Gefährliche Spirale

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Für Ricki war jeder Tag gleich. Er und die anderen Junkies klauten, rauchten, nahmen Drogen und bettelten in U-Bahnstationen oder auf der Straße. Das Leben war eine endlose Abfolge von Sucht und Überlebenskampf, ein Teufelskreis, aus dem es kein Entkommen zu geben schien.

Ricki spürte die Leere in seinem Inneren, die die Drogen nur vorübergehend zu füllen schienen. Doch der Rausch verflog schnell, und er blieb zurück mit einem noch stärkeren Gefühl der Verlorenheit und Einsamkeit.

Trotzdem war es einfacher, sich in der Welt der Drogen zu verlieren, als sich den Schmerz der Realität zu stellen. Und so verbrachte Ricki die Tage im Rausch, auf der Suche nach einem flüchtigen Moment der Erlösung von all seinen inneren Dämonen.

Gerade saß die Gruppe in einem Park, und die wärmenden Sonnenstrahlen waren eine willkommene Erleichterung nach den kalten Tagen. Sie teilten sich eine Flasche Wein, die Ronja heimlich aus einem Supermarkt mitgehen lassen hatte. Ricki lehnte erschöpft an Dex, und die beiden kamen sich in den letzten Tagen immer näher und wurden immer vertrauter miteinander.

Ricki spürte die Wärme der Sonne auf seiner Haut und schloss für einen Moment die Augen, während er den Wein nippte. Neben ihm fühlte er Dex' beruhigenden Atem, und ein Gefühl von Geborgenheit breitete sich in ihm aus. Trotz allem Elend und der ständigen Suche nach dem nächsten Rauschmoment fand Ricki in Dex eine Art Zuflucht, eine Verbindung, die ihm Halt gab in dieser trostlosen Welt.

Die anderen Junkies plauderten und lachten, und für einen kurzen Moment schien die Last des Alltags etwas leichter zu werden. Doch Ricki wusste, dass die Realität bald wieder Einzug halten würde, und so genoss er diesen Moment der Ruhe und Geborgenheit, so lange er noch dauern mochte.

Nach einer Weile der Stille, in der jeder seinen eigenen Gedanken nachhing, brach Ricki das Schweigen und richtete die Frage an die Gruppe: "Wie seid ihr alle auf der Straße gelandet?"

Ein nachdenklicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht, während er seine Freunde betrachtete. Jeder hatte seine eigene Geschichte, seine eigenen Gründe, warum er jetzt hier war. Ricki wollte mehr über sie erfahren, sie verstehen.

Der Anführer der Gruppe, Jake, seufzte schwer und begann dann langsam zu erzählen. "Also, ich war früher ein ganz normaler Typ", begann er zögerlich. "Hatte einen Job, eine Wohnung... aber dann ging alles schief. Meine Freundin hat mich verlassen.... und nun ja, ich bin irgendwie in ein Loch gefalen, ich hab meinen Job verloren, Schulden angehäuft... Ich konnte einfach nicht mehr. Und dann war da plötzlich nur noch die Straße."

Seine Stimme klang brüchig, als er die traumatischen Ereignisse seines Lebens Revue passieren ließ. Die anderen Junkies hörten gespannt zu, während Jake weitererzählte, wie er nach und nach sein ganzes Leben verloren hatte und sich schließlich mit ein paar anderen zusammengeschlossen um irgenwie zu überleben.

Ricki lauschte Jakes Geschichte aufmerksam, während er an seine eigenen Erfahrungen auf der Straße dachte. Jeder hier hatte seine eigenen Gründe, warum er hier gelandet war, und doch gab es eine gewisse Verbundenheit zwischen ihnen, die sie gemeinsam durch den harten Alltag trug. Es war ein seltsames Gefühl der Solidarität, das sie alle miteinander verband, und Ricki konnte nicht anders, als sich in diesem Moment ein wenig weniger allein zu fühlen.

Gerade als Blace anfangen wollte, von seiner Vergangenheit zu erzählen, hörten sie jemanden rufen. "Da sind sie!" Ehe Ricki sich versah, packte Dex ihn am Arm und zog ihn mit sich. Die anderen Junkies sprangen ebenfalls auf, und panisch versuchten sie, sich aus dem Park zu fliehen.

Ricki hatte Mühe, mit Dex Schritt zu halten, als sie durch die Gassen und Straßen davonrannten. Sein Herz pochte laut in seiner Brust, während er hinter Dex herjagte. Immer wieder warf er ängstliche Blicke über die Schulter, um zu sehen, ob ihnen die Polizisten folgten.

Die Gruppe lief in alle Richtungen verteilt davon, und Ricki wurde von Dex in dunkle Gassen mitgezogen. Doch plötzlich stolperte Ricki über einen herausragenden Stein und fiel zu Boden. Der Schmerz durchfuhr ihn wie ein Blitz, aber er zwang sich, sofort wieder aufzustehen und weiterzulaufen. Doch Dex hatte das Stolpern nicht bemerkt und war bereits weiter in den verwinkelten Gassen davongeeilt.

"DEX!", rief Ricki verzweifelt, doch seine Stimme verhallte ungehört in den engen Gassen. Er sah sich hektisch um, aber Dex war verschwunden. Eine Welle der Angst überkam ihn, als er realisierte, dass er allein war und nicht wusste, wie er sich jetzt zurechtfinden sollte.

Trotz des pochenden Schmerzes in seinen Knien setzte Ricki seinen Weg fort, doch die dunklen Gassen wirkten plötzlich bedrohlich und unheimlich. Die Angst vor dem Alleinsein trieb ihn an, während er durch die engen Straßen rannte, die Hoffnung, Dex wiederzufinden, fest in seinem Herzen.

Ricki wurde fast von einem Polizisten eingeholt, doch er rannte unerbittlich weiter, sein Herz pochte wild vor Angst und Adrenalin. Das Blut von seinen aufgeschlagenen Knien lief an seinem Bein hinunter, doch er spürte den Schmerz kaum, so sehr war er von der Panik getrieben.

Mit jedem Schritt versuchte er, sich weiter von dem Polizisten zu entfernen, der ihm dicht auf den Fersen war. Seine Lungen brannten vor Anstrengung, aber er konnte nicht aufhören, er musste entkommen, um jeden Preis.

Er rannte weiter, seine Schritte vom Adrenalin angetrieben, während er sich verzweifelt von dem Polizisten entfernte. Als er schließlich an einer verlassenen Halle vorbeirannte, spürte er plötzlich, wie er ruckartig von einer Gestalt in eine Tür gezogen wurde. Der Polizist, der ihn verfolgte, rannte ohne zu zögern daran vorbei, und Ricki atmete erleichtert auf.

Als er sich umdrehte, sah er, dass Dex ihn in die Halle gezogen hatte. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte ihn, und ohne zu zögern sprang Ricki auf Dex zu und umarmte ihn fest um den Hals. "Dex, Mann, du hast mich gerettet!", rief Ricki dankbar aus, während er spürte, wie die Anspannung und Angst langsam von ihm abfielen.

Dex lächelte erleichtert und klopfte Ricki auf die Schulter. "Keine Sorge, Kumpel, ich lass dich nicht im Stich", sagte er mit einem leichten Grinsen.

Ricki und Dex ließen sich auf den kalten Betonboden sinken, Dex zündete sich einen Joint anzündete. Ein schwacher Geruch von Gras hing in der Luft, als Dex tief inhalierte und den Rauch langsam ausblies.

"Verdammt, das war ganz schön knapp", murmelteDex und reichte den Joint an Ricki weiter. "Ich hoffe, die anderen haben es auch geschafft."

Ricki nahm den Joint an und nahm einen tiefen Zug, spürte die beruhigende Wirkung des Cannabis, die langsam durch seinen Körper strömte. "Ja, hoffentlich", antwortete er, während er den Rauch langsam ausatmete. "Wir sollten uns irgendwo verstecken, bis die Luft wieder rein ist."

Dex nickte zustimmend und lehnte sich gegen die kalte Betonwand der Halle. „Hier sind wir erstmal sicher."

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⏰ Last updated: May 06 ⏰

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