kapitel zweiunddreißig - gilbert

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Ausgehend vom stecknadelgroßen Ausdehnungspunkt der Gegenwart verfluche ich jeden einzelnen vergangenen Augenblick, der jemals den kataklystischen Lapsus in mir induzieren konnte, Sammy zu erlauben, so weit aus meinem Einflussbereich wegzutreiben.

Ich stehe an die Haltestange der Jubilee Line gestützt, in meinem verdammten Beethoven-Kostüm, das mir den Anstrich dessen verpasst, als befände ich mich geradewegs von meiner Abendaufführung mit dem Philharmonischen Orchester auf dem Weg nach Hause – Geigenkasten wohl auf mysteriöse Weise abhanden gekommen – und starre mit blindwütigen Blick auf die Anzeige über der Tür.

Mit jeder Station, die rot vor meinem Augen aufleuchtet, erlischt und schließlich von einer anderen Anordnung von LED-Lichtern ersetzt wird, identifiziere ich einen weiteren Kardinalfehler in meiner Beziehung zu Sammy, die nun darin gipfeln, dass ich am Halloween-Abend in die Brighton entgegengesetzte Richtung unterwegs bin.

Das Handy in meiner Fracktasche vibriert und ich versenke meine Hand tief im wattierten Futter, bis ich es in die Finger kriege und ein erneutes Mal Olivers Gesicht auf dem Display erkennen muss.

»Ja?«, frage ich, während ich abhebe, und mache mich geistig auf das Schlimmste gefasst, aber mein Informant scheint mir zur Abwechslung nur meine Position entlocken zu wollen.

»Gilbert, wo bleibst du?«

»Vier Stationen. Was macht er?«

Von der anderen Seite der Leitung kann ich vielstimmiges Gejohle vernehmen und mein Magen dreht sich mit einer Vehemenz um, die ich nur dann verspüre, wenn Freya und Kit einen langen bedeutungsschwangeren Blick tauschen.

»Er steht auf dem Balkon. Franklin hat ihm zweihundert Pfund geboten, dass er von dort in den Pool springt.«

Enerviert wechsle ich das Handy in die andere Hand. »Was läuft nur falsch mit ihm?«, zische ich. »Er verdient für ein verdammtes Blinzeln zweihundert Pfund, wenn er sich entschlösse wieder einmal zu streamen.«

»Es geht ihm, glaube ich, nicht ums Geld«, versetzt Oliver unnötigerweise und ich muss das Bedürfnis stark unterdrücken, ihm höhnisch für diesen Geistesblitz zu gratulieren.

Oliver ist wirklich ein guter Kerl. Und es ist von großer Bedeutung, ihn mir warmzuhalten, weil er durch seinen sozialen Zirkel die gleichen Partys wie Sammys neue Freundesgruppe frequentiert und daher ein unverzichtbarer Spitzel für meine Zwecke ist.

»Wie viele Leute streamen?«, erkundige ich mich stattdessen, während ich versuche, den Ausmaß der Katastrophe abzuschätzen.

»Sicher zehn. Inklusive mir, aber ich habe die Kamera auf was anderes gerichtet, weil ich daran keinen Teil haben will.«

»Hoffe, du hast dich gemutet.«

Ich höre ein Rascheln, ein leises Stöhnen, dann: »Ja, klar.«

»Jesus, Oliver«, gebe ich gepresst zurück. »Dass du dich noch nie aus Versehen selbst gecancelled hast, ist ein wahres Wunder.«

Kleine StreunerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt