? Ich hab hier ihre Bestellung."  
Ein lautes Krachen, ließ mich einen Schritt zurück treten. Es klang als hätte sie etwas schweres gegen die Tür geworfen. Darauf folgten weitere gestörte Laute und Schreie. Genervt fasste ich mir an die Schläfe. Wenn ich jetzt gehe, dann kann ich mir später sein genörgelt anhören... Fuck... Ich wägte ab, ob ich einfach verschwinden sollte, aber versuchte es noch ein letztes mal.
"Ich hab hier ihren Stoff! Machen sie die verdammte Tür auf!"
Als Reaktion bekam ich den Klang eines Schusses zu hören. Kurz blieb es still und dann folgten drei weitere. Entweder wurde sie gerade gekillt oder sie war komplett durchgedreht. Wobei ich auf letzteres Tippte, weshalb ich den Stoff einfach vor ihrer Tür liegen ließ und ging. Die Nummer von dieser Irren konnte sich Haruchiyo schön selbst holen. Auf ne Junkie Alte die nicht auf ihren Stoff klar kam, hatte ich heute echt keinen Nerv.

Bontenvilla

"Und wo ist meine Nummer?" Wie ein Kleinkind zappelte Sanzu herum, während Takeomi am Esstisch seinen Kaffee trank.
"Welche Nummer?" fragte Kakucho neugierig, der gerade sein Frühstück in sich hinein schaufelte.
"Hab ich nicht."
"Wie? Wieso nicht???" wollte der aufgekratzte rosa Haarschopf wissen.
"Keine Ahnung was für ne Kundin du da schon wieder aufgegabelt hast, aber sie ist komplett gestört. Wenn die Tür nicht so massiv gewesen wäre, dann hätte ich jetzt mindestens eine Kugel in meinem Körper stecken. Das nächste mal kannst du deinen Kram selbst ausliefern."
Takeomi stand auf und ging ohne einen weiteren Kommentar auf die Terrasse, um eine zu rauchen.
"Was meint er denn damit?" fragte Sanzu, als hätte er die Worte von Takeomi gerade nicht verstanden.
"Oh man Sanzu..." Kopfschüttelnd stand auch Kakucho auf.
"Hä was hab ich denn gemacht?" 
"Bestimmt hast du wieder scheiße gebaut." kam es leise aus Richtung der Tür. 
"Niemals Boss." 
"Was hat er wieder angestellt Kakucho?" Mikey rieb sich müde seine Augen und schlürfte dann zum Schrank, um sich einen seiner Taiyaki heraus zu nehmen.
"Er hat Takeomi Stoff  ausliefern lassen. Wobei der fast gekillt worden wäre. Das wäre die Kurzfassung."
"Mh..." murmelte der weißhaarige und biss genüsslich von seiner Süßspeise ab.
"Aber. Aber so war das nicht. Boss! Ich wollte doch..."
"Mir egal. Aber beliefere deine speziellen Kunden gefälligst selbst."

Woanders

Der Fall nachdem die Wirkung der Drogen nach lässt, ist die Hölle auf Erden. Dein ganzer Körper schreit nach mehr. Du bist nicht mehr du selbst. Dein Gehirn arbeitet gegen dich. Und am Boden der vorher noch wunderschönen Welt, wartet jetzt nur noch Schmerz auf dich. Jede Zelle tut weh. Es ist kalt und heiß auf einmal. Du willst jede Sekunde nur das es aufhört, doch das tut es einfach nicht.
Nachdem diese Horrornacht endlich vorbei war und ich meinen Körper wieder halbwegs unter Kontrolle hatte, raffte ich mich vom Küchenboden auf. Das Apartment glich einem Schlachtfeld. Möbelstücke wie Stühle waren komplett zerschlagen worden. Mehrere Gläser, Teller und Flaschen lagen in winzige Stücke zerbrochen auf dem Boden. Pflanzen, Schränke und weitere Dinge befanden sich nicht mehr auf ihrem rechtmäßigem Platz, sondern schmückten nun den Teppich im Wohnbereich. Mein Blick schweifte über mein verursachtes Chaos und blieb an der Tür hängen.

Schusslöcher?

Wage kamen Bruchstücke meiner Erinnerung zurück. Ohne zu überlegen stürmte ich Barfuß durch das Scherbenmeer zu meiner Tür und riss sie auf. Und Tatsächlich... dort lag etwas. Schnell schnappte ich es mir und umklammerte es, als würde mein Leben davon abhängen. Das meine Fußsohlen den Boden rot färbten, spürte ich nicht einmal. Ich krabbelte auf die Couch, öffnete das Paket und sofort machte mein Herz Luftsprünge. Drei sorgfältig abgepackte kleine Beutel befanden sich darin. Außerdem ein kleines Kärtchen auf dem stand...
Viel Spaß Süße.
Und mit einem Schlag erinnerte ich mich an den Kerl mit den rosafarbenen Haaren und den zwei außergewöhnlichen Narben im Gesicht. 

Fuck!

Fluchte ich laut. Ich hatte keinen Schimmer wer er war. Hatte mir von ihm Drogen liefern lassen und das auch noch an einen meiner Rückzugsorte und ich hab vielleicht oder vielleicht auch nicht auf ihn geschossen, als er vor meiner Tür stand. Denn daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Aber wenn der Stoff hier war, dann war er es auch und das war schlecht. Ich riss einen der Beutel auf, schmiss mir direkt zwei Tabletten und stürmte dann ins Badezimmer. Wie eine besessene zog ich mich an, verband meine Füße notdürftig, schnappte mir all meinen Kram und blickte ein letztes mal zurück. Ich hatte keine andere Wahl... bevor die Tür zu fiel, ließ ich das Feuerzeug fallen, dass direkt auf ein mit Alkohol getränktes Tuch fiel. Lächelnd stieg ich aus dem Fahrstuhl, schüttelte den aufgebrachten Portier ab und stieg in ein Taxi. Nachdem ich dieses nach fünf Minuten wieder verließ rief ich die Feuerwehr von einem Münztelefon aus und verschwand. Egal wer er war... Ich hatte einen Fehler gemacht und Fehler durften mir nicht passieren. Meine Identität kannte schließlich keiner.

Broken Bonds/ Bonten x OCWhere stories live. Discover now