| 3 | Andrea

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Triggerwarnungen im Infokapitel lesen!

»Ich danke dir für deine Zeit, Cole. Vielleicht können wir uns ja bald mal auf einen Kaffee treffen? Du kannst deine Verlobte natürlich mitbringen, damit sie nichts Falsches denkt.«

»Keine Sorge, sie ist da nicht so. Aber klar, ich glaube, ihr würdet euch blendend verstehen.«

Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so ein nettes Gespräch geführt habe. Cole ist wirklich ganz reizend. Zudem zieht er in Erwägung, zu den LA Sealions zu wechseln, weshalb mich der Coach darum gebeten hat, ein kurzes Interview mit ihm zu führen.

»Andy, kann ich dich kurz mal sprechen?« Meine Augen folgen Kenneths Stimme, die neben mir ertönt und ziemlich erzürnt klingt.

Ich blinzle verwirrt. »J-ja, natürlich.« Dann sehe ich wieder zu Cole, reiche ihm die Hand und verabschiede mich von ihm.

Als er das Restaurant verlassen hat, verfinstert sich Kenneths Miene ehe er in einem herablassenden Ton fragt: »Na, schon 'nen neuen Kerl an Land gezogen?«

Ah, verstehe. Darauf läuft die ganze Sache also hinaus.

»Natürlich. Hat der eine keine Zeit, steht schon der nächste vor der Tür«, entgegne ich in einem provokanten Ton. »Aber das weißt du ja sicherlich.«

Anstatt mir noch weitere Vorwürfe zu machen, verengt er seine Augen und wendet sich von mir ab. Er geht einfach und lässt mich stehen, wie bestellt und nicht abgeholt. Hinzu kommt noch, dass ich jedes einzelne Wort gehört habe, dass er in der Kabine von sich gegeben hat. Ich bin wie ich bin, aber dennoch verletzt es mich. Schließlich habe ich kein Herz aus Stein, auch wenn man das von mir einnehmen könnte.

»Ist alles in Ordnung?« Sam steht im nächsten Moment vor mir und ich frage mich, was er von mir will. Obwohl er stets nett und charmant gewesen ist, kann ich mir nicht erklären, weshalb er sich aus heiterem Himmel um mein Wohlergehen schert.

»Sicher. Was soll schon sein«, gebe ich murrend zurück, woraufhin er seine Hand in den Nacken legt und mich unsicher ansieht.

»Darf ich fragen, was es da mit Cole Frontier zu besprechen gab?«

Mir entfährt ein empörter Laut, ehe ich meine Hände vor der Brust verschränke. »Nein, darfst du nicht. Ich wüsste nicht, was dich das angeht.«

»Nun ja, ich bin ... der Captain des Teams. Deshalb wäre es nur fair, wenn ich wüsste, ob Cole eventuell in Erwägung zieht, zu uns zu wechseln.«

Ich darf mir nichts anmerken lassen, weil ich bis zur offiziellen Vertragsbestätigung eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet habe. Das würde mich jedoch nicht davon abhalten, Sam und Kenneth ein wenig gegeneinander auszuspielen. Einfach so, weil ich es kann und noch immer diese unsägliche Wut in mir trage. »Ich denke, es wäre nur fair, wenn du mir sagst, was in der Kabine besprochen wurde. Im Gegenzug«, ich trete an ihn heran und entferne einen Fussel von seinem dunklen Shirt, »verrate ich dir, was ich mit Cole besprochen habe.«

Sam schnaubt und sieht sich um, als würde uns jemand beschatten. »Na schön, aber nicht hier.« Er umfasst behutsam meinen Unterarm und zieht mich mit sich in einen der Nebengänge. Dabei entgeht mir nicht, wie mein Körper auf seine simple Berührung reagiert. Ein elektrisches Gefühl breitet sich an jener Stelle aus, wo seine Hand auf meiner Haut verharrt, und es verschwindet nicht, als er sich von mir löst.

Verdammt, was war das eben?

»Also ... scheinbar hat jemand von den Jungs mitbekommen, dass du etwas mit Monty hattest und wollte wissen, wie du im Bett bist.«

»Wer?«, hake ich nach. »Ich will Namen hören.«

»Tut mir leid, aber ... ich habe dir bereits viel zu viel verraten.«

»Sam!«, zische ich. »Sag mir sofort, wer das wissen wollte!«

»Nein, Andrea. Sorry, aber das werde ich nicht tun. Deinetwegen gibt es ohnehin schon zu viel Unruhe im Team und ...« Er hält inne – vermutlich weil mir meine Gesichtszüge gerade entgleisen. »T-tut mir leid! So war das nicht gemeint.«

»Schon gut«, erwidere ich patziger, als ich eigentlich möchte. »Ihr haltet mich für ein kleines dummes Puckbunny. Aber das bin ich nicht, merk dir das. Und deinen Idioten von Teamkameraden kannst du gerne mitteilen, dass meine Pussy ab dem heutigen Tage für sie tabu ist!« Ich gehe an ihm vorbei und streife dabei seine Schulter. »Ach ja, und was Cole angeht ... Ich schlafe mit ihm, und er fickt bei weitem besser und länger als Kenneth! Das kannst du ihm gerne so weitergeben.«

Anschließend stürme ich angefressen durch die Tür. Leider Gottes muss ich durch das Restaurant hindurchlaufen, um zum Ausgang zu gelangen. Das passt mir zwar gerade gar nicht, aber da muss ich jetzt durch. Selbst schuld, wenn man dort isst, wo man sein Geschäft verrichtet.

»Hey, Andy«, Victor steht mit einem schiefen Grinsen vor mir und versperrt mir den Weg. »Ich wollte dich etwas fragen, aber es sieht ganz so aus, als hättest du es eilig.«

Meine Brust bebt. Am liebsten hätte ich ihn angebrüllt und gefragt, ob wirklich alle Kerle bei den Sealions nur mit ihrem verdammten Schwanz denken und nichts Besseres zu tun haben, als mir auf die Nerven zu gehen. Jedoch beschließe ich, mich zu beruhigen. Es wäre falsch, meine schlechte Laune an ihm rauszulassen, zumal ich nicht weiß, was er von mir will.

»Ich habe es auch eilig.« Atmen, Andrea. Atmen. »Was willst du von mir?«

»Oh, wenn du dringend wohin musst, kann ich dich gerne ein Andermal ansprechen oder dir auf Instagram schreiben.«

»Instagram?«, wiederhole ich ungläubig. »Du hast doch meine Nummer. Wieso solltest du also auf Instagram schreiben, wo du in meinen DMs verschwindest?«

»Äh, ... jetzt weißt du doch, dass ich dir eventuell schreibe und kannst ja mal hineinsehen.«

Ich verdrehe die Augen. »Und du glaubst wirklich, dass ich ausgerechnet deine Nachricht unter den tausenden Chatbot- und Sugardaddy-Anfragen finde?« Er sagt nichts mehr, sieht mich nur perplex an. »Hab' ich mir gedacht.«

Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, schiebe ich mich an ihm vorbei und verlasse endgültig das Restaurant. Ich halte so lange die Luft an, bis ich draußen ankomme und sie endlich gewaltsam aus meinen Lungen herauspressen kann.

Scheiße, wieso habe ich mir das überhaupt angetan und diesen verfluchten Job angenommen?

In diesem Moment summt mein Smartphone und ich krame es aus meiner Hosentasche, um nachzusehen, wer mir geschrieben hat. Schwer schluckend öffne ich Instagram, weil es sich um einen Post von Alfi handelt.

»Fuck«, entfährt es mir, während in meinen Augen Tränen der Frustration brennen.

Wieso das Universum ausgerechnet mir so sehr ans Bein pissen möchte, kann ich mir nicht erklären. Vielleicht ist es aber auch einfach Karma, weil ich mich Freya gegenüber verhalten habe, wie das Letzte.

Alfi, der seine neugeborene Tochter in der Hand hält und ein Jersey der Seattle Ice Riders mit der Nummer eins, und der weißen Aufschrift »Vater des Jahres« trägt. Ich verliere die Kontrolle über meinen Körper und merke, wie mir das Smartphone aus der Hand gleitet, fällt und auf dem harten, asphaltierten Boden aufschlägt. Das Display zerspringt, aber es ist mir egal. Weil mir gerade alles egal ist. Mein Herz ist gebrochen.

 Mein Herz ist gebrochen

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Touching the GoalieWhere stories live. Discover now