Sturm in meinem Herzen

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POV: Nicky
Das Wetter hatte sich sehr schnell verschlechtert. Die Sonne wurde durch dicke, dunkle Wolken verdeckt.

Ich wartete ungeduldig auf Pale, der mich fahren wollte und noch damit beschäftigt war sich die riesigen Schuhe anzuziehen. <Warum waren die mir gestern nicht aufgefallen? Ich versteh es nicht! So viel hatte ich doch gar nicht getrunken. Oder doch?>

Endlich war er fertig und wir könnten gehen. Nach der ersten Treppe fiel mir ein, dass ich meine Schlüssel vergessen hatte. Ich rannte ohne weitere Worte wieder nach oben. Laut klopfte ich gegen die Tür. Elli öffnete und hielt mir die Schlüssel schon entgegen. "Rechter Schuh, der mit den mini Absätzen.", erklärte sie.

"Bis heut' Abend!", rief ich während ich die Treppen wieder runter rannte. Pale wartete ganz geduldig. Wir liefen runter zu seinem Auto. Ein kleiner roter VW. <niedlich. Kann der sich nichts Größeres leisten?>

Schweigend stiegen wir ein. Er fuhr los. "Wo ist die Uni?", fragte er an der ersten roten Ampel. "Gerade aus und dann 4 Querstraßen. Dann sind wir da", erklärte ich knapp. Es hatte angefangen zu regnen. Der Regen trommelte auf die Frontscheibe, unterbrach die Stille mit Trommelschlägen. Recht schnell wuchs der Regen zu einem Monsun an. Die Scheibenwischer konnten nicht mehr mithalten, sodass ich von der Straße nur noch verwaschene Konturen erkennen konnte. "Weißt du, du kannst wirklich froh sein, so ein tolles Mädchen als Freundin zu haben.", sagte Pale. "Sie ist wirklich fürsorglich und wäre bestimmt eine gute Frau und Mutter.", dachte er laut. Ich würde wütend. "Elli gehört zu mir!", schrie ich fast. "Du kannst nicht einfach herkommen und sie als dein erklären! Du bist nicht von hier und gehörst hier nicht hin!" Er sah mich komisch an. "Sie ist mir schon ganz verfallen. Wenn ich sie frage, ob sie zu mir will, wird sie nicht Nein sagen. Und sie wird dich verlassen.", er knurrte fast an. "Lass mich raus!"

"Aber es schüttet!"

"LASS. MICH. HIER. RAUS!", er blieb stehen und ich stieg hastig aus. "Verschwinde aus meinem Leben!", rief ich ihm zu, während er davon brauste.

Ich atmete tief durch.

"War das dein Freund?", fragte mich jemand hinter mir.

Es war Jako.


"Nein. Das war...", meine Stimme zitterte. Mir war kalt und ich war den Tränen mehr als nah. "Er will mir Elli weg nehmen.", ich war wütend und traurig zugleich.

"ER WILL MIR ELLI WEGNEHMEN!", und die Tränen vermischen sich mit dem Regen. Ich fing an laut zu schluchzen. Jako schloss mich fest in den Arm. Ich vergrub meine Finger in seinem Shirt um dem Schmerz, der sich in mir ausbreitete Luft zu lassen. Immer lauter schluchzte ich. Je lauter ich wurde umso fester hielt er mich. Seine Haare fielen mir bald ins Gesicht. Es hörte ganz plötzlich auf zu regnen. Ich sah nach oben. Eine Regenschirm. Aber Jako hielt ihn nicht. Er hielt mich. Mit geschlossenen Augen hielt er mich fest. Ich verfolgte den Arm, der den Schirm festhielt. Ein recht großer Mann. Mit Brille und Bart. Braune Haare und Augen. Breites Kreuz und etwas kleiner als Jako. Er lächerle mich schwach an. "Hi.", sagte er fast tonlos.

"Willst du mich uns mitfahren?", fragte er. "Ich bin Felix. Jako's Mitbewohner.", ich nickte und ließ Jako langsam los. Er wischte mir über die Wange und fuhr mir leicht über's Haar.

"Willst du drüber reden?", fragte Jako.

Ich zuckte mit den Schultern, dann nickte ich.

"Komm setz dich zu uns ins Auto" ,schlug Felix mit sanfter Stimme vor.

Wir setzten uns ins Auto. Ein großer silberner Van.

"Wer war das?", fragte Jako, der schützend einen Arm um mich gelegt hatte.

"Patrik. Der Freund von Elli. Sie liebt ihn. Er will dass sie zu ihm zieht...", fing ich an.

"Aber du magst ihn nicht.", beendete Jako meinen Satz.

Ich schüttelte den Kopf.

<Was mach ich bloß ohne Elli? Ich schaff das nicht alleine. Nie im Leben. So lang so lang ist sie schon mein Gegenpart. Nie hat uns etwas trennen können. Kein Schulabschluss und auch keine Eifersucht. Und jetzt das! Ich kann das nicht!> mein Kopf schien immer schwerer zu werden. Ich lehnte ihn gegen Jako's Brust. Wieder schien es so, als würden die Tränen kullern wollen. Jako's gleichmäßiger Herzschlag beruhigte mich wieder. Seine starken Arme hielten mich fest. Langsam fing ich an die Situation zu genießen. "Willst du in die Uni? Du bist ganz aufgelöst und nass bist du auch.", sagte Jako und seine Brust vibrierte leicht bei jedem Wort. "Danke, es geht schon", antwortete ich leise.

"Das ist doch unvernünftig! Du kommst mit zu uns in die UWG und bleibst da, bis es dir wieder einigermaßen geht", beschloss Felix. "Jako kommt auch bald wieder. Er hat ja heute nur 2 Stunden Projektbesprechung oder so"

Ich sah ihm von unten herauf an. "Ja. Wir sollen Akt-Malerei üben und uns das Kriterium genauer anhören, damit wir ein Modell finden können", er schien bei der Erklärung rot zu werden. Sehr rot.

Felix stieg ein und fuhr los Richtung Uni. "Weißt du was? Ich sag deinem Professor du bist krank. Dann weiß er, dass die nicht mehr kommst.", schlug Jako vor.

"Die denken dann doch alle du wärst mein Freund!", ich hatte Bedenken, was die anderen wohl dachten.

"Sollen sie doch denken, was sie wollen. Wir sind doch befreundet, oder nicht?", er lächelte mich an und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich merkte, dass er mich immer noch beschützend festhielt. Langsam schlüpfte ich aus dieser Umarmung heraus.

Die Uni war nicht mehr weit, sodass wir schnell ankamen. Jako sprang aus dem Wagen in den Regen und sprintete in die Uni. Ich sah ihm noch hinterher, bis seine Umrisse ganz verschwammen.

"Du magst ihn, oder?", fragte Felix. Ich sah ihn erschrocken an.

"Brauchst mir nichts vorzumachen. Ich hab doch schon durchschaut" er blinzelte frech. Fast genauso frech wie Jako damals.

Nicht mein TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt