| PROLOG |

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Triggerwarnungen im Infokapitel lesen!

Andrea öffnet langsam ihre Augenlider und sieht mich mit einem verschlafenen Blick an. »Was machst du noch hier? Solltest du nicht schon längst weg sein, so ... wie die anderen?«

»Die anderen?«, hake ich nach. »Welche anderen meinst du?«

»Die anderen Männer, mit denen ich bisher geschlafen habe«, sagt sie ganz unverblümt, ehe sie ihr Gesicht in ihre Hand legt und sich mit dem Ellenbogen an ihrem Kopfkissen abstützt. »Die sich nehmen, was sie brauchen, und mich dann verlassen.«

»Weil ich nicht wie andere bin, Andrea.«

»Andy«, korrigiert sie mich, »ich möchte, dass du mich Andy nennst, und nicht Andrea.« Sie sieht plötzlich so traurig aus, weshalb ich das starke Bedürfnis habe, sie in den Arm zu nehmen. Doch als sie zusammenzuckt, und die Decke fest um ihren Körper wickelt, wage ich es nicht, mich auch nur einen weiteren Zentimeter zu bewegen.

»Und wieso willst du das, hm?«

»Weil mein ... Exmann mich immer Andrea genannt hat.«

»Dein Exmann?« Ich runzle verwundert die Stirn. »Du warst verheiratet?«

Sie blinzelt verwundert und krallt sich noch ein wenig fester in die Decke. »J-ja. Aber lass uns lieber über etwas anderes reden.« Andrea streckt ihren Arm nach dem Schalter neben ihrem Bett aus und dreht ihn etwas herunter, um das Licht zu dimmen. Dabei verrutscht die Decke unter ihre Brust und legt eine wulstige Narbe frei, auf die ich sie vorerst nicht anspreche. asch zupft sie ihr Oberteil wieder zurecht und ich tue so, als hätte ich nichts gesehen. »Oder wir machen einfach da weiter, wo wir aufgehört haben.«

Ihre Lippen in einer so rasanten Geschwindigkeit auf meine, dass ich nicht den Hauch einer Chance habe, mich dazu zu äußeren. Dennoch fühle ich mich nicht von ihr überrumpelt, eher im Gegenteil, ich ziehe ihr die Decke weg und schließe sie in eine feste Umarmung, um ihren Körper an meinem zu spüren.

»Nein, warte!« Als ich mit meinen Fingerspitzen ihren Bauch entlangtaste, spüre ich, dass da weitere Erhebungen auf ihrer Hautoberfläche sind, die sie bei jeder noch so zärtlichen Berührung zusammenzucken lassen. Sofort ziehe ich meine Hand weg, löse mich von ihr und bringe Distanz zwischen uns, um sie nicht einzuengen.

Ihr Brustkorb hebt und senkt sich deutlich schneller, als es im Normalfall üblich wäre, während ihr Atem ins Stocken gerät.

»Es tut mir leid, ich wollte nicht ...« Sie schließt für einen kurzen Moment lang die Augen. Vermutlich um runterzufahren. »Rede mit mir, Andy. Was kann ich tun, um dir zu helfen?«

Bittere Tränen lösen sich aus ihren Augenwinkeln und ihr ganzer Körper beginnt zu zittern. »Du kannst mir nicht helfen. Das kann niemand.«

Doch ich sehe, dass sie Hilfe braucht und reagiere einfach so, wie ich es für richtig halte – indem ich ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel drücke und ihr gut zuspreche: »Hey, meine Schöne, alles wird gut, okay? Wenn du mir erzählen möchtest, was dich belastet, dann kannst du das jederzeit tun. Ich verspreche, dass ich dir zuhören werde. Aber ich kann dir nicht helfen, wenn du mich nicht lässt.«

»Sam, ich ...« Sie sieht mich mit diesen großen, traurigen Augen an und es bricht mir das Herz, sie nicht in meine Arme schließen und trösten zu können. »Ich weiß nicht, ob ...«

»Hör zu«, wende ich ein, »wenn du noch nicht bereit dafür bist, ist das in Ordnung. Ich verspreche dir, dass ich dich zu nichts drängen werde. Wir können auch einfach nebeneinander liegen und koexistieren.«

Andrea wischt sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen. Dann fragt sie mit zittriger Stimme: »Koexistieren? Heißt das, du willst auch dann in meiner Nähe sein, wenn wir nicht miteinander schlafen?«

So langsam frage ich mich, an was für Arschlöcher sie bisher geraten ist. Nach außen hin wirkt sie immer so selbstsicher, als würde die Welt allein ihr gehören. Und jemand anderen ihre verletzliche Seite zu zeigen, scheint sie enorm viel Überwindung zu kosten.

»Ich wäre sehr gerne öfter in deiner Nähe. Aber natürlich nur, wenn du das auch willst.«

»Wieso tust du das, Sam?« Abermals ist sie den Tränen so nahe, wie ein Wagen, der unkontrolliert auf einen Abgrund zurast. »Warum bist du so nett zu mir?«

»Weil ich dich mag, und mir dein Wohlergehen am Herzen liegt. Ist das so schwer nachzuvollziehen?«

Sie antwortet nicht auf meine Frage. Stattdessen rückt sie noch etwas näher an mich heran und vergräbt ihr Gesicht in meiner nackten Brust. Kurz darauf entfährt ihr ein leises Seufzen, das mich dazu veranlasst, sie endgültig in meine Arme zu schließen und nie wieder loslassen zu wollen.

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Touching the GoalieWhere stories live. Discover now