Kapitel 1 - Applaus bitte

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"Oh Fook. Hast du ein Tuch? Es tropft.", fragte Louis.
"Zieh ne Hose an? Hab dir mein Zeug nicht in den Arsch geblasen, damit es hinterher im Bett liegt.", murrte Philipp verwirrt und zog an seiner Zigarette.
"Ich meinte mein Eis. Aber deine Art zu denken gefällt mir.", grinste Louis diabolisch und sah unauffällig auf die Uhr.

Kurz darauf trat er in den Flur des schmucken niegelnagelneuen Einfamilienhauses. Alles hier lief perfekt. Wie langweilig.

Philipp lag noch im Bett und Louis tropfte absichtlich alles voll. Mit Eis und Sperma.

Dann öffnet sich die Tür und die Frau des Hauses betrat den Flur, in dem Louis nun nackt an der Wand lehnte. Na endlich. Die Gute hatte sich ein wenig verspätet. Aber Louis wollte Mal nicht so sein.

"Oh Scheiße!", hörte er Philipp leise im Schlafzimmer fluchen.

"Louis? Du wartest schon auf mich? Wie nett...", schnurrte Phillipps Frau und schien sich leider nicht direkt zu fragen, wie er in dem Fall wohl hier rein gekommen wäre. Schade.

"Louis?! Woher kennst du den?!", schnaufte Philipp und hetzte mit einem Kissen vor seinem Schwanz in den Flur. Wutentbrannt.

Und dann erblickte Phillipp seine Frau Yvonne und Yvonne erblickte ihn. Und dann sah Louis dabei zu, wie sie begannen zu strahlen. Wunderschön. Die vielen vielen kleinen Glassplitter der Träume und Planungen des Lebens. Louis liebte diesen Anblick. Wenn all diese perfekten Menschen, die sich permanent selbst darstellten, plötzlich ganz pur waren. Wie frisch geschlüpfte hässliche kleine Maden.

Nun, sein Job war erledigt. Er hätte Applaus verdient. Leider klatschte niemand.

"Tja, ich denke, ihr habt da was zu besprechen. Übrigens: Yvonne du hast Recht. Philipp hat's mit der Zunge echt nicht so drauf. Aber von dir hätte ich mir auch etwas mehr Beteiligung gewünscht, wie er das auch gesagt hat. Wenn ein Schwanz dich aufspießt, musst du dich nicht tot stellen. Bitte. Gerne. Bis dann.", sprach Louis, zog sich seine enge Lederhose und die fetten Boots an, warf sich die entsprechende Jacke über die Schulter und verließ fröhlich pfeifend mit nacktem spermaverschmiertem Bauch das Haus.

Er war inzwischen alt genug, dass er auf die Erde losgelassen worden um das zu tun, was Chaosdämonen eben taten. Es war seine Natur. Gut und Böse waren schräge Kategorien. Weil es doch selten so ganz einfach war. Wenn man beispielsweise dafür sorgte, dass sich ein Mensch in den Finger schnitt, dann war das für den doof. Aber die Mitarbeiter in der Pflasterfabrik, der Spedition, des Einzelhandels und so weiter freuten sich, dass sie Arbeit hatten. Also das war doch reichlich engstirnig, dass nur aus der Sicht des Deppen zu betrachten, der sich geschnitten hatte, oder? Würde immer alles klappen und glatt gehen - die Welt wäre am Ende. Und Louis und seine Kollegen hielten die Welt im Gleichgewicht. Wie Philipp und Yvonne. Deren Träume gingen jetzt halt den Bach runter. Schade. Aber deren Nachbarn, die sich jetzt das Maul zerreißen konnten, hatte er quasi einen Gefallen getan. Und wenn dann erst raus käme, dass Philipp auch noch die Nachbarin von schräg rechts gebumst hatte... Also da hatte er den Gartenzaungesprächen im Neubaugebiet für Jahre geholfen. Sein Mehrwert für die Gesellschaft war einfach durch nichts aufzuwiegen. Wie viele Arbeitsplätze an ihm hingen...

"Du verfluchtes Arschloch!", brüllte Philipp und sah aus, als wolle er ihm eine rein hauen, während er, noch immer nackt aus dem Haus und hinter Louis herrannte. Juhu!! Die weißen Küchelplissees bei Hausnummer 3, 5, 7 und 13 wurden runter gezogen. Alle Häuser sahen hier gleich aus. Typ Stadtvilla in weiß mit grauen Fenstern und grauen Türen. Die Vorgärten bestanden vornehmlich aus grauen Steinen. Bei manchen wuchsen kugelige Buchsbäume. Bei einem saß ein Buddha im Garten. Carpe Diem stand dran. Ein nackter, rot angelaufener und wutschnaubender Mann wirkte nahezu erfrischend. Ein bisschen Emotion und ein bisschen Farbe.

"Ich bevorzuge die Bezeichnung höllisch. Aber bin nicht wählerisch. Verflucht nehme ich auch.", grinste Louis breit und hängte dann, laut genug, dass Hausnummer 2,4, 8 und 12, die bereits in ihren Haustüren standen, es auch ja mitbekamen an: "Dein Sperma läuft übrigens noch immer aus dem verfluchten Arschloch. Tja... Ich muss dann Mal los. Ciao Kakao."

Und damit verschwand er bis um die nächste Ecke und wurde dort unsichtbar. Ein bisschen würde er sich sein Werk noch ansehen. Er hatte ihnen viel Input gegeben, mal gucken, was sie daraus machen würden. Sie hatten viel Potential. Der Sex mit Philipp hatte ihm viel Energie gegeben. Aber ein bisschen mehr konnte ja nie schaden. Maßlosigkeit war eine Tugend, wenn man ein Dämon war.

Tatsächlich war es schade, dass es nicht mehr Zuschauer gab. Am Ende musste sogar die Polizei eingreifen. Louis war sehr stolz auf sich. Aber es gab noch so viel Ordnung auf der Erde... Er musste weiter. Vielleicht sollte er zum Bahnhof gehen? Die Bahn war immer ein äußerst dankbarer Stressor. Ein richtiger Multiplikator. Ein Hotspot für Stress und Frust. Und der Vorstand arbeitete ihn zumeist hervorragend zu, ohne das zu wissen, natürlich.

Er spannte seine ledrigen Flügel auf und machte sich auf den Weg. Theoretisch könnte er mit seinen Flügeln sehr hoch fliegen. Aber das tat er nicht. Kein Dämon tat das. Weil zu weit oben... Da war der Himmel. Die Konkurrenz gewissermaßen. Louis hatte sich eine Zeit lang sehr dafür interessiert. Weil er das nicht kannte. Und er war von Natur aus sehr neugierig. Aber Niall, sein Chef, hatte nicht viel darüber reden wollen. Schade eigentlich. Zu Hause, in der Hölle, da lästerte man über die Engel im Himmel. Die sollten einen ziemlichen Stock im Arsch haben. Die begingen nicht einmal Sünden. Es gab gaaanz viele Sünden. Sünden waren toll. Das war eine Art Verhaltenskodex für Chaosdämonen. Je mehr Sünden, desto besser.
Auch jetzt gerade veränderte er manche Dinge, während er flatterte. Ampeln waren toll. Kam ein Raser, ließ Louis sie gern umspringen. Und Louis verteilte gern Mückenstiche. Und Pickel. Und schmutzige Fingernägel. Und die Fingernagelbetten einreißen. Oh und er ließ Leute gern Uhrzeiten vergessen. Das machte Spaß, wenn sich zwei oder mehr treffen wollten. Wie Schiffe versenken. Nur anders herum.

Er landete auf dem Bahnhofsplatz und sah sich um. Koffer platzen lassen, machte auch Spaß. Oder Leute spontan dringend Pipi machen lassen müssen. Die tippelten dann so lustig. Schwer verpackten konnte man die Träger rutschen lassen. Es gab einfach so viele Möglichkeiten.

Ein Mann im Anzug hetzte mies gelaunt an ihm vorbei. Meckerte über die Enge hier, weil so viele in den Bahnhof wollten. Louis ließ ihn so fest pupsen, dass was mit raus kam. Jetzt hatte er bestimmt immer möglichst viel Abstand. Gern geschehen. Man spende ihm Applaus.

So, also ab zum Bahnhof 😅
Ich hoffe sehr, euch gefällt Louis 😅
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Angel and Devil (Larry) - Wird Auf Storyban fortgeführt Where stories live. Discover now