Ein ganz gewöhnlicher Morgen - fast

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Mein Lieber Frodo,

du hast mich oft nach meinen Abenteuern gefragt und auch wenn ich behaupten kann dir immer die Wahrheit gesagt zu haben, so habe ich dir doch nicht alles erzählt. Ich denke es ist jedoch an der Zeit, dass du es erfährst.

Die Geschichte/mein Abenteuer begann wie man es wohl erwartet.

In einem Loch im Boden da lebte ein Hobbit. Nicht in einem schmutzigen, dunklem Loch in dem sich Würmer und Insekten tummeln. Nein, es war eine Hobbithöhle. Das heißt es war ordentlich, sauber, gut beleuchtet, es gab gutes Essen und mehrere Zimmer. Der Hobbit der dort lebte war ich. Bilbo Beutlin. Am Morgen des Beginns meines Abenteuers war alles noch ganz gewöhnlich. Wie jeden Morgen oder besser gesagt wie jeden Vormittag wachte ich auf und begann mit einem ausgiebigen Frühstück. Es war ein schöner Tag und ich wusste ihn zu nutzen. Nach meinem Frühstück, welches an die zwei Stunden gedauert hatte, beschloss ich ein wenig an die frische Luft zu gehen und ein bis vier Pfeifen zu rauchen. Ich setzte mich auf meine Bank vor meiner Hobbithöhle und genoss in vollen Zügen die Sonne. Während ich so da saß und rauchte bemerkte ich wie sich ein merkwürdiges dumpfes Gefühl der Leere in mir breit machte. Ich hatte das Bedürfnis die Pfeife wegzuschmeißen, aufzuspringen und durch das gesamte Auenland und darüber hinaus zu rennen. Meine großen Füße zuckten. Ich verwarf den Gedanken. Ein anständiger Hobbit sollte so etwas nicht denken! Ich war Bilbo Beutlin. Der Hobbit der jeden Tag spät aufstand, Pfeife rauchte, zum Markt ging, sich mit den Nachbarn unterhielt und sich allerhöchstens mal über Lobelia Sackheim-Beutlin aufregte. Eine schreckliche Frau. Mir fielen auf Anhieb mehrere unschöne Wörter für sie ein und erneut musste ich mich zur Ordnung rufen. Ein Beutlin beleidigt niemanden. Dabei tat sie das auch ständig. Sie hielt sich für etwas Besseres und das ließ sie alle in ihrem Umkreis spüren. Immer wenn sie mich sah zog sie ihre Augenbrauen hoch, was ich im Übrigen viel besser konnte als sie und spitzte ihre hässlichen Lippen. Es war und ist eine Schande, dass ich entfernt mit ihr Verwandt bin! „Du könntest zu ihr gehen und in ihrem Haus alles verwüsten, sie ist vermutlich noch auf dem Markt", flüstert eine innere fiese Stimme. Was war denn das heute für ein Tag, dass ich solche Gedanken hatte? "Herr Bilbo! Wie geht es Ihnen, alles in Ordnung? Sie sehen verstört aus?", rief mein Nachbar Herr Gamdschi. Ich schüttelte den Kopf. "Mir geht es blendend, danke der Nachfrage! Ich schätze es ist nur Zeit für mein Mittag", rief ich ihm fröhlich zu und winkte, als er an meinem Garten vorbei Richtung Markt lief. Mittagessen. Das war eigentlich keine schlechte Idee. Ich könnte aufstehen und mir etwas zubereiten. Mein Körper reagierte nicht. Ich zog an meiner Pfeife und blies Rauchringe in die Luft. Die Sonne schien mir angenehm ins Gesicht und ich schloss die Augen. Die Wärme ließ mich schläfrig werden und ich war dabei weg zu dämmern. Etwas setzte sich auf meine Nase und ich öffnete die Augen. Es war ein Schmetterling aus Rauch, der verpuffte. Ich fragte mich natürlich woher der Schmetterling kam, der dazu noch aus Rauch war. Doch noch viel interessanter war die Frage, wer der alte großgewachsene Mann war, der vor meinem Gartenzaun stand und mich ansah. Er trug eine Art graues Kleid, (ein Kleid?!) auf seinem Kopf hatte er einen ebenfalls grauen Spitzhut und in der Hand hielt er einen großen braunen Gehstock, der oben kunstvoll verdreht war. Ich starrte ihn an, bis der Beutlin in mir mich an meine Manieren erinnerte. "Einen schönen guten Morgen", sagte ich. Der Mann reagierte nicht. "Was meint ihr damit?", fragte er. "Wünscht Ihr mir einen guten Morgen oder meint Ihr, dass es ein schöner Morgen ist, egal was Ihr wünscht? Oder Ihr wolltet sagen, dass Ihr an diesem Morgen alles schön und gut findet. Oder wolltet Ihr sagen man müsse an diesem Morgen gut oder schön sein?", fragte er und ich bemerkte ein belustigtes Funkeln in seinen Augen. Verdattert starrte ich ihn an. "Ähm", sagte ich. Wirklich, sehr einfallsreich! "Alles zugleich... denke ich", erwiderte ich etwas stockend, da ich immer noch verwirrt war. Was der nicht alles in einen „schönen guten Morgen" hineininterpretieren konnte! Wenn ich gemeint hätte, dass man an diesem Morgen gut oder schön sein müsse, dann hätte er ja schon ein Problem gehabt. Denn schön sah nun wirklich nicht aus und ob er gut war konnte ich nicht beurteilen... Nicht das er hässlich wäre... aber eine Schönheit war er nicht. Ich drehte mich leicht von ihm weg. Er blieb an der Stelle stehen, wo er stand. Ich wandte mich ihm wieder zu und fragte: "Kann ich Euch helfen?". Ich hoffte, dass man nicht heraushörte, dass ich ihm nicht wirklich helfen wollte. Er legte den Kopf leicht schief und murmelte: "Das bleibt abzuwarten!". "Ich bereite ein Abenteuer vor und suche jemanden der noch mitmacht", fügte er hinzu und musterte mich bedeutungsvoll. Vor Schreck fiel mir die Pfeife aus dem Mund. "Ein Abenteuer? Nein, ich glaube nicht, dass jemand außerhalb von Bree sonderlich viel Interesse hat. Dabei hat man nichts als Ärger und Scherereien! Dann wird der Ruf geschädigt, die Leute fangen an zu tuscheln und man macht sich schmutzig! Ach und man kommt zu spät zum Essen!", sagte ich und stand auf um meine Briefe aus dem Briefkasten zu holen. „Lügner! Ein Abenteuer... das klingt doch verlockend!", flüsterte die leise Stimme. Nein, tut es nicht. Das war die Vernunft in mir, meine bessere Hälfte oder auch innerer Beutlin genannt. Ich tat so als würde ich die Absender auf den Briefen überfliegen, doch in Wahrheit ließ ich den Alten vor mir nicht eine Sekunde aus den Augen. Ich räusperte mich sagte "Guten Morgen" und machte mich auf den Weg in mein Haus. "Das ich von Belladonner Tucks Sohn mit einem guten Morgen abgewimmelt werde! Als würde ich Knöpfe an der Tür verkaufen!", rief der Alte empört. Ich drehte mich um. Woher kannte der alte Sack... ich meine Mann, meine Mutter?! Eigentlich war das keine schwere Frage: Die Tucks und meine Mutter im Besonderen waren oft in unhobbithafte Dinge verstrickt. "Ihr habt euch verändert Bilbo Beutlin und nicht nur zum Besseren!", sagte Mann. Woher kannte der denn jetzt auch noch meinen Namen?! Ich war diesem alten Knacker soweit ich mich erinnern konnte noch nie begegnet. "Kenne ich Euch?", fragte ich um Höflichkeit bemüht. Der Alte nickte leicht. "Nun, Ihr kennt meinen Namen auch wenn Ihr nicht wisst, dass er zu mir gehört", sagte er und fügte heroisch hinzu: "Ich bin Gandalf und Gandalf... ähm... bin ich". Gandalf. Das kam mir tatsächlich bekannt vor. "Doch nicht etwa Gandalf der wandernde Zauberer der immer so ein unglaubliches Feuerwerk gemacht hat! Ich hatte keine Ahnung, dass Ihr noch im Geschäft seid", meinte ich. Hatte ich den letzten Satz gerade wirklich gesagt?! Oh Gott, Bilbo Beutlin du musst heut wahnsinnig sein. Gandalfs Miene verfinsterte sich. "Und wo sollte ich sonst sein?", fragte er herausfordernd. Mensch Opa, so schwer ist das doch nicht zu verstehen! Ich dachte du hättest schon längst ins Gras gebissen! Ich räusperte mich bedeutungsvoll und nahm einen Zug aus meiner Pfeife. Gandalf runzelte die Stirn und grummelte: "Es ist schön, dass Ihr wenigstens noch irgendetwas von mir wisst... auch wenn es nur mein Feuerwerk ist". "Dann wäre das also entschieden! Es wird euch äußerst gut tun!", rief er aus und fügte etwas leiser gemurmelt hinzu: "Und für mich sehr belustigend sein". Laut und an mich gewandt sagte er dann: "Ich werde es den anderen mitteilen!". "Mitteilen? Welchen ander-", setzte ich zu meiner neugierigen Frage an, doch der Beutlin in mir ließ meine Alarmglocken läuten. "Nein! Nein, nein... Auf gar keinen Fall!", rief ich und hüpfte die Stufen zu meinem Haus hoch. "Nein! Nichts mit Abenteuern! Schon gar nicht hier und heute oder morgen oder... egal! Nein. Ich schlage vor Ihr versucht es hinter dem Bühl oder jenseits der Wässer", sagte ich aufgebracht und verschwand in meinem Haus. Ich steckte noch einmal kurz den Kopf heraus und sagte rasch: "Guten Morgen", dann schlug ich die Tür zu und lehnte mich mit dem Rücken dagegen. Hastig schob ich den Riegel vor und atmete tief durch. Plötzlich erklang ein merkwürdig kratzendes Geräusch von meiner Tür. Vorsichtig lugte ich aus dem Fenster direkt neben meiner grünen runden Tür. Ich sah in durch das Fensterglas vergrößerte blaue Augen. Erschrocken sprang ich zurück und versteckte mich in meinem Flur. Ich schloss kurz die Augen und lief dann in mein Wohnzimmer und spähte dort etwas vorsichtiger nach draußen. Ich sah gerade noch wie Gandalf mein Gartentor schloss und den Weg durch das Auenland davonging. Erleichtert atmete ich aus und ging in die Küche um erst mal eine Kanne Tee zu kochen. Da war ich ja noch gerade so mit heiler Haut davon gekommen. Das versuchte ich mir zumindest einzureden. Ich spürte wieder die aufkommende Leere und die leise Tuck Stimme flüsterte: „Du bist selbst schuld! Jetzt musst du dein langweiliges Leben weiterleben und irgendwann einsam und vor Langeweile sterben!". Ich schluckte schwer. Nein, mein Leben war nicht Langweilig! Oder?

Der Hobbit - der Meisterdieb und der König unter dem BergeTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang