Well-placed distractions

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81 Kapitel (Pov Riley)

[4 Tage nach dem Streit]

In Gedanken versunken überquere ich die Straßen mit meinen Kopfhörer und höre plötzlich trotz mittlerer Lautstärke ein lautes Quitschen.
Sofort werde ich hellhörig und richte meinen Blick, der vorher noch den Boden galt, auf die Straße.
Im Augenwinkel bemerke ich, wie dicht vor mir ein Auto zum stehen kommt, dass gerade wohlbemerkt durch meine Unachtsamkeit eine Notbremse ziehen musste.
Glücklicherweise, denn sonst wäre das nicht so gut für mich ausgegangen!
Mit schnell pochenden Herz schau ich durch die Windschutzscheibe und sehe dort einen etwas älteren Herren, der mich ebenfalls vor Schock mit weit aufgerissenen Augen bedrachtet.
Das Hupen des Autos, der das Ganze hinter dem Beteiligten mitverfolgt und nun auf das Weiterfahren wartet, reißt mich aus meiner Starre und peinlich berührt, will ich eigendlich nur noch die Flucht ergreifen.
Also verbeuge ich mich im nächsten Moment etwas als Entschuldigung und will weiter gehen, als ich bemerke, wie der Fahrer im Auto an die Seite fährt und gleich darauf aussteigt.

Mit schnellen Schritten kommt der Hellbraunhaarige auf mich zu, während ich verwirrt am Straßenrand stehen bleibe.
,,Es tut mir unglaublich leid.
Ist alles okey bei Ihnen?" fragt er mich, als er vor mir zum stehen kommt und etwas neben der Spur erwiedere ich nur mit einem Nicken.
Ich sehe, wie sich der Herr nicht von mir beirren lässt und mich daraufhin sanft an den Schultern nimmt, um mich etwas drehen zu können.
Vermutlich will er schauen, ob ich irgendwo verletzt bin und ich lass das auch zu, weil ich nicht die Kraft finde, um dagegen anzukämpfen.
Dabei bin ich nicht äußerlich verletzt.
Meine Verletzheit ist innerlich und nicht von außen zu sehen, genau das ist ja das Problem.
Meine Sehnsucht frisst mich fast von innen auf und das schlechte Gewissen bringt mich bis zu meinen Grenzen.
Der Vorfall hat sich zwar erst vor vier Tage ereignet, aber Brian hat sich seitdem nicht einmal die Mühe gemacht, mir unter die Augen zu treten.
Das lässt mich die Frage denken, ob vielleicht noch irgendwas schlimmeres mit seinem Vater vorgefallen ist.
Ich hab ihn nicht geholfen und ihn einfach in Stich gelassen und genau deshalb macht mir die Situation noch schwerer zu schaffen.
Bin ich egoistisch, dass ich gegangen bin?
Hätte ich die Situation irgendwie verändern können?

Ich weiß es nicht und das lässt mich so schlecht fühlen.
Ich bin ein schlechter Freund, aber sein Vater ist und bleibt einfach einer seiner Schwachstellen, bei dem er nur noch nach Rückzug schreit, da hätte ich nichts tun können.
Er soll erster das klären, bevor wir weiter in einer Beziehung sein können.
Deshalb geh ich ja auf Abstand, so sehr es auch weh tut.
Doch ihn scheint es nichts auszumachen, den er versucht nicht einmal mich zurück zu bekommen.

,,Oh Gott!" kommt plötzlich aus dem Mund des Fremden und wieder etwas klarer vor Augen, sehe ich in seine, die meinem Gesicht zugewendet sind.
,,Du siehst garnicht gut aus mein Junge." spricht er mein Gesicht an, das von den tiefen Augenringen, die schwarz unter meinen Augen hervorstrahlen, betont wird.
Das ich die letzten Nächte nicht sonderlich viel Schlaf bekam, macht sich wohl bemerkbar und ebenfalls fühle ich mich auch misserabel.
Ich hab noch immer etwas Fieber und bin die Woche bis jetzt noch nicht in der Uni gewesen, weil ich nur im Bett lag und einzig allein die Kraft auffand, um mir etwas zum trinken zu holen oder auf die Toilette zu gehen.
Das war die Folge von den Tag, an dem ich aus Brians Wohnung geflogen bin, mehrere Stunden herumirrte und schließlich vor Cassys Wohnungstür landete.
Es war mir peinlich gewesen und ich wusste nicht, ob ich die passenden Wörter finden würde, um mit ihr über das Geschehenen zu reden, weswegen ich nicht gleich klingelte.
Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein.
Mir geht es zwar wieder etwas besser, trotz allem sitzt alles noch tief in mir und hält mich unter anderem davon ab, die Augen normal schließen zu können.

Die Fragen in meinem Kopf wollen auch nicht aufhören, mir einzureden, dass ich keine Hoffnung mehr an die Beziehung setzen soll.
Fragen, wie zum Beispiel, ob Brian einfach bemerkt hat, was für eine Blage ich bin und mich deshalb nicht nochmal sehen will.
Oder aber, die Tatsache, dass ich ihn nie etwas bedeutet habe.
Das glaub ich aber nicht!
Ich halte mich an seinen Satz:
,,Du bist mir wirklich unglaublich wichtig und denk auch nicht, dass ich jemals etwas anderes glauben darf!" fest.
Ich weiß, dass diese ernst von ihm gemeint gewesen sind.
Das konnte ich an seinen ehrlichen Augen sehen.
Ich könnte sofort wieder zum Weinen anfangen, bei den Gedanken, wie sehr ich in ihn verliebt bin.
Die Nachricht mit seiner Mutter muss ihn so aus dem Konzept gerissen haben, weshalb er mir noch mehr Leid tut.
Der Gedanke, dass er in der Wohnung allein sitzt und vor sich hin leidet, tut in meinen Herzen weh, aber vermutlich will er mich garnicht an seiner Seite haben.

I Like Me Better when i'm with you Where stories live. Discover now