| 2 | Samuel

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Triggerwarnungen im Infokapitel lesen!

»Jetzt sag schon, Monty«, hakt Victor neugierig nach, »wie war die Kleine im Bett?«

»Welche Kleine?« Kenneth ist ein Meister darin, wenn es darum geht, sich dumm zu stellen. »Ich habe in letzter Zeit ziemlich viele Weiber gevögelt.«

»Na, Andrea natürlich! Alfi hat ja nie etwas von ihr erzählt.«

Ich verdrehe die Augen. »Liegt vielleicht daran, dass es uns nichts angeht.«

»Man, Sam. Du bist ein Langweiler ...«

»Und dein Leben ist eindeutig zu langweilig.«

Ein schwaches Grinsen umspielt seine Mundwinkel. »Ist es. Deshalb möchte ich wissen, wie sie so drauf ist und, ob ich eventuell eine Chance bei ihr hätte.«

»Du stehst auf Andy?« Ich verschränke die Arme vor der Brust und mustere ihn mit prüfender Miene. Wobei ich mir das eigentlich hätte sparen können, weil sein schelmischer Gesichtsausdruck Bände spricht. »Ich dachte, sie wäre nicht dein Typ, weil du auf Blondinen stehen würdest.«

»Blond, brünett, rothaarig-«, Victor tippt mit seinem Hockey-Handschuh auf seinem Kinn herum und deckt es dabei gänzlich ab, »was spielt das schon für eine Rolle, solange man sich versteht? Wenn der Sex dann auch noch gut ist-«

»Wer von euch hatte Sex?«, erklingt plötzlich eine zuckersüß klingende Stimme, die uns allesamt erstarren lässt. Andrea ... »Könnt ihr da vielleicht nochmal wiederholen? Für ... unseren TikTok-Account?«

Kenneth räuspert sich, nimmt seinen Helm ab und wirft ihn in die nächstbeste Ecke. »Wäre es zu viel verlangt, wenn du das nächste Mal anklopfst?«

Bei dem Aufprall des Helms mit der Sitzbank ertönt ein dumpfer Knall, woraufhin Andrea merklich zusammenzuckt. »Ja, natürlich.« Sie presst ihre Lippen fest aufeinander. »Ich warte im Restaurant auf euch. Kommt dann bitte zu mir, damit ich ein paar kurze Impulsinterviews für Social Media mit euch führen kann.«

Dann verschwindet sie hinter der Tür. Dicke Luft schwebt in der Kabine und frage mich, wie lange es dauert, bis der erste seinen Mund aufmacht.

»Das war ziemlich unhöflich von dir, Monty«, merkt Aurel an. »Sonst bist du doch auch nicht so harsch, wenn dir jemand eine ganz normale Frage stellt.«

»Sie nervt.« Kenneth entfährt ein knurrender Laut, ehe er sich das vollgeschwitzte Jersey über den Kopf zieht und es ebenfalls auf die Sitzbank in seiner unmittelbaren Nähe wirft. »Sie nervt sogar so sehr, dass es sich im Nachhinein nicht für mich gelohnt hat, mit ihr zu schlafen. Lieber hätte ich irgendeine Unbekannte gevögelt, die ich im Anschluss problemlos ghosten könnte.«

Andrea ist in meinen Augen kein Engel, aber so in ihrer Abwesenheit über sie zu sprechen, ist selbst für Kenneth unterste Schublade. »Dann sag es ihr.« Das gesamte Team, inklusive Kenneth dreht sich in meine Richtung. Einundzwanzig Augenpaare scheinen mich plötzlich zu durchlöchern, was mir mehr als nur unangenehm ist. Ich räuspere mich kurz. »Ich meine, wenn du die Eier hast, hier vor uns so große Töne zu spucken, dann geh später zu ihr hin und gib ihr den Laufpass, anstatt sie noch weiterhin in der Luft hängenzulassen.«

Es fällt mir schwer, Kenneths Gesichtsausdruck richtig zu deuten. Fest steht jedoch, dass er alles andere als begeistert davon ist, dass ich ihn vor den Kopf gestoßen habe.

»Na schön, wenn du scheiß Moralapostel dann besser schlafen kannst.« Er entledigt sich dem Rest seiner Eishockey-Montur und schlendert in Richtung der Dusche. »Wie sagt man so schön –  nach einer Dusche ist es einfacher, eine Abfuhr zu erteilen.«

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