Trostlos

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Als Ricki einige Stunden später auf der Matratze erwachte, fand er sich inmitten des düsteren Zimmers wieder. Dex lag neben ihm und schlief friedlich, während die anderen Junkies ebenfalls in einem unruhigen Schlaf versunken waren.

Jake saß mit einer Bierflasche in der Hand auf einem abgenutzten Sessel, sein Kopf leicht zur Seite geneigt, während er tief schlief. Ronja lag in Blaces Armen auf dem schäbigen Sofa, ihre Körper eng aneinander geschmiegt. Ein Gedanke schoss Ricki durch den Kopf: Waren die beiden ein Paar?

Die Stille des Zimmers wurde nur durch das leise Schnarchen der schlafenden Junkies durchbrochen, während Ricki sich langsam aufrichtete und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Die düsteren Schatten der Vergangenheit hingen schwer über ihm, während er sich fragte, was die Zukunft für ihn bereithalten mochte.

Ricki öffnete langsam die Augen und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten, den sie für die Nacht bewohnten. Zum ersten Mal nahm er die Wohnung richtig wahr - eine trostlose Ansammlung von Verfall und Verwahrlosung.

Die Fenster waren zerbrochen, und kalte Windböen strichen durch den Raum, während draußen das gedämpfte Murmeln der Stadt zu hören war. Glassplitter bedeckten den Boden, und Ricki wich ihnen vorsichtig aus, um sich nicht zu verletzen. Zwischen den Scherben lagen tote Mäuse, stumme Zeugen der Trostlosigkeit dieses Ortes. Leere Bierflaschen standen herum, als hätten sie die Nacht über eine einsame Party gefeiert.

Die Tapeten an den Wänden waren mit Graffiti besprüht, bunte Farben, die ein tristes Bild kontrastierten. Ricki betrachtete die bunten Sprühbilder und fragte sich, welche Geschichten hinter ihnen steckten. Doch sein Blick wurde unweigerlich von einem riesigen roten Fleck angezogen, der eine der Wände zierte. Es sah verdächtig nach Blut aus, und ein Schauer lief Ricki über den Rücken, als er darüber nachdachte, wie dieser Fleck wohl hierher gekommen war.

Die düstere Atmosphäre der Wohnung drückte auf ihn, und Ricki spürte die Beklemmung in seiner Brust. Wie war er nur in diese Situation geraten? Wie hatte er es soweit kommen lassen können?

Ricki seufzte leise und legte seinen Kopf zurück auf die dreckige Matratze. Als er sich umdrehte, bemerkte er, dass nicht alle um ihn herum schliefen. Echo lag wach, ihre dunklen Augen starrten leer in die Leere des Raumes. Sie wirkte so jung, höchstens 17, und trotz der Härte des Lebens auf der Straße hatte sie noch immer etwas Unschuldiges an sich.

"Hey, Echo", flüsterte Ricki leise. "Alles okay bei dir?"

Echo blieb regungslos liegen, ihr Blick schien durch Ricki hindurchzugehen. Sie antwortete nicht, und Ricki konnte die Schwere der Stille spüren, die zwischen ihnen lag. Es war, als ob sie in ihrer eigenen Welt gefangen wäre, unerreichbar für die Realität um sie herum.

Ricki beschloss, sie nicht weiter zu stören, und ließ seine Gedanken in die Dunkelheit der Nacht abschweifen. Vielleicht würde Echo irgendwann bereit sein, ihre Geheimnisse mit ihm zu teilen. Bis dahin würden sie wohl beide in ihren eigenen Welten verharren, einsam und verloren in dieser trostlosen Umgebung.

Ricki lag die ganze restliche Nacht wach und versank in Gedanken, während die Zeit langsam verging. Die Dunkelheit um ihn herum schien unendlich, und seine Gedanken drehten sich unaufhörlich um die Ereignisse der letzten Tage. Er reflektierte über seine Vergangenheit, über Matteo und die Entscheidungen, die ihn an diesen trostlosen Ort geführt hatten.

Als die ersten Sonnenstrahlen durch die kaputten Fenster brachen und den Raum langsam erhellten, erwachten die anderen Junkies um ihn herum langsam aus ihrem Schlaf. Ricki spürte die Steifheit in seinen Gliedern und die Erschöpfung, die ihn überkam, doch sein Geist war wach und klar.

Er erhob sich langsam von der Matratze und streckte sich aus, bereit, einen weiteren Tag in dieser harten Realität zu meistern.

Die Zukunft mochte ungewiss sein, doch Ricki wusste, dass er stark genug war, um ihr entgegenzutreten, egal was sie für ihn bereithalten mochte.

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