Kapitel 25

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Sicht Lauren

Seit meiner Geburt hat er mich gehasst, er ließ keinen Moment aus, um es mir zu zeigen. Und warum? Weil ich ein Mädchen war. Ist es meine Schuld? Leben wir nicht im 21. Jahrhundert, wo es egal sein sollte, ob Junge oder Mädchen?

Ihm war es egal; er wollte einen Jungen. Wegen ihm landete ich mit 18 Jahren auf der Straße, mit einem Neugeborenen und einer 12-Jährigen. Tage des Verhungerns gehörten für mich zum Alltag, nur damit meine Schwestern es nicht tun mussten. Und warum das alles? Nur weil er einen Sohn wollte. Es ist so viel Wut in mir. Verdammt, was habe ich nicht alles gemacht? Ich habe mich selbst verkauft, nur um Bellas Behandlung bezahlen zu können. Warum? Was habe ich getan? Womit haben wir das verdient? Ich war doch auch ein Kind...

Meine Umgebung nehme ich kaum wahr, mein ganzer Körper zittert, und mein Blick liegt auf ihm, dem Mann, der mein Vater sein sollte. Mein Brustkorb droht zu platzen, während die Tränen ununterbrochen über meine Wangen laufen. Ich spüre, wie mich jemand festhält und meinen Namen ruft. Ich schüttle nur müde den Kopf und wende meinen Blick von meinem Erzeuger ab, sehe in Dylans Augen, die mich besorgt anschauen.

„Darf ich bitte gehen?" flüstere ich leise, denn ich will ihm den Abend nicht zerstören, aber ich will weg hier, ich halte das nicht aus. Er nickt nur und hält mich an der Taille fest, als hätte er Angst, ich würde umfallen, und führt mich aus der Halle. Mein Kopf ist ein reines Chaos, und ich kann nicht klar denken, daher ignoriere ich alles um mich herum.

Erst als wir im Auto sitzen, beruhige ich mich ein wenig und versuche regelmäßig zu atmen. Dylans Blick liegt durchgehend auf mir. Ein Schluchzen entfährt meiner Kehle, als ich wieder an ihn denken muss. Zum Glück fragt er nicht nach, denn ich vermute, ich würde dann zusammenbrechen. Ich hatte gehofft, dass der Abend ein wenig schöner wird...

Als wir angekommen sind, steige ich schnell aus und laufe zum Fahrstuhl. Dylan öffnet die Tür des Apartments, und ich laufe schnell zu meinem Zimmer, doch Dylan hält mich fest.

„Was ist los, Lauren? Rede mit mir. Was ist passiert?" fragt Dylan und beugt sich zu mir. Unfähig, etwas zu sagen, starre ich in seine Augen.

„Rede, Lauren! Bitte! Hat jemand etwas zu dir gesagt?" diesmal mit mehr Nachdruck.

„N-ein, Alles-„ Ich wische meine Tränen weg und versuche einen Satz herauszubringen, als er mich unterbricht.

„Wag es nicht, mich anzulügen! Du hattest eine verdammte Panikattacke! Sag es mir, sofort!"

„Mein Vater war da, okay?! Reicht das!? Und jetzt will ich nicht mehr darüber reden!" sage ich wütender. Was interessiert ihn das, huh? Er erzählt doch auch nichts!

„Ich wusste nicht, dass er da sein wird. Das wäre jetzt aber ein guter Zeitpunkt, um mir zu erzählen, warum du nichts mit ihm zu tun hast und mit 18 abgehauen bist mit zwei kleinen Kindern." Wie erstarrt schaue ich ihn an. Woher weiß er, dass ich seit ich 18 bin nicht mehr zu Hause lebe und wieso denkt er, ich sei abgehauen? ich meine, ich weiß, dass mein Vater erzählt hat, ich sei abgehauen, aber woher weiß Dylan das?

„Woher weißt du all das?" Die Trauer ist verschwunden und es ist nur noch Wut übrig, so viel Wut, dass ich jemanden umbringen will.

„Das spielt keine Rolle, Lauren! Beantworte meine Frage!"

„Ach, das spielt keine Rolle? Dylan, das kannst du nicht ernst meinen, oder? Du erzählst mir nichts! Nicht mal was über deine Narben! Und erwartest, dass ich dir alles erzähle?"

„Du verstehst das nicht, Lauren, ich habe meine Gründe! Es ist nicht so einfach wie du denkst. Jetzt erzähl mir, was in dieser Nacht geschehen ist, sonst-"

Herzschlag der Täuschung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt