Kapitel 6) Spuren der Vergangenheit...!

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Felix Sicht...

Mit der Zeit hatte die ganze Situation zur Folge, dass ich anfing Depressionen zu entwickeln. Die wurden immer schlimmer und sorgten dafür, dass ich in die Essstörung rutschte. Ich wollte nur noch verschwinden, mich auflösen, weshalb ich immer mehr abnahm. Aber wie ich schon sagte, merkten meine Eltern das halt irgendwann. Von dem Mobbing bekamen sie allerdings nie etwas mit und sie wissen es auch bis heute nicht. Niemand weiß von dem Mobbing. Hätte ich darüber geredet, dann hätte mir vielleicht niemand geglaubt. Und wenn mir jemand geglaubt hätte, dann hätten sich die Jungs wahrscheinlich an mir gerächt. Außerdem, wenn ich von dem ganzen Mobbing erzählt hätte, dann hätte ich wahrscheinlich auch von der Abschlussfahrt erzählen müssen.

Beim bloßen Gedanken an diese Abachlussfahrt drohe ich erneut zusammenzubrechen und sofort kommen die ganzen Bilder wieder hoch. Shit, ich darf nicht darüber nachdenken.

Außerdem muss ich langsam wieder zurück zu den anderen, bevor es auffällt.

Verdammt, Felix, du musst dich beruhigen. Wie ein ferngesteuerter Roboter stehe ich vom Boden auf, auf welchen ich in meiner Panikattacke gesackt bin. Und dann führt mich mein Weg zum Spiegel, um zu schauen, wie ich aussehe. Kann man sehen, dass ich geweint habe?

Oh Mist, ja man sieht es leider. Was mache ich denn jetzt? Ich kann so nicht zurück. Mir bleibt nichts anderes übrig als noch eine Weile hier zu bleiben und mir dann eine Ausrede einfallen zu lassen, warum ich so lange weg war...

...

„Felix, ist alles in Ordnung? Du warst ja lange weg." „Ja, alles gut, aber als ich gerade auf Klo fertig war, hat mein Chef angerufen und wir mussten ein paar Sachen klären, das hat etwas gedauert. Was habe ich verpasst?"

Ich versuche so normal wie möglich zu klingen und auch ein ehrlich wirkendes Lächeln zu zeigen. Sie dürfen nichts merken. Ich versuche aber so gut es geht nicht zu Tobi zu schauen. Trotzdem kommt mir, ohne dass ich es will, die Frage in den Sinn, ob er mich auch erkannt hat. Kann er sich noch an mich erinnern? Aber will ich das überhaupt wissen?

„Ach, du hast nicht viel verpasst. Wir haben Tobi einfach ein bisschen kennengelernt und dein Vater und ich haben beschlossen, dass wir ihn jetzt schon lieben." Das war garantiert nicht das, was ich hören wollte. Klar gönne ich meinem Bruder jedes Glück der Welt, das steht außer Frage. Aber mit Tobi? Wie soll ich damit klarkommen?

„Nun, jetzt wo Felix auch wieder da ist und ihr Tobi schon ein bisschen kennengelernt habt, wollten wir euch noch etwas sagen." Was kommt denn jetzt? Ich bekomme ein ungutes Gefühl. „Also naja, als wir auf Bali waren, unserem letzten Halt bei der Weltreise, da hat Jared mich mit einem romantischen Dinner überrascht. Und da hat er..." Oh nein, das wird er jetzt bitte nicht wirklich sagen, oder? „Er hat mir einen Antrag gemacht und ich habe ihn angenommen." Seine Worte unterstreicht er, indem er seine Hand nach oben streckt und man so einen Ring erkennen kann.

Das darf doch alles nicht wahr sein, oder? Ich wiederhole mich, aber natürlich soll mein Bruder glücklich werden, aber bei dem Gedanken, dass er Tobi heiratet, bekomme ich direkt wieder das Gefühl, dass ich zusammenbreche.

„Oh, wie schön! Das freut mich sehr. Kommt her, lasst euch drücken." Mum ist natürlich direkt euphorisch und auch Dad scheint sich zu freuen. „Herzlichen Glückwunsch an euch beide." Die Blicke meiner Eltern gehen zu mir, weshalb ich jetzt reagieren muss. Also gehe ich auch auf meinen Bruder zu und umarme ihn. „Glückwunsch, ich freue mich sehr für euch." Während wir die Umarmung lösen, wird mir klar, dass alle jetzt wahrscheinlich auch erwarten, dass ich auch Tobi beglückwünsche. Was soll ich tun? Ich kann ihn doch nicht umarmen.

„Herzlichen Glückwunsch, behandle meinen Bruder gut." Ich zwinge mir ein Lächeln auf und gebe ihm die Hand.

Mehr kann ich aber nicht machen. Es geht einfach nicht.

Schatten der Vergangenheit - Felix...!Where stories live. Discover now