Kapitel 25

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„Tut mir leid, Kleiner, aber das geht leider nicht. Es ist einfach zu gefährlich."

Fat Boys Worte trafen Milo unmittelbar und hinterließen einen Stich in seiner Brust. Mit offener Enttäuschtheit stand er vor der Gruppe. Seine Schnauze zitterte vor Verzweiflung, als er den Cane Corso nochmals anbettelte.

„Bitte! Bitte! Ich werde auch brav sein, versprochen."

Doch Fat Boy verneinte weiterhin, während die anderen das Gespräch still mit ansahen.

„Nein, du hast bereits ein Rudel und unsere Mission ist kein kleiner Spaßausflug für Hundewelpen."

Seine Stimme klang ernst und vermittelte den scharfen Eindruck, dass er sich nicht umstimmen lassen würde. Milo blieb dennoch hartnäckig und flehte weiter.

„Das weiß ich und ich werde euch keine Last sein. Ich will euch helfen. Ehrlich!", versuchte er Fat Boy zu überzeugen. Silver fuhr nachdenklich mit der Pfote durch sein Gesicht, bevor er sich an den grauen Hund wandte.

„Weißt du, Fat Boy, eigentlich ist es doch nicht so schlimm, wenn er uns begleiten würde. Ich meine, vier Pfoten mehr, werden uns nicht aufhalten, oder?", fragte er ihn, um Milo beizustehen.

„Silver, in allen Ehren. Wir haben schon drei Kinder bei uns. Wir sind keine Babysitter. Außerdem haben wir eine Mission, und zwar eine Wichtige. Ein weiteres Kind wäre eine zusätzliche Last und wir haben keine Zeit dafür", machte der wuchtige Hund ihm deutlich. Silver seufzte schwer, denn er wusste, dass der Cane Corso eigentlich recht hatte. Somit fielen ihm keine neuen Argumente ein, die dafür sprechen würden, den Dalmatiner mit in ihre Gruppe aufzunehmen. Frankys Kinder lagen etwas abseits, zusammengeknäult und beobachteten unauffällig die Unterhaltung. Junior zwei schaute sofort weg, als Milos Blick sie traf. Dann senkte der gepunktete Hund den Kopf. Niedergeschlagen winselte er:

„Schon klar, ich habe es verstanden. Eigentlich will mich niemand dahaben. Jeder hasst mich und ich bin sowieso nur eine Lachnummer für alle. Ich verstehe schon." Ein klagendes Wimmern schoss aus ihm heraus.

Fat Boy trat näher und schaute zu ihm nach unten, ohne die Miene zu verziehen.

„Glaub mir, Kleiner, vor deinen Problemen davonzulaufen und herumzujammern wird sie nicht lösen", begann er mit kühlem Ausdruck in seinem faltigen Gesicht. Milo hob schluchzend den Kopf und wusste nicht, was er sagen sollte.

„Mit einer Sache hat dein Anführer recht. Respekt muss man sich verdienen und diesen verdienst du nicht, indem du auf schwächere Hunde herumhakst oder wie ein Zitzensauger vor dich hinjaulst. Du musst lernen, dich selbst zu beherrschen, damit dein Rudel auch einen Grund hat, dich zu respektieren", fuhr Fat Boy fort.

„Aber ständig ärgern sie mich und behandeln mich wie ein namenloses Stück Müll! Wie soll ich ihnen so beweisen, was ich kann? Egal, was ich tue, es ist nie genug für sie!", quengelte der Gepunktete mit extremer Hoffnungslosigkeit in seinen Augen. Fat Boy knickte allerdings nicht ein, sondern behielt sein Mitgefühl für Milo bei sich.

„Dann musst du ihnen klarmachen, wie dein Name ist. Wenn du nicht mal von dir selbst überzeugt bist, wie willst du dann andere überzeugen? Zeig ihnen wer du bist und setz endlich Grenzen, ohne dich auf ihr Niveau herabzubegeben, denn so erreichst du absolut nichts!", bellte der graue Hund zum Schluss, während Milo ihn schweigend und mit riesigen Augen anstarrte. Die Tränen standen ihm nahe und sein Leib bibberte vor Schreck, als das laute Bellen in seinen Ohren dröhnte. Die harten Worte brannten tief in seine Seele ein und Milo hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Fat Boy seufzte schwer bei diesem Anblick.

„Ich weiß, Kleiner. Das alles ist hart für dich und manchmal ist es nicht möglich, jeden von dir zu überzeugen. Aber du musst darüber stehen und dir ein dickes Polster aufbauen. Gerade in diesen Zeiten, wo alle um ihr Überleben kämpfen müssen", sagte er, bemühend Trost zu spenden. Anstatt etwas zu entgegnen, verstärkte sich Milos Schluchzen. Silver und die anderen standen einfach da, ihre Blicke traurig und trüb. Der Wolf spürte ein schlechtes Gewissen in sich aufsteigen, trotz des Wissens, dass Fat Boys Entscheidung nur das Beste für alle sein sollte. Fat Boy senkte den Kopf mit einer Überlegung. Durch die Nase schnaufend wuffte er: „Na gut. Hör zu. Ich kann nichts versprechen, aber wenn wir unsere Mission erfüllt haben, könnte ich zurückkommen und dich abholen ...", versuchte er vorzuschlagen, ohne zu wissen, ob es jemals dazu kommen würde. Er wollte dem Dalmatiner keine falschen Versprechungen machen, die er möglicherweise nicht einhalten konnte. Aber es könnte allen im Raum zumindest ein wenig Hoffnung geben. Bestürzt hob Milo den Kopf an. Mit feuchten Augen und schniefender Nase wimmerte er jedoch: „Ach, hör doch auf. Du meinst das doch sowieso nicht ernst!"

Free Fall - Verlorene SpurenWhere stories live. Discover now