KAPITEL 8

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HUNTER

Er überfällt sie regelrecht, nachdem sein Blick mich getroffen hat. Xyla schmiegt sich an ihn, streichelt seinen Nacken und seine Brust, unterdessen fixiert sein Blick mich. Er küsst sie, während er mich wütend anstarrt.

Es ist amüsant, weil ich seine Beweggründe nicht verstehe. Mir gefällt der Kerl ganz und gar nicht.

Die Musik wummert durch die Location. Angestellte flitzen durch die berühmte Menschenmenge, die mit PaperCut und Xyla Palladino ihren Erfolg feiern. Ich bin ein gezwungener Teil davon. Ich will nach Hause. Weg von Gefahrenquellen. Aber mein Zuhause gibt es nicht mehr.

Gelassen erhebe ich mich von meinem Platz, wodurch eine Falte auf Slaters Stirn entsteht. Ich mache mich auf den Weg zu Xyla, er ist mir gleichgültig. Räuspernd bleibe ich neben ihnen stehen, woraufhin Slater mir sein Glas vors Gesicht hält und einen Finger abspreizt. Deutlicher könnte er mir die gewünschte Privatsphäre nicht signalisieren. Mir ist es egal. Xyla verspannt sich bei einem erneuten Räuspern meinerseits.

Sie löst sich von seinen Lippen und wirft einen Blick über die Schulter. Ihre blonden Haare sind länger und voluminöse als vor zwei Jahren. Vor zwei Jahren habe ich sie das letzte Mal gesehen, abgesehen von Zeitungsartikeln oder Bildschirmen jeglicher Art. An dem Abend meiner Hochzeit.

Jetzt steht sie vor mir. Nicht plötzlich, weil ich damit gerechnet habe, als ich durch die Tür gekommen bin. Aber dennoch unerwartet schnell.

»Xyla«, presse ich heraus. Meine Stimme ist nur noch ein Hauch meines Stimmvolumens. Die letzten beiden Jahre haben mich gezeichnet. In jeglicher Hinsicht. Slater legt besitzergreifend einen Arm um ihren Oberkörper und umfasst ihren nackten Arm. Ein enges silbernes Kleid umschmeichelt ihren Körper und funkelt in der schwummrigen Beleuchtung wie eine Kiste voller Diamanten.

»Hunter, hey«, antwortet sie mit einem breiten Lächeln. Slater drückt sie noch enger an seine Brust. Die Geste sorgt bei mir für ein Stirnrunzeln. Als könnte ich sie ihm wegnehmen.

Sanft krault sie über seinen Oberschenkel, während er an einem Whiskey nippt. Sein Kinn auf ihrem Scheitel abgelegt, kesselt er sie ein, schirmt sie vor allem ab, als wäre sie sein Eigentum. Xyla gehört so offensichtlich Slater, dass es kein anderer Mann auch nur in ihre Nähe wagen würde, wenn er ihm einen bösen Blick zuwirft.

»Wo bist du gewesen?«, frage ich.

»Auf Tour, Hunt«, kichert sie. Slater grinst breit und senkt seine Lippen an ihr Ohr. Ich kann sehen, wie er an ihrem Ohrläppchen knabbert und seine Zunge über die Ohrmuschel gleitet.

»Davor, Xyla.« Das verärgerte Brummen verlässt meine Stimme nur noch selten, so auch jetzt. Sie hebt pikiert die Brauen. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht«, füge ich sanfter hinzu. Sie ist meine Freundin, rufe ich mir ins Gedächtnis. Sie hat nichts mit der Sache zu tun.

»Brauchst du nicht, Alter«, meldet Slater sich zu Wort.

»Ich bin nicht dein Alter«, feuere ich zurück. Xyla mustert mich, als hätte sie mich noch nie im Leben gesehen. Vielleicht ist es so. Vielleicht kennt sie mich nicht. Die letzten zwei Jahre waren die Hölle und ich hätte eine Freundin gebrauchen können. Ob sie überhaupt weiß, was mit Alex passiert ist? Kopfschüttelnd fokussiere ich mich wieder auf Xyla. »Wo bist du gewesen, Xyla?«

»In meinem Haus«, antwortet sie und zuckt die Schultern. Slater flüstert ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie zu ihm hinauf lächelt und einen Kuss auf seine Lippen setzt.

»Du hast sieben Häuser, Xyla.« Sie lacht fröhlich.

»Hier und da, Hunt. Überwiegend Brasilien, aber auch Teneriffa und Kreta«, erzählt sie locker. »Wie geht es dir? Ihr habt bald Hochzeitstag, richtig? Wow. Zwei Jahre, wie die Zeit verfliegt.« Slater setzt einen gespielt zerknirschten Gesichtsausdruck auf. Er weiß es. Xyla nicht. Meine Mimik versteinert sich. Entweder ist Xyla überaus betrunken oder sie bemerkt die Veränderung in meinem Gesicht nicht. »Grüß Alexandra von mir, ja? Ich komme bald mal auf einen Tee vorbei«, flötet sie und kehrt mir den Rücken zu.

ERASE YOU | 18 +Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt