Kapitel 9

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Die sonnenbeladene Straße wärmte ihre Körper, als die Gruppe bergab hinunter lief. Sie befanden sich nun in einem naturbelassenen Gebiet und nur der Betonboden verriet, dass die große Stadt in ihre Richtung lag. Silver war nervös. Was würde sie dort erwarten? Er vermutete die gleiche Einöde, wie im Zoo. Aber er konnte nicht einmal gedanklich einschätzen, wie viele Infizierte dort herumlungern würden oder ob noch andere Gefahren drohen könnten. In diesem Moment des Denkens war er dankbar für das freundliche Wetter, welches seine Unruhe etwas senkte. Franky, neben ihm, schien es nicht anders zu gehen. Nur die drei Kinder tapsten neugierig, aber still neben ihnen her. Was sie wohl dachten, als sie die neue Gegend durchquerten?

Ihre Reise über die verlassene Straße dauerte relativ lange. Die Vierbeiner liefen an einem Auto vorbei, das an eine Leitplanke geknallt sein musste. Das Teil war verdreckt und mit Blättern, sowie Ästen übersät. Vorne konnte man eine große Beule ausmachen, sowie die zerbrochene Frontscheibe. Der silberne Wolf hielt Abstand, aber neugierig, wie er war, erlaubte er sich einen Blick hinein. Am Steuer konnte er jemanden erkennen, dessen Kopf auf dem Lenkrad lag. Anscheinend kam die Person ums Leben, denn sie regte sich kein Stück. Ein leichter Modergeruch wehte zu Silver hin, der seine Vermutung bestätigte. Erschaudert stellte sich sein Pelz auf und er lief  zügig weiter. Franky und seine Kinder wirkten nicht ganz so wissbegierig. Sie waren schon ein gutes Stück vorgelaufen.

Irgendwann erschienen die ersten Häuser, die andeuteten, dass sie allmählich die Stadt betraten. Ein bis zwei Straßen weiter entfaltete sich vor ihnen eine breite Allee der Vorstadt. Ein großes Wohngebiet, aber wie Silver vermutete, natürlich verlassen. Kurz blieb die Gruppe auf der Mitte der Straße stehen und schaute sich gründlich um. Der Wohnort sah chaotisch aus. Überall lag Müll und andere Gegenstände herum, die sicherlich vom Wind, von den Häusern und Gärten gefegt wurden. Ein Staubbüschel wehte über die Fahrbahn und verlieh der Verlassenheit dieses Ortes noch einen gewissen Touch.

Junior zwei's Magen fing laut an zu knurren.

„Ich glaube, wir sollten langsam über eine Pause nachdenken. Wir sind ja schon ziemlich lange unterwegs", stellte Franky fest.

„Ja, eine Pause. Eine Pause", piepste Junior eins, der ebenfalls hungrig wurde. Junior drei, das schüchternste von ihnen, blieb still. Franky wusste allerdings, dass auch er Rast machen wollte.

„Gute Idee. Hm, mal sehen", schaute sich Silver um und überlegte, wo sie sich am besten niederlassen könnten. Seiner Meinung nach, wäre es sinnvoll einen rundum geschützten Rastplatz zu suchen. Vielleicht in einem der Häuser?

Er ging voran. Die Katzen folgten ihm, durch einen offen gelegten Vorgarten. Silver gefiel die Stille nicht, zugleich aber genoss er sie. Er hoffte, dass hier kein krankes Wesen plötzlich aus einer Ecke stürmen würde. Aber er war versichert, wenn sie leise genug waren, würde ihnen in dieser Gegend nichts zustoßen. Er musste ja irgendwie positiv denken, selbst, wenn es ihm schwer fiel. Eines der Häuser stand offen. Seltsamerweise. Wer würde freiwillig sein Haus offen stehen lassen? Aber da in letzter Zeit eine Menge verrückter Dinge geschehen waren, dachte Silver besser nicht weiter darüber nach.

Franky und er blickten hinein in das Haus. Es wirkte wie eine stinknormale Wohnung und bisher kein Anzeichen eines Infizierten.

„Warte mal hier, ich sehe kurz nach, ob alles in Ordnung ist", sagte Franky leise und lief hinein. Silver wollte gerade etwas antworten, aber Franky stapfte schon durch den Flur, blickte in eines der Zimmer, auf der rechten Seite. Dann ging er weiter und witterte. Kurz danach kam er zurück getrottet und stieg die Treppen hinauf. Silver wartete brav vor der Tür und passte gleichzeitig auf Frankys Nachwuchs auf. Der Wolf konnte von der oberen Etage ein leises Hämmern vernehmen. Wahrscheinlich prüfte Franky, ob in den Räumen jemand versteckt war. Irgendwann kam der Kater wieder heruntergepoltert.

Free Fall - Verlorene SpurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt