Kapitel 20

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Langsam aber sicher brach der heiß erwartete Morgen ein. Silver und seine Freunde waren schon längst auf den Beinen und bereit aufzubrechen. Starke Aufregung in der Gruppe war spürbar. Die letzten Regentropfen tröpfelten vom Himmel und hinterließen ein sanftes Plätschern. Es schien, als wäre der Sturm fast vorbeigezogen, doch der Tag versprach grau und feucht werden.

„Gehen wir. Lasst uns keine Zeit mehr verschwenden", führte Fat Boy seine Freunde an und huschte als erster durch die Eingangstür, welche sich von innen ganz einfach öffnen ließ. Niemand widersprach.

„Hey, Kinder, habt ihr die Karte dabei?", versicherte sich Franky bei seinem Nachwuchs und stolz miauten sie: „Ja, Papa!"

„Die würden wir niemals nie vergessen", fügte Junior zwei hinzu, bevor sie gemeinsam losstapften. Ihr Weg sollte sie erneut durch den Tunnel führen, also eilten die Freunde die gleiche Strecke zurück, wie sie hergekommen waren. Der Boden war teilweise überflutet und die Nässe stand Silver fast bis über die Pfoten. Der Sturm musste ziemlich heftig gewesen sein.

Schließlich, als sie an der Treppe angekommen waren, die sie hinunter in den Tunnel führen sollte, bestätigte sich Silvers Vermutung, die ihm die ganze Zeit durch den Kopf ging.

„Okay, Leute. Ich glaube, diesen Weg können wir diesmal abhaken", stellte der Wolf fest, als er sah, wie das viel zu hohe Wasser durch die Unterführung schwappte. Fat Boy schnaubte.

„Verdammt. Ich hätte es wissen müssen."

Franky schaute nachdenklich auf die Wasserfläche. Silver konnte nicht umhin zu vermuten, dass dem Kater ein Stein vom Herzen fiel.

„Und nun?", fragte 9Jay, der als letzter dazukam und zur Treppe hinuntersah. Franky und Silver blickten Fat Boy fragend an.

„Nun... ich fürchte, dann gibt es wohl eine kleine Planänderung", brummelte der graue Hund und überlegte.

„Ist es dann wirklich noch sinnvoll, komplett außenrum zu laufen, nur um zurück zum Einkaufscenter zu gelangen? Gibt es hier keinen anderen Ort, um Vorräte zu finden?", wollte Franky wissen. Fat Boy zuckte mit den Schultern.

„Es gibt sicher noch andere Geschäfte in der Nähe. Aber ob dort noch Vorräte sind, wage ich zu bezweifeln."

Franky erlaubte sich einen neuen Blick auf den Stadtplan, den er auf dem nassen Boden ausbreitete. Mittlerweile hatte das Papier seine besten Tage hinter sich, denn die Tinte verschmierte allmählich, durch die Witterungen der langen Reise. Lange würde es nicht mehr durchhalten, doch sie mussten ihr Bestes geben, damit die Karte so unversehrt wie möglich bleiben würde. Sie war immerhin ihr Reiseführer. Ohne eine Karte würde es wirklich schwer für die Freunde werden, sich zu orientieren.

Franky ließ den Stadtplan einen Augenblick lang auf sich wirken und studierte die Straßenführungen.

„Auf dem Weg zum Labor Nord, kommen wir auf jeden Fall an Lebensmittelgeschäften vorbei. Ich würde vorschlagen, dass wir uns dort umsehen, denn ein Umweg zurück zum Einkaufscenter würde einfach zu viel Zeit kosten. Was denkt ihr?", schlug der Kater vor. Seine Freunde stimmten zu, sogar Fat Boy, der ebenfalls keinen Sinn mehr darin sah einen riesen Umweg, sowie weitere unnötige Gefahren, in Kauf zu nehmen. So stimmten sie alle miteinander ab ihre Reise fortzuführen. Direkt in Richtung Labor Nord. Nebenher würden sie einige Supermärkte abklappern. Silver war guter Dinge, dass sie irgendwo etwas Leckeres finden würden. Also verließen sie die Tunneltreppen und liefen in die entgegengesetzte Richtung.

Innerhalb kürzester Zeit erreichten sie den leeren Parkplatz der Firma, überquerten diesen, bis sie die nächste Straße erreichten. Sie befanden sich jetzt in einer Innenstadt üblichen Gegend, in der aneinandergereihte Bauwerke scheinbar bis in die Wolken reichten. Die Ortschaft war verziert mit einer großen Menge kreativer Plakate und Straßenbeschilderungen. Eines der Schilder beschrieb den genauen Weg in Richtung eines Supermarktes. Franky führte nun an und lief, zusammen mit seinen Kindern, an der Spitze, gefolgt von 9Jay und Fat Boy. Silver, der als letzter hinter ihnen herspazierte ließ seine Sicht über die Gegend schweifen. Selbst in dieser Gegend waren genug Randalemacher am Werk gewesen. Manche Fenster und Glastüren waren zersprungen. Es war also gut möglich in das Innere der Gebäude zu spähen. Doch Silvers Aufmerksamkeit lenkte ihn eher zu den Plakaten, die an Laternenpfählen und Werbetafeln geklebt wurden. Eines davon stach ihm besonders ins Auge. Auf der kreativen Werbung wurde ein blonder junger Mann abgebildet, der etwas Stoffiges vor seinem Mund trug. In seinen Händen hielt er den gleichen hellen Stoff und reichte es dem Betrachter des Plakats entgegen.

Free Fall - Verlorene SpurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt