Wenig Interesse

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„Die Magd von Baron Arlam zu suchen wird wenig Sinn haben", resümiert Letha, nachdem ich meine Erkenntnisse in ihrer Küche ausgebreitet habe

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„Die Magd von Baron Arlam zu suchen wird wenig Sinn haben", resümiert Letha, nachdem ich meine Erkenntnisse in ihrer Küche ausgebreitet habe.

Ihre Schwester Notha stimmt zu. „Ich kann mir ohnehin schon denken, was das arme Ding wollte. Entweder ein Verhütungsmittel oder etwas zum Abtreiben. Der Kerl lässt von keiner Bediensteten die Finger und es ist ihm egal, ob sie einverstanden ist oder nicht!"

„Ist das denn erlaubt?", frage ich. Letha sieht ihre Schwester fragend an.

„Nein." Notha blickt vom Einkaufszettel auf, den sie gerade verfasst.„Ist es nicht und die Mägde können auch dagegen klagen. Aber es ist ein offenes Geheimnis, dass Beweise und Zeugenaussagen dann wie von Zauberhand verschwinden und später der Betroffenen, ihrer Familie und den Zeugen seltsame Unfälle zustoßen."

„Was für eine Gemeinheit!", ruft Ezanie aus, die gerade von Letha verarztet wird. „Da merkt man, dass der Baron ein Mensch ist. Bei uns wäre das nicht möglich!"

„Biste sicher?", krächzt Kandreo. „Ist ja nicht so, als kämen nur Menschen mit solchen Problemen zur Gebieterin. Übrigens, die Magd von vor drei Tagen ist ne Domowoya." Domowoys stammen von Hausgeistern ab und werden noch heute gerne als Hauspersonal eingesetzt.

„Das heißt, sie hat überhaupt keine Chance, sich zu wehren", folgere ich. „Denn zum Menschengericht kann sie als Fabelwesen nicht gehen und das Fabelgericht verfolgt keinen Menschen."

„Ich hätte mir das nie so arg vorgestellt." Letha löst behutsam mit einem feinen Pinsel Ruß und Eisenspäne aus Ezanies Brandwunde. „Halt still, Mädchen, ich weiß auch, dass das weh tut."

„Bin ja selbst schuld", Ezanie zieht eine Grimasse. „Ich sollte es eigentlich besser wissen als zu versuchen, ein Werkstück festzuhalten, das ich gerade aus dem Feuer geholt habe."

„Sowas solltest du mir überlassen", bemerke ich und Ezanie grinst, trotz der Schmerzen, die sie verspüren muss, als Letha ihr die Honigsalbe aufträgt.

Notha lässt sich nicht ablenken. „Du wirst die Magd kaum finden können; sie ist sicher nicht die einzige Domowoya in der Villa und es ist gut möglich, dass Arlam sie schon längst dem Zugriff von Wachen und Höllenhunden entzogen hat."

„Ich glaube, du hörst zuviel auf den Klatsch", tadelt Letha. „Meinst du wirklich, dass er soweit gehen würde? Setz bitte noch Honig auf die Liste, ich muss neue Salbe anrühren."

„Wo Rauch ist, ist auch meistens Feuer und ich habe einiges von Leuten gehört, die es direkt miterlebt haben, Letha. So liebe Personen wie du können es sich nicht vorstellen, aber es gibt durchaus sehr bösartige Geschöpfe hier in der Stadt."

„Es wäre also möglich, dass der Baron auch Isovre verschwinden lassen hat?" Der jungen Hexe traue ich zu, dass sie den hohen Herrn persönlich zur Rede stellen wollte und er das nicht besonders gut aufgenommen hat.

Wer vermisst schon eine Hexe? ✔️Where stories live. Discover now