| 4 | Samuel

33 14 2
                                    

Triggerwarnungen im Infokapitel lesen!

Ich laufe Andrea nach, weil ich klarstellen möchte, dass ich sie eindeutig nicht für ein Puckbunny halte. Zugegeben, ich finde, sie bringt Unruhe ins Team – aber grundsätzlich ist es ihre Sache, mit wem sie schläft. Abgesehen davon kann sie nichts dafür, dass die Jungs ihren Testosteronspiegel nicht unter Kontrolle haben.

Sie steht auf dem Parkplatz und rührt sich nicht vom Fleck. Ich frage mich, was mit ihr los ist. Zeitgleich gerate ich in Alarmbereitschaft, weil ein parkendes Auto schlagartig zurücksetzt und sie nicht zu sehen scheint. »Andrea, Vorsicht!«

Rasch setze ich mich in Bewegung und ziehe sie ruckartig zur Seite, als ich ihren zierlichen Oberarm zu fassen bekomme. Sie prallt mit voller Wucht gegen meine Brust. Dabei entfährt ihr ein erstickter Laut.

Der Wagen hält mit blinkenden Rücklichtern an und ein geleckter Typ im Anzug steigt aus. »Seid ihr zwei irre?«, brüllt er in unsere Richtung, woraufhin ich so frei bin und ihm den Mittelfinger zeige.

»Fahr weiter, Arschloch! Bevor ich mich vergesse!«

»Ist das etwa eine Drohung?«, möchte er von mir wissen. »Denn falls ja ...«

Ich bin so geladen, dass am liebsten losmarschieren und dem Typen die Eier abreißen würde. Aber ich lasse es, weil Gewalt nicht mein Ding ist. »Ich könnte auch einfach die Polizei rufen. Der Parkplatz ist videoüberwacht. Da sieht man bestimmt, wie sie zurücksetzen und beinahe jemanden überfahren hätten.«

Seine Mundwinkel zucken und ich bin wirklich erleichtert, als er endlich einsteigt und vom Parkplatz fährt.

Ich tue einen tiefen Atemzug, ehe ich auf Andrea herabblicke und realisiere, dass sie zittert wie Espenlaub. Verdammt, meine Finger bohren sich noch immer so fest in ihren Oberarm, dass sie unheimliche Schmerzen haben muss.

Ruckartig löse ich mich von ihr und stammele ein leises »Tut mir leid, ich wollte dich nicht so hart anpacken, aber ich dachte, der Kerl würde dich überfahren.«

Sie reagiert nicht, den Blick noch immer auf den Boden gerichtet. Eine losem, dunkle Haarsträhne klebt an ihrer Wange und ich möchte sie ihr aus dem Gesicht streichen. Doch ich traue mich nicht, weil ich ihr verflucht nochmal wehgetan habe. Ich – einer Frau.

Gerade spielt es keine Rolle für mich, dass ich es nicht vorsätzlich getan habe. Fakt ist, ich habe sie ziemlich grob am Arm gepackt.

»A-Andrea?« Sie umfasst ihre Oberarme und beißt sich fest auf die Unterlippe. »Stehst du unter Schock? Kann ich irgendwas für dich ...« Mit einem Mal wird mir klar, dass sie weit. Das tiefe Schluchzen, das ihr kurz darauf entfährt, bestätigt meine Vermutung. »Hey, es ist alles gut. Dir ist nichts passiert, okay?«

Sie löst ihre Hände von ihren Oberarmen und zupft an den Ärmeln ihres cremefarbigen Oberteils herum. Dann wischt sie sich einmal quer über ihr Gesicht und murmelt ein kaum hörbares: »Ich muss jetzt gehen« vor sich hin.

Bevor ich etwas dazu sagen kann, ist sie auch schon abgerauscht, in ihren Wagen gestiegen und losgefahren. Perplex bleibe ich zurück und bemerke, dass sie ihr Handy hat auf dem Boden liegenlassen. Zumindest gehe ich davon aus, dass es Andreas ist. Niemand in ganz LA besitzt eine derart dekadente Handyhalterung, die einem Diamantring gleicht.

***

Samuel_b.Samson:
Hey, Andrea. Ich bin's Sam. Ich wollte mich nur erkundigen, ob du gut daheim angekommen bist und dir mitteilen, dass ich dein Handy auf dem Parkplatz gefunden habe. Wenn du möchtest, kannst du es dir im Hellrazers abholen. Ich werde gegen acht Uhr dort aufschlagen. Falls nicht, musst du bis morgen früh warten, und es dir in der Eishalle abholen.

Touching the GoalieOnde as histórias ganham vida. Descobre agora