kapitel einundfünfzig - gilbert

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Kurz erwäge ich, einfach nicht auszusteigen. Die Plastikverschalung der Tubesitze schmiegt sich fast liebevoll umfangend in die Krümmung meines Rückens ein und ich fühle mich ein wenig so, als wollte sie mich absorbieren.

Die Tube ist zu dieser Zeit nicht sehr voll – das, was man gemeinhin als das Einzugsgebiet des Heiligabends bezeichnen könnte, hat bereits vor einer guten Stunde begonnen, und die einzigen Menschen, die zu dieser Uhrzeit an diesem speziellen Tag unterwegs sind, sind Menschen mit systemrelevanten Berufen auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle, nicht christliche geprägte Personen, die ein wenig befremdet auf die Informationstafeln starren, die wiederholt Weihnachtsgrüße von der verstorbenen Queen überbringen — und ich, der ich mich einfach nicht überwinden konnte, den Zug von Brighton nach London zu besteigen und jetzt viel zu spät bin.

Weil ich allerdings nicht noch mehr Zeit verschwenden kann, entscheide ich mich schließlich seufzend, die schon wieder schließenden Türen zu durchqueren, und finde mich auf dem ausgestorbenen Bahnsteig wieder.

Aus Gewohnheit checke ich mein Handy, während ich die Rolltreppe an die Oberfläche besteige, aber unser Gruppenchat schweigt selbst an diesem bedeutsamen Tag. Als hätte er meine Gedanken gehört, taucht allerdings just in diesem Augenblick eine Nachricht von Oliver auf meinem Homebildschirm auf: Frohe Weihnachten, Gilbert. Ich hoffe, es geht dir gut.

Was ein eigentümlicher Kerl, denke ich bei mir, während ich in die winterliche Kälte an der Oberfläche des Mayfairs trete. Irgendwie ist er mir ans Herz gewachsen.

Ich tippe mit rasch auskühlenden Fingern eine rasche Antwort, in der ich mich für seine Wünsche bedanke und sie erwidere.

Oliver kommt sofort online und ich lasse mich Handy rasch in meine Tasche versinken, weil ich keine Lust auf eine lange Konversation habe, insbesondere nicht, wenn er mich wieder darüber informiert, was Sammy Grässliches anstellt. Ich habe seinen Namen auf sämtlichen sozialen Medien stummgeschaltet, damit mir nichts mehr zu ihm vorgeschlagen wird, habe ihm überall entfolgt, und dort, wo er mir noch gefolgt ist, gesoftblockt. Hin und wieder schlägt mir mein verräterisches Handy noch ein paar Fotos aus einem Jahresrückblick vor, in dem er noch zu sehen – sein achtzehnter Geburtstag zum Beispiel, als wir in die Wildnis gefahren sind, um dort Feuerwerkskörper steigen zu lassen, aber ich bringe es nicht übers Herz, die Bilder zu löschen.

Mein Handy ist auch fantastisch darin, das Messer zu nehmen und es in der Wunde herumzudrehen, indem es Bilder von Freya mit einer erhöhte Frequenz in meinen Rückblicken auftauchen lässt. Viele habe ich ohnehin nicht gemacht – nun, da alles vorbei ist, ist mir aufgefallen, wie wenig Zeit wir bis Halloween eigentlich miteinander verbracht haben. Wie in aller Welt ist es mir dennoch gelungen, so besessen von ihr zu werden?

Ich bin fast erleichtert, als das Wohnhaus meines Vaters vor mir auftaucht, da es mir so möglich ist, das eine Übel mit dem anderen zu ersetzen. Ich klingele, und es dauert weniger als dreißig Sekunden, bis die Tür geöffnet wird. Edward blickt mich an.

Kleine StreunerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt