Kapitel 7

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Bevor ich um die Ecke bog, konnte ich bereits das Geräusch von brechenden Knochen hören. Es war wie Musik in meinen Ohren. Unbewusst stahl sich ein kleines Grinsen auf meine Lippen, welches ich allerdings schnell wieder verschwinden ließ, als ich leise um die Ecke schlich. Das trübe Licht einer kleinen Laterne war die einzige Lichtquelle. Nur dank ihr konnte ich sehen, wie der große schlanke Kerl auf den Bastard von neulich einschlug. Seine Fäuste waren bereits blutverschmiert und auch sein schöner grauer Anzug hatte ein paar wunderschöne Farbspritzer abbekommen. Keiner von beiden hatte mich bis jetzt bemerkt, weshalb ich mich in der Dunkelheit verbarg und erst einmal dabei zusah, wie er ihn weiter bearbeitete.

"Ich werde erst aufhören, wenn ich die Informationen habe, die ich von dir hören will." säuselte mein voraussichtlich neuer Dealer in einem fröhlich forderndem Ton. Der andere Kerl saß auf dem Boden und lehnte mit dem Rücken an die Wand. Und ich war mir sicher, das er ohne sie einfach wie ein Sack umkippen würde, denn sie war alles, was ihn noch stützte. Sein Gesicht war angeschwollen, offenbar hatte man ihn gut verdroschen.
"I..Ich..we..iß..nichts...ü..ber..di..diese..Schlam.." stotterte er, aber wurde unterbrochen, noch bevor er das letzte Wort zu ende sprechen konnte. Ein Fuß drückte auf seinen Knöchel und dann hörte man nur noch gequälte dumpfe Schreie.
"Falsche Antwort. Versuchen wir es noch mal. Was weißt du über das Mädchen dem du K.O Tropfen verabreicht hast und die dich im Club vor allen anderen fertig gemacht hat? Ich geb dir 5 Sekunden...
1...
2...
3.."
Während er zählte, übte er immer wieder Druck auf den wahrscheinlich schon gebrochenen Knöchel aus. Allein die schmerzerfüllten Töne die er von sich gab, ließen mein Herz höher schlagen. Doch noch bevor er die letzte Zahl aussprechen konnte, trat ich aus der Dunkelheit hervor.

"Wieso fragst du mich nicht selbst? Dieser Abschaum wird dir in hundert Jahren nichts über mich verraten können." Mit den Händen in den Taschen meiner Lederjacke schlenderte ich ein paar Schritte auf die beiden zu. Türkisene Iriden funkelten mich sofort an. Sie fixierten mich und verfolgten jede meiner Bewegungen. Ein breites dunkles Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Erst jetzt konnte ich sehen, dass er sogar Blutspritzer in seinem gesamten Gesicht hatte. Sie ergaben irgendwie ein merkwürdiges Muster, dass mich faszinierte.
"Du... *ha..ahahaha*" Aus irgendeinem Grund fing er an zu lachen. Seine Hände fanden den Weg zu seinem Gesicht, worin er es vergrab und in Richtung Himmel streckte. In dem gedimmten flackernden Licht dieser Gasse, gab das ein wirklich verstörendes Bild ab. Noch bevor ich reagieren konnte, hatte er den Abstand zwischen uns verkleinert. Wie aus Reflex bewegten sich meine Beine rückwärts, bis ich an der Wand hinter mir abprallte und nicht weiter ausweichen konnte. Er schlug seine Hände gegen das Gemäuer und pinnte mich damit an Ort und Stelle fest. Sein Körper nur wenige Centimeter vor meinem entfernt und seinen Kopf neigte er zu mir herab. Er war ein gutes Stück größer als ich, aber für einen Mann nicht übermäßig hoch gewachsen. Trotzdem musste er sich zu mir herab beugen.
"Ich hab dich gesucht Süße." sprach er fast schon flüsternd in mein Ohr. Aber ich war gerade nur auf seine Erscheinung fixiert. Das letzte mal war ich auf noch mehr Substanzen, als ich eh schon nahm und jetzt konnte ich ihn erst einmal genau betrachten. Seine Haare hatten die Farbe von Zuckerwatte, seine Augen erinnerten mich irgendwie an Minzbonbons oder an die Sonderedition meiner Lieblings Gummibärchen. Sie hatten den Geschmack von Blaubeere... Seine zwei Narben an seinen Mundwinkeln waren Rautenförmig, aber irgendwie erinnerten sie mich an Sterne und meine Cracker die ich gerne beim zocken naschte. Außerdem wirkte seine Haut so eben, fast als würde man ein Mochi vor sich haben, in den man zur zu gern beißen will.

Wieso zur Hölle hatte ich das Gefühl, vor einer riesigen verführerischen Süßigkeit zu stehen?

Aber es war nicht nur sein Äußeres. Und als wäre er mir nicht schon nahe genug, streckte ich mich noch ein Stück zu ihm herauf, sodass mein Kopf direkt neben seinem Hals verweilte. Ich atmete seinen Duft tief ein.

Broken Bonds/ Bonten x OCWhere stories live. Discover now