7. Hisst die Flagge

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„Na? Gefällt dir, was du siehst?", fragte Hook Margo neckisch und wackelte provozierend mit den Augenbrauen, als die Polizistin zu ihm in die Gasse hineintrat und ihn eingehend analysierte. Auf Kinn und Wange zeichnete sich ein dunkelblonder Bartschatten ab und ohne es zu wollen, kategorisierte Margos verräterisches Gehirn ihn als gutaussehend ein. Was seltsam war, in den Geschichten ihrer Urgroßtante wurde er nie ... auch nur annähernd so beschrieben. Wurde er da nicht eher als ... alter Knacker mit gewaltigem Schnauzbart und grässlichem Kleidungsstil betitelt? Aber vielleicht galt man in Kinderaugen schon als alt und haarig, sobald man nur die Volljährigkeit überschritten hatte. Und zumindest letzteres stimmte schon irgendwie; inzwischen trug der Pirat nämlich keinen weißen Schutzanzug mehr, stattdessen ein schwarzes Hemd mit kunstvollen, silbernen Applikationen an der Brust, was in einer ebenfalls schwarzen Hose steckte. Darüber trug er einen langen, bleichroten Mantel.

„Ich denke, wir müssen uns mal unterhalten", begann Margo unheilvoll und verschränkte die Arme. „Ich werde dir gleich einige Fragen über ... Peter Pan stellen, die du mir besser wahrheitsgetreu beantwortest."
Margo versuchte möglichst einschüchternd zu wirken und streckte den Rücken gerade durch.

„Sonst was?", fragte der Pirat und das feurige Funkeln innerhalb seiner goldglühenden Iriden, zeigte sich von diesen Worten gänzlich unbeeindruckt und loderte munter weiter.

„Sonst werde ich diesmal deutlich mehr an das Krokodil verfüttern, als deine bloße Hand", drohte Margo ihm finster.

Durch ihre Worte beschwor Margo eine irgendwie drückende Stimmung herauf, die sie nicht sofort zuzuordnen vermochte und ihr in Handschellen gelegtes Gegenüber deshalb erstmal nur abwartend anblickte.

„So war das überhaupt nicht", zerriss dieser diese Stille schließlich zerknirscht. „Ich hatte einfach Pech und bin blöd gefallen. Ernsthaft, am Tag davor hat es wie aus Eimern geschüttet und es war unfassbar glatt! Da hätte wirklich jeder ausrutschen können ... Dieser fliegende Bengel hat das natürlich sofort schamlos ausgenutzt und mir gleich die Hand abgehackt. Welcher glorreiche Held tut sowas bitte, hm? Und dann musste er sie Tick Tock auch noch zum Fraß vorwerfen ... und trotzdem soll ich weiterhin der Böse in der Geschichte sein? Strenggenommen bin ich doch eher das Opfer!"

Die Polizistin holte tief Luft und versuchte die Ruhe zu bewahren. „Bist du jetzt langsam fertig damit, dich in Selbstmitleid zu suhlen? Also, wie ..." Margo zögerte und suchte nach den richtigen Worten, „... komme ich dorthin?"

„Nach Neverland?"

Margo nickte bedächtig.

„Gar nicht", behauptete er belustigt. „Wie auch? Du bist bereits erwachsen."

„Genau wie du", erinnerte sie ihn ausgesprochen kühl. „Also wie bist du hergekommen? Oder hast du deinen Arsch etwa ebenfalls mit Feenstaub bepudert?"

„Die bessere Frage ist doch ...", begann Hook und legte den Kopf schief, sodass sie einen guten Blick auf seine Halstätowierung erhaschte, die tatsächlich eine schwarze, halbgeöffnete Rose darstellte. „Warum du da überhaupt hin willst?"

Margo blinzelte irritiert. „Weil ... mein Sohn dort ist und ich ihn retten möchte", antwortete sie gereizt.

„Aber wieso? Kinder sind ... laut, unruhig und die Meisten von ihnen riechen zudem noch wirklich eigentümlich. Denkst du nicht, dass du ohne ihn besser dran wärst?"

Der Mutter verschlug es kurzzeitig die Sprache. Wie ... Was ...? Wie konnte er sie sowas auch nur fragen?!

„Natürlich nicht", blaffte Margo deshalb erzürnt. „Und hier geht es auch darum, ob ich meinen Sohn rette, sondern wie. Und jetzt beantworte meine Frage, Jack Sparrow, oder ich werde gleich wirklich ungemütlich."

Lost Boy_A Neverland Storyحيث تعيش القصص. اكتشف الآن